Lockruf des Glücks
ihr eigenes Ego aufzublasen. Du genießt es aber nicht«, sagte er und beugte sich näher zu ihr. »Du hast es gehasst, dem armen Barnes einzuheizen. Das ist der Unterschied von dem ich spreche. Auch wenn du in einem typischen Männerberuf arbeitest, täglich Geschäftsentscheidungen triffst, vergisst du keinen Moment, dass du eine Frau bist.« Jetzt war er gefährlich nahe. »Keiner vergisst es.«
Joshs Worte ließen sie vor Schuldgefühlen erstarren. Plante sie nicht gerade insgeheim, genau das zu tun, was er soeben hervorgehoben hatte, dass sie es nicht tat – einen Mann kleinzukriegen und es zu genießen? Ihre Motive waren gerecht, aber würden andere Menschen sie als habgieriges, kratzbürstiges und bösartiges Frauenzimmer sehen, das man verachtete?
Sie hatte das Bedürfnis, sich zu verteidigen. »Deshalb muss ich immer auf der Hut sein, immer sicherstellen,
dass niemand einen Vorteil daraus zieht, dass ich eine Frau bin.« Die Anklage in ihrer Stimme konnte er nicht missverstehen.
»Ich habe niemals einen Vorteil daraus gezogen, Megan.«
»Hast du nicht?«
»Ich habe meine Position in der Werbebranche genutzt, um dir zu helfen. Zugegeben, ich wollte aus egoistischen Gründen, dass du auf diese Reise mitkommst, aber ich dachte auch, dass du eine Pause vom Druck im Büro brauchen kannst. Meines Wissens habe ich noch nie etwas getan, das nachteilig oder schädlich für dich gewesen wäre, weder als Frau noch beruflich.«
»Das ist eine Frage des Standpunkts, oder?« Ihr Tonfall war stechend.
»Sag mir eine Sache, die ich getan habe, um dich zu verletzen. Ich weiß keine.«
Sie öffnete ihren Mund, aber es kam kein Ton heraus. Was konnte sie ihm vorwerfen? Dass sie einen angesehenen, gut bezahlten Job hatte, weil er sich eingemischt hatte? Dass WONE immer neue Werbekunden bekam, weil er sie zu ihnen schickte? Dass er vor nur zwei Wochen ein Desaster abgewendet hatte, indem er sie über das Vorhaben der Dixieland-Supermarktkette ins Bild gesetzt hatte? Für welches Verbrechen konnte sie ihn schuldig sprechen?
»Du hast mich in der Nacht vor meiner Hochzeit mit deinem Freund geküsst.«
»Viele Männer haben dich in dieser Nacht geküsst.«
»Nicht so wie du!«, entgegnete sie mit einem barschen Flüstern.
Seine Augenbrauen schossen nach oben. »Gibst du also endlich zu, dass mein Kuss eine andere Wirkung auf dich hatte als die anderen?«
»Nein!«
»Lügnerin.«
In der Zwischenzeit war ihre Erregung offensichtlich. Sie atmete so schnell und heftig, dass sich die Seide über ihrer Brust bewegte. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, um ihm nicht ins Gesicht zu schlagen oder ihn zu liebkosen oder sie auf die sich zusammenziehenden Spitzen ihrer Brüste zu legen. Sie drehte ihren Kopf zum Fenster und starrte hinaus.
Sie hatte nie weibliche List nötig gehabt, um Männer anzuziehen. Sie hatte immer viele Verabredungen gehabt, dennoch war sie als Jungfrau in ihre Ehe gegangen. Von diesen stürmischen Minuten mit Josh im Sommerpavillon abgesehen, hatte sie nie sexuelle Indiskretionen begangen. Sie wusste nicht, wie man so etwas in Angriff nahm. Und jetzt würde sie sich mit jedem Schritt ihren Weg entlangtasten. Aber sie wusste, dass eine Frau einen Mann nicht dazu brachte, geifernd, scharf und kaum zu halten zu sein, indem sie sich jedes Mal sträubte, wenn er ihr nahe kam.
Sie ließ es zu, dass ihre Gesichtszüge weicher wurden, bevor sie ihn ansah. »Es tut mir leid, Josh.« Sie
bemerkte seine Hand auf der Armlehne, nur wenige Zentimeter von ihrer Hand entfernt. Sie schluckte die letzten Reste ihres Stolzes und ihrer Zurückhaltung herunter und legte ihre Hand auf seine. »Ich will nicht mehr mit dir kämpfen.«
Er drehte seine Hand um und packte sie fest. »Verdammt, ich wünschte, du hättest dir einen weniger öffentlichen Ort ausgesucht, um mir das zu erzählen«, sagte er mit rauer Stimme.
»Warum?« Sie blickte ihm fragend in die Augen, und ihr Atem stockte, als sie das Verlangen wie heiße Kohlen in seinem Blick glimmern sah. Die goldenen Punkte in seinen Augen sprangen und tanzten wie flammende Feuerzungen.
»Ich möchte dich küssen, deshalb. Ich will die Tatsache feiern, dass du mich nicht mehr länger als Monster oder bestenfalls als Feind betrachtest. Ich habe drei Jahre darauf gewartet, dich sagen zu hören, dass der Kampf zwischen uns vorbei ist.«
Er drückte ihre Hand fester. »Megan, glaubst du, ich war stolz darauf, was ich in dieser Nacht getan habe? Ich bin nicht mit dem Plan
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