Lockvögel
Augen und antwortete kurz: »Du.«
»Ich?« schrie Bertha los.
»Ja, du«, bestätigte ich.
»Wovon redest du eigentlich? Was soll der Unsinn?«
»Ich spreche nur nach, was die Polizei denkt. Nachdem sie erst einmal so weit sind, einen Fall gegen mich zu konstruieren, müssen sie auch nach einem Komplicen suchen. Sie brauchen jemanden, der genug Interesse hat, mich in solch einer Mordsache bis zum Ende zu unterstützen. Und da werden sie zwangsläufig auf dich kommen.«
»Da brat’ mir doch einer einen Storch«, rief Bertha verblüfft.
»Genau das wird die Polente vielleicht tun.«
»Woher weißt du eigentlich, daß diese Mrs. Troy nicht gelogen hat?« fragte Bertha. »Sie kann ja —«
»Sie hat gelogen«, antwortete ich. »Die Polizei hat inzwischen den Mann gefaßt, der die beiden Leute an der Haltestelle umgefahren hat. Es war gar nicht Holgate. Mrs. Troy hat ihn falsch identifiziert. Sie hat nicht einen Mann, sondern einen Schnurrbart und Texaskleidung identifiziert.«
Berthas Diamanten glitzerten, als sie mit ihren fetten, plumpen Fingern auf die Schreibtischplatte zu trommeln begann.
»Eine verdammte Geschichte!« fluchte sie.
Ich mußte lachen. »Darf ich dich daran erinnern, daß du höchstpersönlich diese Geschichte angenommen hast? Du wolltest doch einen wirklich netten, ruhigen, respektablen Fall. Du hattest die sensationellen Fälle satt, in denen ich manchmal nur um Haaresbreite dem Tod oder der Polizei entging.«
»Wo steckt Sellers jetzt?« fragte sie.
»Bei der Herz-As-Detektei.«
»Du setzt dich in dein Büro und bleibst dort sitzen. Ich werde mit Sellers reden. Wenn der mit irgendeiner Komplicentheorie kommen sollte, ziehe ich ihm die Ohren lang. Dieser Spinner!«
»Vergiß nicht, daß alles, was du sagst, gegen uns verwendet werden kann«, erinnerte ich sie.
Während ich hinausging, warf ich ihr über die Schulter einen Blick zu. Sie saß mit offenem Mund da und war so wütend, daß es ihr für einen Augenblick die Sprache verschlagen hatte. Und das wollte bei Bertha schon etwas heißen.
Elsie Brand wartete in meinem Büro auf mich. »Hat es geklappt, Donald?« fragte sie wißbegierig.
Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht, obwohl es, verdammt noch mal, hätte klappen müssen. Alles paßte so gut zueinander, aber —«
»Woran liegt es denn? Ich dachte —«
»Weil ein Kerl namens Swanton Gewissensbisse bekommen hat. In dem Augenblick, als die Polizei auch nur mit dem Finger auf ihn zeigte, hat er restlos alles gestanden.«
»Meinen Sie den Mord?«
»Nein, den Verkehrsunfall mit Fahrerflucht. Den können Sie in Ihrem Buch jetzt streichen. Der Fall ist gelöst.«
»Ach Donald«, seufzte sie. »Das tut mir aber leid.«
Sie sah mich mitfühlend an und schien den Tränen nahe.
»Wir haben jetzt keine Zeit für Gefühle, Elsie. Jetzt heißt es konstruktiv nachdenken.«
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« fragte sie. Ihre Stimme ließ erkennen, wie gern sie geholfen hätte.
»Ich wüßte nicht, wie Sie das könnten«, antwortete ich.
»Bedenken Sie doch, Donald, wie es war. Sie fragten mich nach den Unfällen mit Fahrerflucht am Abend des 13. August. Sobald ich Ihnen den einen an der Omnibushaltestelle genannt hatte, stürzten Sie sich gleich darauf. In Wirklichkeit waren es aber zwei und —«
Ich sah sie einen Augenblick lang verdutzt an. Dann riß ich sie plötzlich aus dem Stuhl, legte meinen Arm um sie und wirbelte sie durch das Zimmer.
»Donald!« rief sie erstaunt. »Was, in aller Welt, tun Sie?«
»Meine Süße!« sagte ich. »Ich liebe Sie. Ich —«
»Ach, Donald...«
»Warum haben Sie nur nicht einen Holzstuhl gegriffen und mir damit über den Schädel geschlagen, als Sie sahen, wie blöd ich mich anstellte?«
»Wieso haben Sie sich blöd angestellt?«
»Weil ich mich gleich auf den ersten Fall stürzte, ohne zu fragen, ob nicht noch andere Fälle vorlagen. Schnell, Elsie, was ist mit dem anderen Fall los?«
»Ach, nichts Besonderes«, antwortete sie, »wenn es auch ein Fall von Fahrerflucht und —«
»Reden wir nicht soviel, Elsie. Schnell, wo sind die Zeitungsausschnitte? Geben Sie schon her.«
»Das Komische an diesem Fall ist, daß der Polizeichef von Colinda der Leidtragende war. Jemand hat seinen Wagen geschnitten, ihn in den Straßengraben abgedrängt und ist dann auf und davon.«
»Der Polizeichef von Colinda«, sagte ich. »Wie pikant. Wie heißt er? Haben Sie seinen Namen da?«
»Wollen mal nachsehen. Er paßt mehr zu einem
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