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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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köstlich.
    Der erste Raum, der von der Truppe gesichert wurde, war logischerweise die Bibliothek. Hier fiel der Schein ihrer Taschenlampen auf Fairfax’ reglosen Körper. Er lag auf dem Teppich in der Mitte des Zimmers, mit dem Gesicht nach unten, die Arme in einer flehenden Gebärde ausgebreitet. Als man ihn umdrehte, waren seine Augen immer noch weit aufgerissen. Die Sanitäter hielten ihre Adrenalinspritzen bereit, die aber nicht mehr zum Einsatz kamen. Es war eindeutig zu spät. Fairfax hatte eine Geistersieche ersten Grades erwischt. Er war blau verfärbt, aufgedunsen und so tot, wie man nur sein kann. Die Agenten machten sich sofort daran, mögliche Spuren in der Umgebung des noch auf dem Boden liegenden Medaillons zu sichern, aber sie fanden nichts. Annie Wards Geist hatte sich nach der Wiedervereinigung mit ihrem Mörder verflüchtigt.
    Anschließend ließ Barnes den Ostflügel evakuieren, in dem Fairfax’ Personal untergebracht war, und im Westflügel den Wahrheitsgehalt unseres Berichts überprüfen. Lockwood und George begleiteten ihn zum Roten Zimmer, das, wie erwartet, abgeschlossen war. Lockwood gab Barnes den Tipp, dass der Schlüssel vermutlich in Fairfax’ Tasche zu finden sei. Als die Agenten auf Zehenspitzen eintraten, war alles verlassen, still und kalt.
    Zu Georges großem Vergnügen gehörte unser alter Freund Quill Kipps zu dem Team von Fittes, das in dieser Nacht von Barnes angefordert worden war. Auch die Blonde mit dem langen Pony und der Schlaksige mit dem mausbraunen Schopf waren mit von der Partie. George machte sich einen Spaß daraus, Barnes auf dem Fuß zu folgen, als der Inspektor dem Team seine Anweisungen erteilte, und seinen Senf dazuzugeben.
    »Gleich hinter der Geheimtür ist die berühmte Wendeltreppe«, sagte er. »Ich denke, wir haben sie gründlich von den kreischenden Mönchen gesäubert, aber ich würde trotzdem vorschlagen, dass Kipps vorgeht und nachschaut, ob alles in Ordnung ist. Am Fuß der Treppe ist der Raum mit dem Brunnenschacht, in dem damals das Massaker an den Mönchen stattgefunden hat. Dort sollte sich das Team vielleicht auch mal umsehen. Nein? Tja, Inspektor, sieht ganz so aus, als ob sie sich nicht trauen. Aber im unteren Klo hätten wir noch einen Waberer. Mit dem werden sie doch bestimmt fertig, oder?«
    Letztendlich bestand kaum noch irgendwo Gefahr. Die ersten Strahlen der Morgensonne drangen durch die Fenster der Langen Galerie und ergossen ihr goldenes Licht über den Fußboden.
    * * *
    Inspektor Barnes blieb sich treu. Er beglückwünschte uns zwar widerstrebend zu unserem gelungenen Einsatz, verlieh aber gleichzeitig immer wieder durch Tonfall und Blick seinem äußersten Missfallen über unsere Eigenmächtigkeit Ausdruck. Sein Schnurrbart hing kummervoll herunter, als er Lockwood in der halb dunklen Bibliothek eine Moralpredigt hielt, weil wir das Medaillon nicht gleich der BEBÜP ausgehändigt hatten.
    »Dafür könnte ich Ihnen eine Anzeige anhängen«, knurrte er. »Sie haben wichtige Informationen zurückgehalten, beziehungsweise ein Beweismittel von einem Tatort gestohlen. Außerdem haben Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihre beiden hirnlosen Kollegen, die Ihnen offenbar wie die Hündchen überallhin nachlaufen, leichtsinnig in Lebensgefahr gebracht. Sie haben vorher gewusst, dass Sie es in diesem Haus mit einem Mörder zu tun haben!«
    »Mit einem mutmaßlichen Mörder«, hielt Lockwood dagegen. »Ich hatte die Inschrift auf dem Medaillon erst teilweise entschlüsselt.«
    Barnes’ Schnurrbartenden bebten, als er nun augenrollend schnaubte: »Dann eben mit einem mutmaßlichen Mörder! Das ist fast genauso fahrlässig. Und Sie haben Cubbins und Miss Carlyle offenbar nicht in Ihre Entscheidung miteinbezogen!«
    Damit, ich gebe es gern zu, sprach er aus, was auch ich dachte.
    Lockwood richtete sich hoch auf. Anscheinend begriff er, dass er sich nicht nur vor Barnes rechtfertigen musste, sondern auch vor George und mir. »Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste den Auftrag annehmen, sonst hätte ich meine Schulden niemals bezahlen können. Was die Gefahren betrifft, die uns hier erwarteten, so hatte ich vollstes Vertrauen in mein Team. Fähigere Mitarbeiter als Lucy und George findet man in ganz London nicht, wie unser Erfolg ja wohl beweist. Wir haben einen hoch aggressiven Besucherschwarm neutralisiert und darüber hinaus einen skrupellosen Verbrecher zur Strecke gebracht. Das alles übrigens ohne die Anleitung eines Beraters oder

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