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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hören Sie bitte gut zu: Holgate hatte am 13. August einen Verkehrsunfall. Er meldete der Versicherungsgesellschaft, er sei von hinten auf einen Wagen aufgefahren, der von einer Dame namens Vivian Deshler gesteuert wurde. Sie wohne in den Miramar-Apartments, und das Ganze sei sein Fehler gewesen, meldete Holgate. Der Kühler seines Wagens war eingebeult. Nicht so sehr, daß er damit nicht mehr hätte fahren können. Aber er war immerhin eingebeult, während die Beschädigungen am Wagen von Vivian Deshler ziemlich unbedeutend waren.«
    Die Augen von Polizeichef Dale verengten sich zu Schlitzen. »Ich beginne zu begreifen«, sagte er. »Sprechen Sie nur weiter.«
    »Vivian Deshler behauptete, sie habe Verletzungen davongetragen, die rein äußerlich nicht festzustellen waren, und reichte einen Schadenersatzantrag bei der Versicherung ein. Aus der Art, wie ihr Anspruch formuliert und begründet wurde, schloß die Versicherung, daß sie dabei von jemandem beraten wurde, der solche Dinge professionell betreibt.«
    »Und weiter?«
    »Das Eigenartige an der ganzen Geschichte ist, daß es für den Unfall keinen einzigen Zeugen gibt, daß der Kühler von Holgates Wa-
    gen ziemlich kräftig eingebeult, das Heck von Miss Deshlers Wagen aber nur leicht beschädigt ist. Dabei handelt es sich bei Miss Deshlers Wagen um einen leichten Sportwagen, der den Umständen nach schwerer hätte beschädigt sein müssen. Es gibt aber noch einige andere Punkte in diesem Fall, die eigenartig und seltsam wirken. Ich habe herausgefunden, daß der Wagen von Holgate am Nachmittag des 13. um halb fünf Uhr noch in bestem Zustand war. Der Unfall soll sich angeblich aber um halb vier zugetragen haben. Für mich besteht kein Zweifel daran, daß Miss Deshlers Wagen um halb vier Uhr beschädigt wurde. Doris Ashley, ihre Freundin, hat den Wagen um diese Zeit gesehen und festgestellt, daß er hinten einen leichten Blechschaden hatte, nicht allzusehr, aber doch so, daß man es sah.«
    »Und weiter?« fragte Dale. Er zeigte noch immer unvermindertes Interesse.
    »Die Polizeiberichte ergeben, daß es zu dieser Zeit und am genannten Ort in Colinda überhaupt keinen Unfall gegeben hat. Allen Gegebenheiten nach scheint mir, daß Holgate in einen Fall von Fahrerflucht verwickelt war, der irgendwann am Abend passierte. Offensichtlich saß er tief in der Patsche und wußte nicht, was er tun sollte. Er erzählte seiner Freundin Vivian Deshler davon. Die hat ihm dann vermutlich geantwortet: >Die Sache ist ganz einfach. Mein Wagen Wurde heute nachmittag beschädigt. Warum melden wir nicht einfach, daß er von deinem Wagen angefahren wurde?< Das würde dann die Beschädigungen am Wagen von Holgate erklären. Man konnte den Wagen sofort reparieren lassen und den Unfall der Versicherungsgesellschaft melden. Der Sachbearbeiter der Versicherung würde kommen, sich die Wagen ansehen und eine Akte anlegen. Vivian konnte ihm dann ihre Geschichte erzählen, während Holgate die Sache mit der Fahrerflucht vom Halse hatte.«
    Das Gesicht von Polizeichef Dale überzog sich mit einem breiten Lächeln. »Haben Sie irgend etwas, womit Sie diese Theorie stützen können?« fragte er.
    Ich antwortete: »Wir sollten recht schnell Beweise in der Hand haben. Wenn Holgates Wagen nicht um 4 Uhr 30 nachmittags beschädigt wurde, der von Vivian Deshler dagegen um 3 Uhr 30 wirklich angefahren war, dann ist das doch ein verdammt guter Beweis, daß der Unfallbericht eine Fälschung war.«
    »Meinen Sie, daß man Holgate deswegen ermordet hat?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube nicht, daß Holgate sich richtig klargemacht hat, daß seine Freundin Vivian Deshler wegen des kleinen Unfalls einen Riesenanspruch gegenüber der Versicherung erheben würde. Wahrscheinlich wurde Holgate erst dann richtig bewußt, daß er sich auf eine kriminelle Sache eingelassen hatte. Schließlich wurde hier eine große Summe mit falschen Angaben erschwindelt. Das konnte ihm Gefängnis einbringen, und so hat er versucht, sich herauszuwinden. Holgate hat es einfach mit der Angst zu tun bekommen, als er feststellte, daß die Versicherung mit seiner Darstellung des angeblichen Unfalls nicht zufrieden war. Und da eine Kette immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, haben die Leute, die mit ihm in diese Sache verwickelt waren —«
    »Glauben Sie, Vivian Deshler habe ihn umgebracht, um ihn zum Schweigen zu bringen?«
    »Ich weiß nicht, wer ihn ermordet hat«, antwortete ich. »Es kann durchaus sein, daß der

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