Lockruf des Glücks
einer Heiligen? Sie verspürte den Impuls sich etwas überzuwerfen, als ob ihre Blöße obszön wäre.
»N-nicht wirklich mit ihm. Ich bin für die TV-Werbespots von Seascape zuständig. Joshs Agentur betreut ihre Werbung.« Megan fand Lauras steten Blick unangenehm. Sicherheitshalber fügte sie noch hinzu. »Ich kenne Josh seit Jahren.«
»Ja, ich weiß«, antwortete Laura in einem Tonfall, der deutlich machte, dass sie nicht einen Augenblick lang glaubte, dass ihr gemeinsames Interesse an Seascape und die Dauer ihrer Bekanntschaft der einzige Grund dafür wären, dass sie zusammen hier waren.
»Ihr verstorbener Mann hat für ihn gearbeitet. Josh hat oft von Ihnen gesprochen, als wir...«
Sie brach mitten im Satz ab und Megan führte ihn zu Ende. »Als Sie mit ihm verlobt waren?«
Laura war sichtlich bestürzt. »Woher wissen Sie davon? Hat Josh es Ihnen erzählt?«
Megan verstand ihre Sorge. Wie jede andere Frau wollte auch sie nicht, dass die Frau, die sie als Konkurrentin betrachtete, die Fehler in ihrer Vergangenheit kannte. »Nein, nein«, sagte Megan schnell. »Gayla Bishop hat es erwähnt. Ich weiß es erst seit gestern Abend.«
Laura sah erleichtert aus, aber dann lachte sie freudlos. »Nur wenige wussten davon. Wir trennten uns, bevor es bekannt wurde. Josh...«, sie zögerte und fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen.
Megan geriet in Panik, sie fürchtete, dass Laura anfangen würde zu weinen.
»Josh hat sein Herz an jemand anderen verloren.«
»Wie abscheulich von ihm«, sagte Megan mit mehr Feindseligkeit, als sie es beabsichtigt hatte.
Lauras Reaktion überraschte sie.
»Oh nein. Das war es nicht. Ich war froh über seine Ehrlichkeit. Wenn er nicht so offen zu mir gewesen wäre, hätten wir geheiratet, wären immer unglücklicher geworden und hätten uns dann mit mehr Aufsehen scheiden lassen, als eine gelöste Verlobung verursacht hat.«
»Wie können Sie ihn verteidigen? Was er Ihnen angetan hat, passt zu seiner Arroganz und Selbstsüchtigkeit.«
Laura sah sie einen langen Moment prüfend an, und Megan erkannte, dass sie wohl zu vehement reagiert hatte.
»Arrogant?«, sagte Laura nachdenklich. »Ja, ich schätze, das ist er. Aber er ist auch liebenswürdig. Er hat sich sehr damit gequält, zu mir zu kommen und mir zu sagen, dass er die Verbindung lösen will. Er nahm die ganze Schuld auf sich.«
Sie lächelte traurig. »Tatsächlich habe ich ihn am Ende getröstet. Und selbstsüchtig? Ja, das ist er, aber nicht nur für sich selbst. Er ist egoistisch, für jeden, um den er sich sorgt. Er hatte es als Kind sehr schwer. Was er jetzt besitzt, hat er durch hartes Arbeiten erreicht. Er wird nie vergessen, wie es ist, arm zu sein.
Dennoch ist er unendlich großzügig – mit materiellen Dingen und mit sich selbst.«
Megan konnte nicht glauben, dass sie über den selben Mann sprachen. Josh hatte sich immer das geholt, was er wollte und Leute, die ihm dabei in die Quere kamen, hatten Pech. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann er irgendetwas nicht bekommen hatte. Alles, was er je wollte.
Nein. Es gab eine Sache, die er wollte und nicht bekommen hatte – sie.
Aber sicherlich war Laura Wrays Einschätzung getrübt von den Gefühlen, die sie für ihn empfand.
»Sie lieben ihn noch immer, nicht wahr?« Megan hatte nicht beabsichtigt, diese Frage zu stellen, sie war ihr einfach herausgerutscht. Zu Megans Erleichterung schien Laura nicht beleidigt.
»Ja«, sagte sie ruhig, während sie auf den Horizont starrte.
Megan zeichnete ein Muster in die Kondensflüssigkeit auf ihrer kalten Getränkedose. »Vielleicht gibt es ja Hoffnung, dass Sie beide wieder zusammenkommen.« Bei diesem Gedanken schoss ihr ein heftiger Schmerz in die Brust, den sie nicht näher untersuchen wollte. Visionen von Josh, der Laura Wray – oder irgendeine andere Frau – mit der selben Leidenschaft hielt, berührte, küsste, wie sie, erfüllten sie mit Hass. Warum?
Laura schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Megan zu. Sie lächelte sanft und versöhnt. »Nein. Niemals.
Ich muss damit zufrieden sein, dass er ein guter Freund ist.«
Sie stand auf und wischte den Sand von der Stelle des Handtuchs, an der sie gesessen hatte. »Ich wusste die ganze Zeit über, dass Josh in eine andere verliebt war. Eine verheiratete Frau. Am Ende gestand er es mir. Ich glaube, dass er sie für immer lieben wird.«
Megans Herz sank wie ein Stein, ihre Zunge war wie festgeklebt an ihrem Gaumen. Sie konnte nur nicken, als Laura
Weitere Kostenlose Bücher