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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Hirn. »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Alice Eldridge verfügte über ein fotografisches Gedächtnis. Laut der Aufzeichnungen, derer ich habhaft werden konnte, hat sie die Forschungsunterlagen über die X-Kategorie verbrannt, als klar wurde, dass Silentium nicht mehr aufzuhalten war. Man nimmt an, dass sie damit verhindern wollte, dass der Rat ihre Forschungen auf eine Weise anwandte, die nie von ihr beabsichtigt war.«
    Man musste Judd nicht Wort für Wort buchstabieren, was das hieß. »Übrig blieben nur die Aufzeichnungen in Eldridges Kopf.«
    »Genau.«
    Das war der Todesstoß. »Wir werden Sienna verlieren.« Das Wissen, dass er das Kristine gegebene Versprechen nicht würde halten können, ließ sein Herz gefrieren. Er würde ihre Tochter nicht retten können. »Es gibt keine Möglichkeit, das kalte Feuer aufzuhalten, wenn es erst einmal dieses Ausmaß erreicht hat.«
    Das Gespenst bedachte diese Worte, überlegte auch, was passieren würde, wenn Sienna Lauren dennoch überlebte. Eine X-Mediale bedeutete Macht. Eine kardinale X-Mediale – unbegrenzte Macht. Sie war ein Joker, den er nicht unter Kontrolle hatte, sie konnte alle sorgfältig ausgearbeiteten Pläne zum Scheitern bringen.
    Dann sah das Gespenst Judd an, den gefallenen Gardisten, der ihm zur Seite gestanden hatte, obwohl er wusste, was und wer er war. Freundschaft war dem Gespenst kein Begriff, aber es kannte Loyalität und Treue. Verstand auch, dass Pläne manchmal geändert werden mussten – und dass ein kluger Mann diese Veränderungen für sich zu nutzen wusste.
    »Kommen Sie«, sagte er zu Judd. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Judd folgte dem Gespenst in die Krypta, hielt sich aber weit genug zurück, um nicht zufällig in sein Gesicht zu blicken.
    »Warum tun Sie das?«, fragte das Gespenst. »Sie wissen doch, wer ich bin.« Vielleicht als Einziger auf der Welt. Selbst Vater Xavier Perez, der Dritte in ihrem eigenartigen Bunde, hatte nie diese Verbindung hergestellt.
    »Für den Fall, dass man mich gefangen nimmt«, sagte Judd, denn er wusste, dass die Gefahr sich jederzeit schweigend im Dunkeln heranschleichen konnte, »habe ich mein Gehirn so programmiert, dass Ihr Name durch ein einziges Kommando in meinem Gedächtnis gelöscht wird. Bilder sind schwerer zu löschen.«
    Deshalb wollte er sichergehen, dass es keine Bilder gab, die er zu löschen hatte. »Sie hätten herrschen können.« Trotz Judds immenser Kräfte hatte das Gespenst nie zuvor an so etwas gedacht.
    »Das hätte die letzten Reste meiner Seele getötet.«
    Das Gespenst konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine Seele besessen zu haben, wusste nicht einmal, ob es wirklich begriff, was das überhaupt war. »Dort«, sagte es und zeigte in eine dunkle Ecke der alten Krypta.
    Judd erstarrte, als seine Sinne einen unbekannten Geist wahrnahmen. »Wer ist das?« Und was hatte das Gespenst getan?
    Der Rebell lehnte sich gegen die verwitterte Wand. »Sie werden mir nicht glauben, wenn ich es Ihnen sage.«
    In der Ecke bewegte sich nichts, Judd nahm eine kleine Taschenlampe in die Hand und entdeckte in ihrem Licht einen staubbedeckten Glaskasten. Etwa ein Meter achtzig lang und vielleicht einen halben Meter hoch, an der Seite verschiedene Anschlüsse, an denen einige Kabel fehlten. Jemand hatte am oberen Ende den Staub weggewischt, man konnte durch ein kleines Fenster ins Innere sehen. Er leuchtete hinein.
    Ein Gesicht sah ihm entgegen.
    Eine schlanke Frau mit fein geschnittenen Gesichtszügen, in denen sich verschiedene Ethnien mischten. Ihre Haut war hellbraun, ihre Augen standen selbst geschlossen ein wenig schräg. Das Haar hatte man geschoren, es gab aber keinerlei Anzeichen, dass man Elektroden an dem Schädel befestigt hatte. »Wer ist das?«, fragte er das Gespenst noch einmal.
    »Es gibt kein zweites Manuskript«, sagte dieses und trat neben ihn. »Aber das brauchen Sie jetzt auch nicht mehr. Hier haben Sie stattdessen Alice Eldridge.«
    Hawke hatte Sienna das Versprechen abgenommen, sich nicht von der Stelle zu rühren, als er alles für einen längeren Aufenthalt herbeibrachte. Sie hatte sich nicht daran gehalten. Doch da er sie gefunden hatte, bevor er zu hungrig und zu zornig war, knurrte er nicht, sondern sagte nur: »Stell das Zelt auf!« Rollte ihr dann den Packen hin und sah in den grauen Abendhimmel. »Das ist deine Strafe.«
    Erschöpft lag sie auf dem Boden und starrte ihn an. »Geht dir nie die Puste aus?«
    Er rollte die Ärmel des Sweatshirts hoch. »Ich bin

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