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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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gut zu beherrschen.«
    Er hätte erleichtert sein sollen, dass sie die Fähigkeit hatte, Abstand zu wahren – er hatte sich immer Geliebte gesucht, die er nicht damit verletzt haben würde, dass er ihnen nicht alles geben konnte. Aber als er gestern Nacht die ersten intimeren Körperprivilegien genossen hatte, war ihm etwas aufgefallen – in Bezug auf Sienna war er selbstsüchtig und besitzergreifend. Sie gehörte ihm. Und er wollte sie ganz, mit Haut und Haaren.
    »Darüber mache ich mir auch keine Sorgen.« Judds frostblauer Blick war durchdringend. »Doch wenn es um die geht, die sie liebt, fehlt ihr der Schalter. Sie würde alles dafür tun, um sie zu schützen, würde selbst morden. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
    Hawke verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. »Hört sich nach einer Gestaltwandlerin an.«
    »Stimmt. Nur dass sie im Gegensatz zu Gestaltwandlern nicht in einer freundlichen Umgebung aufgewachsen ist, weder Berührung noch Zuneigung erfahren hat.« Sienna hatte nicht einmal die kalte Kindheit gehabt, die Mediale sonst durchmachten. »Intellektuell versteht sie vielleicht, dass körperliche Intimität nicht mit völliger Hingabe gleichzusetzen ist, aber wenn es um dich geht, spielt das keine Rolle mehr.« Kühle Worte, in ruhigem Ton vorgebracht, aber dennoch sehr schlagkräftig. »Wenn du diese Tür öffnest, solltest du gut vorbereitet sein.« Eine Warnung.
    Hawkes Wolf hatte sie wohl verstanden – auch das, was Judd nicht gesagt hatte. »Und warum sagst du mir dann nicht, dass ich Mistkerl mich von ihr fernhalten soll?«, fragte er; es war dazu zwar schon zu spät, doch er war wütend, dass ihre Familie nicht daran gedacht hatte, sie zu schützen.
    Judds Zorn war wie ein Peitschenschlag. »Du bestehst darauf, in ihr das Kind zu sehen, dabei musste sie schon vor langer Zeit Entscheidungen einer Erwachsenen treffen. Sie hat es verdient, ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten.«
    »Bist du nicht höllisch wütend, weil sie nie ein Kind sein durfte?« Er selbst hätte die Wände hochgehen können.
    »Natürlich – aber sie hat es überlebt.« Nicht einmal durch ein Blinzeln verriet Judd, welche tiefen Gefühle in ihm tobten, doch der Stuhl neben ihm zersplitterte in tausend Stücke.
    Hawkes Wolf sah es und verstand. »Du hättest alle umgebracht, wenn du die Möglichkeit gehabt hättest.«
    »Das hätte Sienna auch selbst tun können.«
    Sienna wusste, dass die beiden über sie redeten; von diesem Gespräch ausgeschlossen zu sein, war zwar frustrierend, aber sie gehörte lange genug zum Rudel, um die hierarchischen Strukturen zu begreifen. Und abgesehen von dem jetzigen Ärger wusste sie die strikte Rangordnung auch zu schätzen.
    Das SnowDancer-Rudel glich im Kern einer militärischen Einheit – allerdings einer Einheit mit einem warmen, emotionalen Zentrum. Solch eine Struktur konnte sie gut verstehen und akzeptieren, die strengen Regeln hielten ihre Fähigkeiten zusätzlich in Zaum. Sie war vollkommen sicher, dass sie in einer lockeren Umgebung nicht überlebt hätte.
    Dennoch würde sie Hawke und Judd schon wissen lassen, dass sie es anmaßend fand, sie von einem Gespräch auszuschließen, bei dem es um sie ging. Doch dann wurde ihre gereizte Stimmung von einem Freudenfunken vertrieben. Toby. Ihr Bruder verfügte über phänomenale Schilde, aber wenn er glücklich war, musste er sich mitteilen. Was macht dich so froh?
    Sascha ist da.
    Sienna runzelte die Stirn. Wirklich? Das passte nicht zu dem, was sie von Lucas’ Beschützerinstinkt wahrgenommen hatte.
    Lucas ist auch dabei. Und hundert Soldaten oder so.
    Das passte schon besser dazu. Sei brav.
    Drew meint, ich solle manchmal auch böse sein.
    Er hat einen schlechten Einfluss auf dich. Aber sie schickte Toby ihr Lachen, damit er merkte, dass sie nur Spaß machte. Treib es nur nicht zu schlimm.
    Ein Regenbogen aus Liebe überschüttete sie, ihr Bruder hatte diesen Teil seiner Fähigkeiten im Medialnet verbergen müssen. Seine Gegenwart verschwand aus ihrem Kopf, und die Bürotür öffnete sich. »Sascha und Lucas sind hier«, sagte sie zu Hawke, der hinter Judd auf den Flur hinaustrat.
    »Ich weiß.« Er hielt ihr das schwarze Satellitentelefon hin. »Riley wird sich um sie kümmern. Wir werden eine Weile verschwinden.« Er sah Sienna in die Augen.
    Sie hielt sich an ihre Vereinbarung und sagte erst etwas, als Judd sie an einer Weggabelung verlassen hatte. »Ihr habt über mich gesprochen«, sagte sie. »Ich

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