Lodernde Begierde
Erbe zu erhalten.
Sie hatte ihm nichts gestohlen als sein Herz.
Dabei hatte er ihr das gerne überlassen.
Deirdre musterte ihn scharf. »Von Lementeur haben wir erfahren, dass du die Gelegenheit hattest, von der Hochzeit zurückzutreten. Hast du dich jemals selbst gefragt, warum du es nicht getan hast?«
Er raufte sich die Haare. »Ich konnte sie nicht ruinieren. «
Phoebe lächelte ihn an. »Aber Euch selbst konntet Ihr ruinieren?«
Deirdres zufriedenes Lächeln hätte einer gut genährten Katze Ehre gemacht. »Für mich hört sich das nach Liebe an.«
Liebe.
»Teufel auch!« Graham stand abrupt auf. »Das habe ich ganz vergessen! Diese Mrs Blake hat gesagt, sie habe vor, Anzeige zu erstatten.«
Die verbitterte, rachsüchtige Mrs Blake hatte sich im Haus in der Primrose Street niedergelassen. Tessa, die den Kampf um Deirdres Erbe gewonnen glaubte, hatte das großzügig erlaubt und hatte selbst binnen einer Stunde ihre Sachen gepackt, um bei ihrem neuen Liebhaber einzuziehen.
Graham, Phoebe und Deirdre stiegen nebeneinander die Außentreppe hinauf. Als Tessas nachlässiger Butler endlich die Tür öffnete, fand er sich drei gut gelaunten Engeln der Vergeltung gegenüber.
Deirdre lähmte ihn mit einem strahlenden Lächeln, das ihre zornigen Augen nicht erreichte. »Guten Tag, Harrick. Wir kommen auf einen kleinen Familienbesuch. «
Zweiunddreißigstes Kapitel
I m Salon des Hauses in der Primrose Street umringten Graham, Phoebe und Deirdre die bebende Mrs Blake.
»Ihr sagt also, sie war eine Bedienstete?« Phoebe verströmte Unbarmherzigkeit. »Aber Ihr habt sie nie bezahlt, stimmt das?«
»Ich habe ihr ein Heim gegeben, oder etwa nicht? Sie wie eine Familienangehörige behandelt. Da musste ich sie nicht auch noch bezahlen. Dieses Geld war an meine Tochter adressiert! Und sie hat es gestohlen! Diese undankbare, verkommene …«
»An Eure Tochter?« Graham sprach langsam. Phoebe und Deirdre sahen ihn an, während er bedeutungsvoll eine Augenbraue hob.
Phoebes Pupillen weiteten sich, aber Deirdre verstand sofort. »Ja«, stimmte sie Mrs Blake zu und nickte mitfühlend. »An Eure Tochter, Sophie.«
Mrs Blake beugte sich sofort in Richtung der einzigen Quelle des Mitgefühls im Raum. »Ja, mein süßer Liebling, mein Schatz, meine …«
»Tochter.« Phoebes Mundwinkel hoben sich. »An Eure Tochter.«
Mrs Blake wurde langsam bewusst, dass irgendetwas nicht stimmte, weil ihre Zuhörer immer wieder dieselben Wörter wiederholten. »Ja«, sagte sie gereizt. »An meine Tochter Sophie. Was soll das Ganze?«
Graham schaute auf seine gefalteten Hände hinab. »Nachdem Ihr Eure Tochter verloren hattet, habt Ihr S- Miss Westmoreland in Eurem Haus aufgenommen. Ist das korrekt?«
Der Blick der Frau war inzwischen voller Argwohn. »Ja. Ich habe meine kleine Sophie schrecklich vermisst, deshalb hat mir meine Haushälterin ein Waisenmädchen gebracht, um mir Gesellschaft zu leisten. Sie sagte, sie hätte sie ausgewählt, weil sie meinem kleinen Liebling so ähnlich sah – auch wenn ich selbst nie eine Ähnlichkeit feststellen konnte.«
Graham erkannte, dass Sophie – äh, Sadie der Frau und der Miniatur, die sie melodramatisch an ihre Brust presste, ähnlich genug sah, um ein leibliches Kind der Familie zu sein. Haare, die einen Stich ins Rote hatten, sodass sie nicht mehr blond genannt werden konnten, Augen von einem besonderen Gewitterwolkengrau, und eine ausgeprägte Pickering-Nase. Er bemerkte, dass Phoebe und Deirdre dieselben Schlüsse zogen. Die Frau hatte vorgehabt, das Waisenkind als ihre eigene Tochter auszugeben, um das Pickering-Vermögen zu bekommen.
»Hm.« Deirdres Lächeln war ein wenig zu strahlend. »Wie nennt man es noch mal, wenn jemand ein Kind aus einem Waisenhaus holt und ihm ein Heim gibt?« Sie schnippte mit den Fingern in der Luft. »Graham, bitte hilf mir. Ich komme nicht drauf.«
Graham lächelte. »Ich glaube, das Wort, das dir nicht einfallen will, lautet ›Adoption‹.«
Deirdres Lächeln ähnelte dem einer zufriedenen Katze. »Ja, dieses Wort habe ich gesucht. Genau.« Es fehlte nicht viel, und sie hätte geschnurrt, als sie Mrs Blake aus zusammengekniffenen Augen musterte.
Phoebe tat es ihr gleich. »Das Geld war für Eure Tochter bestimmt, wie Ihr sagtet. Hat Eure Adoption Sadie Westmoreland nicht zu Eurer Tochter gemacht und damit zur rechtmäßigen Urenkelin von Sir Hamish?«
Die Frau kniff ebenfalls die Augen zusammen. »Ich weiß nicht, worauf Ihr
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