Lockvögel
haben.«
»Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben, den Fall zu beenden, als Sie dort anriefen? War ein Mann oder eine Frau am Telefon?«
»Es war eine Frau.«
»Bei solchen Fällen pflegt eine Agentur sich immer abzusichern, Inspektor«, sagte ich.
»Wie meinen Sie das?«
»Man veranlaßt die Gegenseite unter irgendeinem Vorwand, an der Strippe zu bleiben, und sorgt dafür, daß das Gespräch auf Band aufgenommen wird. Ich möchte wetten, daß auch diese Leute hier eine Bandaufnahme von dem Telefonat haben.«
Sellers sah Patton fragend an.
»Von mir aus könnten Sie auf der Stelle tot umfallen«, fauchte Patton mich an.
»Eines Tages wird er das auch ganz bestimmt tun«, stimmte Sellers ihm grinsend zu. »Im Augenblick aber möchte ich wissen, ob Sie eine Bandaufnahme von dem Gespräch haben.«
»Wir haben eine«, gab Patton zu.
»Dann lassen Sie mal hören.«
»Sie können sie hören, wenn Sie unbedingt darauf bestehen. Lam aber nicht. Wir brauchen die Bandaufnahmen unserer Dienstgespräche nicht einer Konkurrenzfirma auszuhändigen, vor allem nicht, wenn der Konkurrent in dem betreffenden Fall eine Rolle spielt und —«
»Sie haben recht«, sagte Sellers. »Was mich angeht, so bestehe ich darauf, und zwar sofort. Donald, Sie können sich jetzt verkrümeln. Ich weiß ja, wo ich Sie fassen kann, wenn ich Sie brauche. Versuchen Sie nicht, mir ein Schnippchen zu schlagen. Und versuchen Sie auch nicht, die Stadt zu verlassen.«
Pattons Gesicht klärte sich auf. »Wollen Sie damit sagen, daß er in diesem Fall verdächtigt wird?«
»Und ob«, sagte Sellers. »Bevor ich noch Ihre Akten richtig durchgesehen habe, kann sich ergeben, daß Mr. Lam hier tiefer in den Mordfall verwickelt ist, als es den Anschein hatte.«
Patton änderte sofort sein Verhalten und wurde überschwenglich im Ton. »Bitte treten Sie doch hier herein, Inspektor«, sagte er. »Ich werde die Bandaufnahme sofort heraussuchen.«
Sellers nahm die Zigarre aus dem Mund. »Machen Sie endlich die Fliege, Lam. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn ich Sie brauche — und das kann recht bald sein. Wenn Sie vorher noch Ihr Testament machen wollen, so sollten Sie das lieber schnell besorgen.«
Ein Taxi brachte mich zu Cool & Lam, ich fuhr mit dem Lift nach oben, schob mich durch die große Glastür in den Empfangsraum und nickte dem Mädchen an der Telefonvermittlung zu: »Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen, Bertha zu benachrichtigen, daß ich für einen Moment hereingekommen bin. Ich will nur —«
»Aber sie wollte es unbedingt wissen, wenn Sie kommen, Mr. Lam. Sie sollen sofort zu ihr.«
»Na schön. Sagen Sie ihr, ich sei auf dem Weg zu ihrem Büro.«
Als ich durch die Tür von Berthas Privatbüro trat, legte Bertha gerade den Hörer auf.
»Also schieß los. Was ist passiert?« fragte sie mich.
»Man hat mir den Teppich unter den Füßen weggezogen. Die Sache sieht übel aus.«
»Und was machen alle deine schönen Theorien?«
»Die sind zu Wasser geworden und haben sich verflüchtigt. Solange sie Theorien bleiben konnten, sahen sie gut aus.«
»Die Sache steht also schlecht?«
»Sehr schlecht sogar.«
»Und was tut Sellers?«
»Er hört sich gerade eine schöne Geschichte bei der Herz-As-Detektei an.«
»Wie meinst du das?«
»Er hört sich dort die Bandaufnahme eines Telefongespräches an. Derjenige, der die Agentur beauftragt hat, bekam es mit der Angst zu tun, als sich herausstellte, daß noch eine andere Detektei an der Sache interessiert war. Er gab Auftrag, die Überwachung einzustellen und den Fall abzuschließen.«
»Warum eigentlich? Das kann ich mir nicht erklären.«
»Das versuche ich ja gerade herauszutüfteln.«
»Du hast viel zuviel getüftelt«, sagte Bertha tadelnd. »Du hast dir eine Theorie ausgedacht und versucht, sie Sellers anzudrehen. Und jetzt ist sie geplatzt wie ein Luftballon. Hättest du einfach geschwiegen und darauf bestanden, daß es Sache der Polizei ist, ihren Fall zu beweisen, dann würde es nicht so schlimm um dich stehen. Wie, zum Teufel, stellen die es sich beispielsweise vor, daß du die Leiche von Holgate aufladen und im Kofferraum des Agenturwagens verstauen konntest?«
»Sie glauben, ich hätte einen Komplicen gehabt. So etwas soll vorkommen.«
»Ach, geh doch! Der Komplice müßte schon stark wie ein Bulle gewesen sein. Wer, um Himmels willen, sollte so sehr in den Fall verwickelt sein, daß er sich gemeinsam mit dir auf einen Mord einließe?«
Ich sah ihr in die
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