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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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»Mr Jacobs hat mir kein Zeugnis oder Empfehlungsschreiben ausgestellt. Unser Arbeitsverhältnis endete … unvorhergesehen.«
    Lockwood schwieg, er erwartete offensichtlich Einzelheiten.
    »Wenn es unbedingt sein muss, kann ich erzählen, wie es dazu gekommen ist«, fuhr ich widerstrebend fort. »Aber ich … ich rede eigentlich nicht gern darüber.«
    Ich hatte Herzklopfen. Was würde er sagen? Die anderen Bewerbungsgespräche waren alle an diesem Punkt abgebrochen worden.
    »Ach, das können Sie mir auch ein andermal erzählen«, sagte Anthony Lockwood leichthin. Sein Lächeln erfüllte das ganze Zimmer mit Wärme. »Wo bleibt eigentlich George? Inzwischen hätte ja ein dressierter Pavian Tee gemacht! Wir müssen langsam mal zu den Tests kommen.«
    »Was sind das denn für Tests?«, fragte ich rasch. »Wenn Sie die Frage gestatten.«
    »Natürlich. Wir geben hier nicht viel auf Zeugnisse und Empfehlungen. Ich möchte mir selbst einen Eindruck von den Bewerbern und ihren Fähigkeiten verschaffen.« Er sah auf die Uhr. »Eine Minute gebe ich George noch, aber nicht länger. In der Zwischenzeit kann ich Sie ein wenig über uns ins Bild setzen. Unsere Agentur besteht erst seit drei Monaten. Letztes Jahr habe ich meine Zulassung erworben. Wir sind von der BEBÜP anerkannt, nehmen aber keine Aufträge von ihnen an, so wie Fittes und Rotwell und wie sie alle heißen. Wir bleiben lieber unabhängig. Wir nehmen nur Aufträge an, die uns zusagen, alle anderen lehnen wir ab. Unsere Klienten sind Privatpersonen, die sich wünschen, dass ihre Probleme mit Besuchern rasch und diskret gelöst werden. Wir kommen ihren Wünschen nach und sie bezahlen uns gut dafür. So sieht’s aus. Irgendwelche Fragen?«
    Jetzt, wo das Thema meiner jüngsten Vergangenheit vom Tisch war, hatte ich freie Bahn. Das wollte ich mir nicht vermasseln. Ich setzte mich aufrecht hin und legte die Hände in den Schoß. »Wer sind Ihre Berater?«, fragte ich. »Lerne ich sie auch noch kennen?«
    Über sein Gesicht glitt ein Schatten. »Wir haben hier keine Berater. Wir arbeiten nicht mit Erwachsenen. Ich bin der Chef dieser Agentur und George Cubbins ist mein Stellvertreter.« Er beobachtete mich, als er weitersprach: »Manche Bewerber fanden dieses Arrangement problematisch und kamen für uns deshalb nicht infrage. Wie stehen Sie dazu?«
    »Mich stört das nicht«, sagte ich rasch. »Ich finde, es hört sich gut an.« Kurze Pause. »Das heißt … das heißt, Sie sind hier nur zu zweit? Sie und George?«
    »Normalerweise haben wir noch einen Mitarbeiter. Mit den meisten Besuchern wird man auch zu zweit fertig, aber in heiklen Fällen ist es besser, wenn man zu dritt ist. Außerdem bringt die Zahl Drei bekanntlich Glück.«
    Ich nickte. »Stimmt … Und was wurde aus Ihrem letzten Mitarbeiter?«
    »Der arme Robin? Nun … er ist gegangen.«
    »Zu einer anderen Agentur?«
    » Von uns gegangen, trifft es vielleicht besser. Oder vielleicht von uns geschieden. Ah – da kommt ja endlich der Tee!«
    Die Tür öffnete sich und der stämmige Junge schob sich mit dem Hintern voran ins Zimmer. Dann drehte er sich würdevoll um und trug ein Tablett mit drei dampfenden Bechern und einer Platte mit Keksen herein. Was immer er die ganze Zeit in der Küche getrieben haben mochte, er sah noch ungepflegter aus als vorher. Das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht und seine Augen waren endgültig unter dem Haarschopf verschwunden. Er stellte das Tablett neben den zugedeckten Gegenstand und warf mir einen skeptischen Blick zu. »Immer noch da? Ich hätte gedacht, du wärst schon längst abgehauen.«
    »Wir haben den Test noch vor uns«, sagte Lockwood munter. »Du kommst gerade richtig.«
    »Okay.« George griff sich den größten Becher und ließ sich neben seinen Kollegen aufs Sofa fallen.
    Eine kleine Unterbrechung entstand, in der Becher gereicht, Zucker offeriert und abgelehnt wurde. »Nehmen Sie doch bitte einen Keks«, sagte Lockwood. Er schob den Teller in meine Richtung. »Sonst futtert George die Dinger alle allein auf.«
    »Danke.«
    Ich griff zu. Lockwood biss herzhaft von seinem Keks ab, dann legte er ihn weg und rieb sich die Krümel von der Hand.
    »Nun gut«, sagte er. »Dann haben wir jetzt ein paar Aufgaben für Sie, Miss Carlyle. Nichts Schlimmes, keine Bange. Sind Sie so weit?«
    »Klar.« Ich spürte, wie mich George aus seinen Äuglein beobachtete, und auch der vorher so gelassene Lockwood klang eine Spur angespannt. Sie wussten ja nicht, dass vor ihnen

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