Lockruf Des Mondes
gelesen, das seine Farbe mit seiner Umgebung wechselte, und fragte sich, ob Lachlan nicht auch ein bisschen so war.
»Nun, ich glaube jedenfalls nicht, dass Susannah gelogen hat. Sie ist viel zu nett, um eine Lügnerin zu sein«, sagte Cait, als versuchte sie, Emily zu überzeugen. »Und warum hätte sie auch lügen sollen? Es sei denn, sie hatte Angst, dass Magnus sonst nicht gut von ihr denken würde. Ja, das ist möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich. Nur war ich schon beinahe überzeugt davon, dass Lachlan der Lügner war.«
»Was? Warum sollte er lügen?«
»Weil er auf Krieg mit unserem Clan aus ist und nicht will, dass ihm sein Clan vorwirft, ihn begonnen zu haben. Deshalb hat er Susannah allein auf die Jagd geschickt und so getan, als wäre er furchtbar wütend, als die unvermeidliche Paarung stattfand.«
»Ich wüsste nicht, wie er hätte davon ausgehen können, dass eine Frau, die allein auf die Jagd geht, am Ende verheiratet sein würde?«
»Glaub mir, in diesem Fall wäre er sich dessen sogar sicher gewesen.«
»Hm ... Selbst wenn es so wäre, traust du Lachlan schrecklich hinterlistige Gedanken zu, und ich glaube nicht, dass er so ist.«
»Du meinst also nicht, dass er zu solchen Winkelzügen fähig wäre?«
»Na ja, mit Sicherheit kann ich das nicht verneinen, aber ich glaube, er ist zu arrogant, um solche Täuschungsmanöver für nötig zu halten. Wenn er Krieg mit deinem Clan beginnen wollte, würde er ihnen ohne großes Drumherum den Krieg erklären. Ein Mann von seiner Veranlagung käme nie auf die Idee, dass er seine eigenen Leute derart hintergehen müsste. Mein Vater ist ihm sehr ähnlich, auch er ist viel zu arrogant.«
»Wirklich?«, fragte Cait, vorübergehend abgelenkt.
»O ja. Es war seine Arroganz, die mich in diesen Schlamassel brachte. Er gibt gern meiner Stiefmutter die Schuld daran, weil der Vorschlag von ihr kam, doch im Grunde tut er nur, was er will.«
»Und was hat er getan?«
»Der König hatte einen Aufruf nach Soldaten herausgegeben, und mein Vater hat ihm nur das absolute Minimum geschickt, zu dem er nach seiner Lehnsherrn- und Vasallenvereinbarung verpflichtet war. Seine Knauserigkeit verstimmte unseren König, und zur Vergeltung dafür verfügte er, dass Vater eine seiner Töchter nach Norden schicken musste, um deinen Bruder zu heiraten.«
»Euer König dachte, meinen Bruder zu heiraten, sei eine Strafe?«, fragte Cait empört.
»Seine Tochter in einer Ehe zu verlieren, von der mein Vater in keinster Weise profitieren konnte, war die Strafe«, erwiderte Emily begütigend. »Ein Highland-Laird wird ja wohl kaum der Verbündete eines englischen Barons werden, selbst wenn er mit der Tochter des Barons verheiratet ist.«
»Oh, ich verstehe.« Cait wirkte schon ein wenig besänftigt. »Du sagtest, eine seiner Töchter. Hast du Schwestern?«
»Drei. Zwei sind Stiefschwestern, und Margery, die Kleinste, ist meine Halbschwester. Und ich habe auch zwei Halbbrüder.«
Cait runzelte die Stirn. »Du hast eine Stiefmutter?«
»Ja, und sie kann einem ganz schön auf die Nerven gehen, doch sie würde meinen Vater nie verraten, wie deine und Talorcs Stiefmutter euren Clan verraten hat. Sybil liebt meinen Vater, aber es ist eine sehr eifersüchtige Liebe.«
»Es muss schwer für dich gewesen sein, mit ihr zu leben.«
Emily nickte. »Doch ich liebte meine Brüder und Schwestern. Besonders Abigail. Sie ist der Grund, warum ich nicht nach Hause zurückkehren kann.« Emily erzählte Cait von ihrer Angst um ihre Schwester und erklärte ihr, warum sie bleiben und Talorc heiraten musste, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Wünsche.
»Und du willst einen anderen?«, fragte Cait, als Emily ihren Bericht beendet hatte.
Sie spürte, wie sie errötete, obwohl ihre Freundin nichts Beschämendes gesagt hatte.
Cait lächelte. »Du fühlst dich zu Lachlan hingezogen.«
»Woher weißt du das? Ist das denn so offensichtlich? Dabei dürfte ich mich gar nicht für ihn interessieren. Er ist ruppig, verdrießlich und ungeduldig, außer wenn er mir das Schwimmen beibringt. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Gefühle für ihn so leicht zu durchschauen wären.« Immerhin hätte sie ihn die meiste Zeit erwürgen können, und trotzdem war Cait nicht entgangen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
Und das stimmte ja auch, aber dennoch hätte es nicht so offensichtlich sein dürfen.
»Man kann in einem Kleid nicht schwimmen lernen«, bemerkte Cait mit einem kleinen Lächeln.
»Oh ...
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