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Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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verwetten.«

    Sie sollten in St. Mary of the Abbots heiraten. Es war eine unprätentiöse, aber schöne Kirche tief in Kensington, von Mayfair aus auf der anderen Seite des Hyde Park. Ein hoher mittelalterlicher Turm bewachte ein geräumiges gotisches Kirchenschiff.
    Es war die Kirche, in der die Cavendishs traditionell am Gottesdienst teilnahmen, auch wenn Graham seit Jahrzehnten keinen Fuß mehr hineingesetzt hatte. Seine Eltern hatten hier geheiratet. Soweit Graham bekannt war, war das das einzige Mal gewesen, dass sein Vater diesen Ort betreten hatte. Seine Mutter jedoch, so wollten es die Gerüchte, war oft hier gewesen. Vielleicht schwebte ihr Geist heute über allem, wenn es denn so etwas gab.
    Hätte sie Sophie gemocht? Und hätte sie ihn gemocht?
    Erstaunlicherweise war die Kirche voll. Sophie zögerte am Portal, erstaunt über die wogenden, fächerschwingenden Masse von offensichtlich gelangweilten Leuten, die sie kaum kannte.
    »Tessa hat es allen erzählt.«
    Graham zuckte die Achseln. »Ich bin nicht unglücklich darüber, wenn die gesamte Gesellschaft unser Zeuge ist. Außerdem erspart uns das später stundenlange Erklärungen. Wir überlassen es einfach den Klatschmäulern, die Nachricht zu verbreiten.«
    Sophie sah nicht gerade erfreut aus. »Das gefällt mir gar nicht.«
    Graham hielt ihre Hand fester in seiner. Er schien sie einfach nicht loslassen zu können! »Was macht das schon? Wir haben schließlich keine Geheimnisse.«
    Sophie hob das Kinn und atmete tief ein. »Du hast absolut recht. Wir haben keine Geheimnisse.«
    Sie gingen gemeinsam Hand in Hand den Mittelgang entlang. Als sich der erste Kopf zu ihnen umdrehte, löste er eine Welle von Gesichtern aus, die sich alle ihnen zuwandten. So viele Gesichter – Sophie wurde ein wenig schwindelig. Sie war froh darüber, dass sie ihre Brille in Brook House gelassen hatte.
    »Alles wird gut«, flüsterte Graham ihr zu.
    Da lachte sie, als sie ihre eigenen Worte aus seinem Mund hörte. Er hatte recht. Sie hatte es geschafft! Sie war in London und heiratete einen außergewöhnlichen, attraktiven Mann, den sie mehr liebte als ihr eigenes Leben, und sie wurde außerdem noch eine wohlhabende Herzogin!
    Offenbar wurden manche Märchen doch wahr.

Achtundzwanzigstes Kapitel
    E twas lag in der Luft zwischen dem Paar vor dem Altar, etwas Vollkommenes, Reines und Magisches. Selbst der Geistliche, der seine Aufgabe an diesem Nachmittag leicht verärgert und missbilligend begonnen hatte – der Bischof vergab viel zu viele Sondererlaubnisse! –, begann den Sinn und die Wahrhaftigkeit der auswendig gelernten Zeremonie zu spüren, die er bereits so viele Male vollzogen hatte. Seine schrille Stimme wurde tiefer, er sprach langsamer, und das Gelübde gewann an Ernsthaftigkeit.
    Die Menge, die sich aus den leicht zu Langweilenden und ewig Abgelenkten zusammensetzte, wurde erstaunlich still. Ja, sie lauschte gar gebannt. Verbitterte Witwen hielten sich Spitzentaschentücher an die Augen. Leichtlebige Dandys tupften sich die Wangen mit ihren spitzenbesetzten Manschetten. Die abgestumpftesten Frauen und zügellosesten Männer saßen in gebannter Stille und wurden Zeugen einer Liebe, die je zu finden sie selbst aufgegeben hatten.
    Wahre Liebe.
    Weit hinten im Kirchenschiff wischte sich Mr Stickley die Augen, ohne dabei Scham zu empfinden. Miss Blake war aus dem Schatten ihrer Schüchternheit getreten und hatte ihr Leben verändert. Stickley war nicht im Geringsten besorgt, dass Lord Edencourt sie schamlos ausnutzen und ihr Geld verprassen würde. Jeder Blinde konnte sehen, dass der Mann bis über beide Ohren verliebt war. Und sie – also, sie glänzte wie Elfenbein und Feuer vor lauter Liebe.
    Ihre schimmernde Glückseligkeit veranlasste Stickley zu eigenen Gedankenflügen. Er hatte genug von seinem öden Leben, in dem er Zahlenkolonnen addierte und dies und das sammelte. In ein paar Stunden würde er das Pickering-Vermögen übertragen, dann wäre er endlich frei.
    Was er mit seiner Freiheit anfangen wollte? Nun, zunächst wollte er eine sinnvolle Arbeit suchen und später, wenn möglich, eine Frau, die er liebte.
    Zuallererst würde er jedoch Wolfe für immer los!
    »Gott, wie ekelhaft.«
    Beim Klang dieser rauen, spöttischen Stimme erstarrte Stickley. Dann drehte er sich langsam nach links. Als hätte er ihn mit seinen Gedanken gerufen, quetschte sich Wolfe gerade rüde durch die Kirchenbank, wobei er den bereits Sitzenden achtlos auf die Zehen trat. Natürlich

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