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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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die Knochen weh. »Darüber gibt es so viele Geschichten … Am besten erkundigt man sich bei Bert Starkins, dem Verwalter. Er kennt sie alle. Aber die beiden bekanntesten Geschichten über das Haus – die, auf die es ankommt – betreffen das Rote Zimmer und die Seufzende Treppe.«
    Drückendes Schweigen breitete sich aus, das abrupt von Georges grummelndem Magenknurren gebrochen wurde. Ein Wunder, dass der Putz nicht von der Decke fiel.
    »’tschuldigung«, sagte George unbekümmert. »Ich bin am Verhungern. Ich glaube, ich muss noch ’nen Donut essen. Sonst noch wer?« Niemand antwortete. Er griff sich den Teller.
    »Das Rote Zimmer?«, wiederholte ich.
    »Die Seufzende Treppe?« Lockwood beugte sich gespannt noch weiter vor. »Bitte erzählen Sie uns mehr darüber, Mr Fairfax.«
    »Freut mich, dass ich Ihr Interesse geweckt habe«, gab der alte Mann zurück. »Ich sehe meine hohe Meinung von Ihnen bestätigt. Also, das Rote Zimmer ist ein Schlafzimmer im ersten Stock des Westflügels. Besser gesagt, früher war es ein Schlafzimmer. Heute nicht mehr. Es steht jetzt völlig leer. Es ist einer der Orte, an dem man die übernatürliche Präsenz so stark spürt, dass sie jeden umbringt, der sich dort aufhält. Alle, die je versucht haben, dort die Nacht zu verbringen, waren am nächsten Morgen tot. So erzählt man es sich jedenfalls.«
    »Haben Sie selbst das Zimmer auch schon mal betreten, Sir?«, wollte Lockwood wissen.
    »Ich habe einen Blick hineingeworfen. Natürlich tagsüber.«
    »Und die Atmosphäre …?«
    »Gesättigt, Mr Lockwood. Gesättigt mit purer Bösartigkeit.« Fairfax lehnte den Kopf in den Nacken und musterte uns über seine Hakennase hinweg. »Und ich habe gute Gründe, an die Macht dieses Zimmers zu glauben, aber darüber später mehr. Nun zur Seufzenden Treppe, die für mich das größere Rätsel darstellt. Sie führt von der Langen Galerie im Erdgeschoss nach oben in den ersten Stock. Es ist eine Steintreppe, die schon sehr alt ist. Ich habe dort nie etwas Unheimliches erlebt und kenne auch niemanden, dem es so ergangen ist, aber angeblich hat sich dort vor langer Zeit etwas Schreckliches ereignet. Seither sollen die Seelen der Betroffenen in der Treppe gefangen sein. Hin und wieder – vielleicht wenn die Besucher genug Kraft ge sammelt haben, oder wenn sie spüren, dass sich ein neues Opfer nähert – soll ein schauerliches Heulen und Kreischen aus der Treppe dringen.«
    Lockwood fragte sanft: »Die Treppe selbst kreischt?«
    »Angeblich. Ich habe allerdings nie etwas dergleichen gehört.«
    »Und dieses Rote Zimmer …«, George schluckte den letzten Bissen Donut herunter, »… das befindet sich im ersten Stock? Also auf der gleichen Ebene wie das Fenster auf dem Foto?«
    »Ja, das müsste hinkommen. Wären Sie bitte so nett, keinen Zucker auf das Foto zu krümeln? Es ist der einzige Abzug, den ich besitze.«
    »’tschuldigung.«
    »Das ist faszinierend«, ergriff Lockwood wieder das Wort. »Ihren Ausführungen entnehme ich, dass sich im Haus mehr als ein Besucher befindet. Mehr als nur eine Quelle. Mit anderen Worten, ein ganzer Geisterschwarm. Glauben Sie das wirklich?«
    »Zweifelsohne.« Fairfax nickte. »Ich kann sie spüren.«
    »Aber wie hat das Ganze angefangen? Es muss einen auslösenden Moment gegeben haben, ein traumatisches Ereignis, das alles in Gang gesetzt hat … Das legt die Frage nahe: Welcher von den Besuchern war zuerst da?« Lockwood legte nachdenklich die Fingerkuppen aneinander. »Steht das Haus zurzeit leer?«
    »Der Westflügel ist unbewohnt, weil sich die Gefahr dort konzentriert. Mein langjähriger Verwalter, Mr Starkins, wohnt in einem Nebengebäude.«
    »Und wo sind Sie untergebracht, Sir, wenn Sie Ihr Anwesen aufsuchen?«
    »In einer renovierten Zimmerflucht im Ostflügel. Sie verfügt über einen separaten Eingang und ist durch Eisentüren von allen Stockwerken des übrigen Hauses abgetrennt. Ich habe die Türen selbst einbauen lassen und keine Kosten gescheut, um sie zusätzlich zu sichern. Bis jetzt habe ich immer ruhig geschlafen.« Der alte Mann sah uns der Reihe nach eindringlich an. »Ich bin wahrhaftig kein Feigling, aber keine zehn Pferde könnten mich dazu bringen, mich eine Nacht allein im alten Westflügel von Combe Carey Hall aufzuhalten. Trotzdem …«, er streichelte liebevoll den eisernen Hundekopf, »… trotzdem ist es genau das, worum ich Sie bitten möchte.«
    Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich zupfte an meinem Rock herum, sagte

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