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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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angebranntem Fleisch drang bis in meinen Wandschrank.
    »Was, zum Teufel, treibst du eigentlich?« fragte der Mann.
    »Ach du liebe Güte! Das hatte ich ganz vergessen. Ich war gerade dabei, ein Steak zu grillen, und habe es vergessen, als du kamst.«
    »Wozu brätst du ein Steak?«
    »Weil ich hungrig bin.«
    »Willst du mir einen Bären aufbinden?«
    »Aber nein. Ich war gerade dabei, ein Steak zu braten. Mein Gott, darf ich in meiner eigenen Wohnung etwa kein Steak braten?«
    Ich hörte schwere Schritte. Dann sagte die Stimme: »Na schön, Liebchen. Ich sehe mich nur etwas um. Will mich doch mal selbst davon überzeugen, was hier vorgeht.« Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Dann hörte ich Doris:
    »Nicht, Dudd, bitte nicht.« Es dröhnte, als werde ein Körper gegen die Wand gestoßen, wahrscheinlich hatte er sie zur Seite geschleudert.
    Jetzt näherten sich die Schritte meinem Versteck.
    Ich öffnete die Tür und trat aus dem Schrank.
    Der große, schwergebaute Mann blieb wie angewurzelt stehen.
    »Suchen Sie etwa mich?« fragte ich trocken.
    »Du hast verdammt recht, mein Bürschchen. Dich suche ich«, sagte er und ging auf mich los.
    Er starrte mich mit zornfunkelnden Augen an. Ich sah, wie er zum Schlag ausholte, und versuchte erst gar nicht, ihm auszuweichen. Mit dem zweiten Schlag hätte er mich ohnehin erwischt. Ich blieb einfach stehen. Ich spürte nur noch, wie ich nach hinten fiel. Die Zimmerdecke beschrieb so etwas wie einen Halbkreis, kurz darauf schlug ich mit dem Hinterkopf auf und verlor das Bewußtsein.
    Als ich wieder zu mir kam, war immer noch der Geruch von verbranntem Fleisch im Zimmer. Doris sprach schnell und angsterfüllt. Die Worte kamen wie aus weiter Ferne. Meine Ohren fingen sie zwar auf, doch schien mein Gehirn sie noch nicht zu registrieren.
    »Kannst du denn nicht verstehen, Dudd? Das ist genau der Mann, den wir schon lange suchen. Wir können ihn gut gebrauchen. Ich habe ihn unterwegs aufgelesen und versuchte gerade, etwas mehr über ihn in Erfahrung zu bringen. Ich wollte erst meiner Sache sicher sein und ihn dann dir überlassen. Jetzt hast du einfach drauflosgeschlagen und alles verdorben.«
    »Wer ist der Kerl?« fragte Dudd brummig.
    »Woher soll ich das wissen? Sein Vorname ist Donald, das ist alles, was ich weiß. Sie haben ihn gerade aus San Quentin entlassen. Er suchte einen Job im Supermarkt. Ein Kassierer dort war mit ihm im Gefängnis von San Quentin. Donald dachte, der würde ihm weiterhelfen. Doch wollte der Bursche offensichtlich nichts mit ihm zu tun haben. Ich habe gesehen, wie er Donald eine ziemlich grobe Abfuhr erteilte. In diesem Augenblick bin ich dann in Aktion getreten und —.«
    »Woher weißt du, daß er in San Quentin gewesen ist?«
    »Der hat gesessen«, sagte sie. »Das sieht man sofort. Er leugnet zwar, aber es ist gar keine Frage. Er ist noch nicht lange aus dem Loch, steckt aber schon wieder in Schwierigkeiten.«
    »Ach, und die wolltest du ihm ersparen?«
    »Na, wenn schon. Wenn du es ganz genau wissen willst: Ich wollte
    m über seine Einsamkeit hinweghelfen.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Nun hab dich man nicht so.«
    »Und woher weißt du, daß er in San Quentin gesessen hat?«
    »Das schloß ich aus der Art, wie wir miteinander bekannt wurden.«
    »Wie war denn das?«
    »Mein Wagen auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt war so von einem anderen eingeklemmt, daß ich nicht wegfahren konnte. Er hat die Zündung einfach mit einem Stückchen Draht kurzgeschlossen und dann den anderen Wagen weggefahren. Ich nehme an, er ist ein Autodieb.«
    Eine Weile lang war es still. Dann sagte der Mann: »Wenn du schon etwas allein machst. Habe ich dir nicht immer wieder gesagt, daß ich der Kopf dieses Unternehmens bin? Aber schön, dann wollen wir mal sehen. Bring mir ein nasses Handtuch, möglichst kalt; versuchen wir mal, ob wir den Kerl wieder zu sich bringen können.«
    Ich hörte die schweren Schritte des Mannes, dann tropfte kaltes Wasser auf meine Stirn, und ein eiskaltes Handtuch wurde mir aufs Gesicht gelegt. Jemand zog am Reißverschluß meiner Hose, schob mir das Hemd hoch, und dann spürte ich das feuchte, kalte Handtuch auf meinem Magen.
    Meine Muskeln spannten sich unwillkürlich. Ich stöhnte und öffnete die Augen.
    Der riesige Kerl stand über mich gebeugt und sah mich neugierig an.
    »Okay«, sagte er. »Das hat gewirkt. Stehen Sie auf.«
    Ich machte ein paar vergebliche Versuche, bis er mich bei den Schultern packte und auf

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