Lockruf Des Mondes
augenblicklich schneller, aber sie schüttelte den Kopf, ohne Drustan auch nur anzusehen. »Danke, doch ich bin nicht in der Stimmung, mich schon wieder mit dir zu paaren. Falls es dir nichts ausmacht, würde ich mir lieber den Rest meines neuen Heims ansehen.«
»Es macht mir aber etwas aus«, erwiderte er gepresst und drehte sie zu sich herum. Sie hatte ihn ärgern wollen, jedoch nicht mit der Wut gerechnet, die seine grünen Augen zum Sprühen brachte und seinen Körper ganz starr vor Kampfbereitschaft werden ließ. »Wir haben uns nicht nur gepaart, wie du es nennst.«
»Ach? Und wie würdest du es dann nennen? Da keine Liebe zwischen uns ist, kann man das ja wohl kaum als Liebesakt bezeichnen. Es war keine seelische Vereinigung. Du hast nur meinen Körper in Besitz genommen und mich mit deinem Duft und deinem Samen markiert. Es war nichts weiter als eine Paarung«, wiederholte sie, obwohl sie selbst nicht wusste, warum sie diesen Drang verspürte, ihm so zuzusetzen.
Er ließ die Hände von ihren Schultern fallen, als ertrüge er es nicht mehr, sie zu berühren. »Willst du damit sagen, du hättest etwas Besseres bei deinem ersten Ehemann erlebt? Hast du den Mann geliebt, den dein Bruder für dich ausgewählt hat? Hat er dich dazu gebracht, vor Ekstase aufzuschreien und um mehr zu betteln?«
Was sie in Drustans Augen sah, war mehr als Zorn, und sie wusste instinktiv, dass sie ihn mit ihrer Antwort sehr verletzen könnte. Und eigentlich müsste sie ihn verletzen wollen, so wie er sie mit seinem Mangel an Vertrauen verletzt hatte, aber das wollte sie nicht, denn irgendwie beruhigte sie allein schon das Gefühl, dass sie ihm wehtun konnte.
Aber ihren Ärger über sein anmaßendes Verhalten milderte es trotzdem nicht. »Nein. Ich habe Sean nicht geliebt und er mich auch nicht, doch er hat mich nicht wie einen Hund behandelt, der parieren muss.«
»Das habe ich nie getan.«
»O doch. Du hast gesagt, ich bräuchte deine Erlaubnis, um meine Freundin zu sehen. Du hast mich in Gegenwart deiner Mutter kritisiert. Sean hat nie behauptet, mich zu lieben, doch das hätte er mir nie angetan. Er begegnete meinen Problemen mit Respekt und versuchte, meine Sorgen zu zerstreuen, wenn er konnte.« Oder zumindest die, die sie ihm anvertraut hatte. Sie hatten sich nicht sehr nahegestanden, aber das war unerheblich. »Und er hat auch nicht verlangt, dass ich ihn für jeden meiner Schritte um Erlaubnis bat.«
»Du hast meine Mutter gekränkt.«
»Ich habe dich gekränkt. Sie verstand meine Sorge, auch wenn ihr Sohn zu grausam dazu ist. Also unterstell nicht deiner Mutter deine Fehler.«
»Ich bin nicht grausam.«
»Du würdest mich zwingen, deine Berührung zu ertragen, während mein Herz und meine Gedanken voller Sorge um meine Freundin sind, anstatt etwas zu unternehmen, um diese Sorge zu verringern. Aber was bedeuten dir meine Gefühle schon? Ich bin nicht mehr als ein Mittel zum Zweck für dich.«
Drustans Ausdruck wurde kälter als der Wintermond. »Ich will dich ganz bestimmt nicht dazu zwingen, meine Berührung zu ertragen. Ich werde Lachlan suchen und ihn um Erlaubnis für dich bitten. Das ist ja anscheinend alles, was du von mir willst.«
Und damit stürmte er hinaus, bevor Cait etwas erwidern konnte. Nicht, dass sie gewusst hätte, was sie sagen sollte. Sie wollte nur nach Emily sehen. So schnell wie möglich.
Aber nachdem er gegangen war und sie ein wenig leichter atmete, musste sie sich eingestehen, dass sie auch eine Chance haben wollte, sich mit ihrer sehr bemerkenswerten Reaktion auf Drustan auseinanderzusetzen. Sein mangelndes Vertrauen hatte sie verletzt, doch die Tatsache, dass sie insgeheim liebend gern mit ihm ins Bett zurückgekehrt wäre, machte ihr Angst.
Sie wollte nicht einen Mann lieben, für den die Heirat mit ihr nur ein Vergeltungsakt gewesen war und der sich kein bisschen für ihre Gefühle interessierte.
Emily wollte gerade ihr Turmzimmer verlassen, um herauszufinden, ob ihr das tatsächlich erlaubt war, als es an ihrer Tür klopfte. Sie lief hin, um zu öffnen, und entdeckte zu ihrer Freude Cait. In einem Balmoral'schen Plaid und mit sehr besorgter Miene stand sie allein vor ihrer Tür.
Emily zog sie an der Hand ins Zimmer. »Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst beunruhigt aus. Ist etwas passiert?«
»Nein.«
»Gut.« Emily zog Cait zum Bett und forderte sie auf, sich hinzusetzen. »Lachlan meinte, ich würde dich heute nicht sehen. Ich bin so froh, dass er sich geirrt hat. Er war
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