Lodernde Begierde
hinauswollt.«
Phoebe legte lächelnd den Kopf schief. »Ich denke, ich kenne jemand, der es Euch erklären kann.«
Nach seiner Ankunft wurde Mr Stickley in den vertrauten Salon geführt, wo ihn ein unheimliches Komitee, bestehend aus dem Herzog von Edencourt, der Marquise von Brookhaven und Lady Marbrook empfing. Wie ein attraktiver Wärter und seine beiden Aufseher standen sie hinter einem Stuhl, in dem eine gebändigte und beklommene Version jener schrecklichen Frau saß, die Miss Blakes wunderbare Hochzeit zerstört hatte.
Bloß war sie gar nicht Miss Blake.
»Oje«, entfuhr es Stickley. »Was ist das doch alles für ein Schlamassel.«
Er blinzelte verwirrt, als die drei Stehenden in spontanes Gelächter ausbrachen.
Nachdem ihm die Umstände erklärt worden waren, fühlte sich Stickley ganz in seinem Element. »Im Rahmen der Erbfolge wird ein adoptierter Sohn nicht als rechtmäßiger Erbe anerkannt«, erklärte er. »Aber eine adoptierte Tochter kann zweifellos durch ein gewöhnliches Testament erben, vorausgesetzt, in diesem Testament wurden Blutsbande nicht ausbedungen.«
Er schaute die Marquise konsterniert an. »Seid Ihr besorgt, dass Miss Blake – äh, die Herzogin von Edencourt möglicherweise vor Euch erbt?«
»Nicht im Geringsten. Ich hoffe, dass sie das tut.« Die Marquise lächelte ihn an, und ihre Augen strahlten. Sie war eine wirkliche Schönheit, dieses goldene Haar, diese erstaunlichen Augen.
Der Herzog schnippte mit den Fingern vor Stickleys Gesicht. »Dreh deine Strahlkraft ein bisschen zurück, Dee. Der Arme ist das nicht gewohnt.«
Stickley räusperte sich und nestelte an seiner Halsbinde herum. »Äh … ja. Also. Verzeiht … ja?«
Lady Marbrook legte eine Hand auf seinen Arm. »Sir, wir wollen, dass die Herzogin das Pickering-Vermögen erbt.«
»Sie hat es verdient«, stimmte die Marquise entschlossen zu. »Ich brauche es nicht.«
Lady Marbrook lächelte. »Ich auch nicht.«
Der Herzog nickte. »Aber das Wichtigste ist, dass Mrs Blake uns versichert, dass sie keine Anzeige wegen des Diebstahls des für ihre leibliche Tochter gedachten Geldes erstattet.«
Stickley schniefte. Das war eine berechtigte Sorge, denn selbst eine Herzogin konnte eines Verbrechens angeklagt werden. »Mrs Blake hätte uns sofort vom Dahinscheiden ihrer Tochter unterrichten müssen.« Dann lenkte er ein. »Zumindest sobald sie sich in ihrem Schmerz dazu in der Lage sah.«
Die Marquise murmelte etwas, was sich anhörte wie: »Was so viel heißt wie niemals«, aber vielleicht hatte er sich auch verhört, denn die Marquise war das Abbild damenhaften Anstands.
Mrs Blake zischte. »Mir steht zu, was mir zusteht. Niemand bestiehlt mich, schon gar nicht ein Waisenkind mit der Figur einer Bohnenstange.«
Stickley tauschte einen besorgten Blick mit dem Herzog und seinen beiden reizenden Gefährtinnen. Das ganze Arrangement würde nicht funktionieren, wenn die Frau ihren Rachezug nicht aufgab und die Herzogin als ihre rechtmäßige Tochter anerkannte.
Als Sadie in ihrem Zimmer in Brook House erwachte, bürstete Deirdres neue Zofe, die sie mit auf ihre Reise genommen hatte, gerade das rosa Seidenkleid von gestern aus.
Ihr Hochzeitskleid, um es genau zu sagen. Sie hatte es ausgewählt, weil es einen perfekten blassrosa Farbton hatte, den selbst Mädchen mit rötlichen Locken gut tragen konnten. Sie hatte sich schön darin gefühlt, sehr weiblich und begehrenswert.
Es kam ihr vor, als sei das alles sehr lange her.
Die neue Zofe, Jane, lächelte Sadie zu, als sie bemerkte, dass sie die Augen geöffnet hatte. »Guten Morgen, Euer Gnaden. Möchtet Ihr etwas Tee? Soll ich darum bitten, dass das Frühstück hier serviert wird?«
Sadie blinzelte. Euer Gnaden. Sie fragte sich, wie lange sie wohl brauchen würde, um sich daran zu gewöhnen.
Das Frühstück wurde gebracht. Nach dem Essen schlüpfte Sadie in ein Morgenkleid aus kühler grüner Seide und schlenderte ins Erdgeschoss. Sie hatte nicht die leiseste Vorstellung, was sie mit sich anfangen sollte. Sollte sie allein nach Edencourt reisen, um den Bauern zu helfen? Sollte sie hier warten, bis Graham nach ihr schickte, was möglicherweise niemals passierte? Oder sollte sie auf das nächstmögliche Schiff hüpfen, das den Hafen verließ, und als Herzogin von Edencourt in Amerika leben, wo alle entsprechend beeindruckt wären und sie bis ans Ende ihres Lebens von ihrem Titel leben könnte, ohne auch nur einen Penny zu bezahlen?
Sie wäre am liebsten nach
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