Lodernde Begierde
und Deirdre nicht nach Hause eilten, um sie zu retten.
Graham verließ das Arbeitszimmer des Bischofs mit leichtem Herzen und einer Sondererlaubnis in Händen. Mit dem Ring seiner Mutter sicher in seiner Westentasche war er ein bestens vorbereiteter Bräutigam. Die Sondererlaubnis zu bekommen, war noch leichter gewesen, als er gedacht hatte.
Er lachte vor sich hin, als er daran zurückdachte, was Sophie gesagt hatte, als er ihr erzählt hatte, wohin er wollte.
Sie hatte die Augen weit aufgerissen. »Aber braucht man dafür nicht ein enormes Schmiergeld?«
»Andere Leute vielleicht.« Er hatte gegrinst. »Ich brauche dafür nur ein kleines bisschen Erpressung. Zufällig sucht der Bischof immer wieder gern ein bestimmtes Mädchen in Mrs Blythes Palast der Sinne auf – und zufällig spiele ich hin und wieder mit dem ziemlich indiskreten heimlichen Geliebten eben jenes Mädchens Karten.«
Sophie hatte gelächelt. »Böser Bischof. Guter Graham. «
S.P., den Graham für sich heimlich in Stures Pferd umbenannt hatte, stand vor dem Tor und ließ mürrisch zu, dass seine Zügel von einem jungen Akolyten gehalten wurden. »Vorsicht, Euer Gnaden. Er beißt.«
Graham versuchte, das Tier zu verteidigen. »Wisst Ihr, er ist wirklich sehr erschöpft.«
Der junge Geistliche schaute ihn bloß verständnislos an.
»Ah, ja.« Höchste Zeit, Somers das Tier zurückzubringen.
Somers war überhaupt nicht erfreut. »Was habt Ihr mit meinem Pferd gemacht?« Er schritt um das Tier, während die drei in den Stallungen hinter dem Haus standen, in dem Somers eine Wohnung genommen hatte. Das Pferd legte die Ohren an und bleckte die Zähne gegen seinen Besitzer, der bestürzt zurücktrat und Graham entsetzt anschaute. »Habt Ihr ihn etwa geschlagen? «
»Natürlich nicht.« Graham war ehrlich beleidigt. »Ich habe ihn nur zu zweit nach Edencourt geritten, gestern dann für vier Stunden durch die Gegend und heute früh wieder zu zweit zurück nach London.« Er dachte einen Moment nach. »Er hat leider nichts weiter als Gras bekommen.«
Somers sah aus, als wollte er jeden Moment losweinen. »Oh, mein armes Baby«, flüsterte er seinem Pferd zu. »Jetzt ist ja alles wieder gut. Papa ist da.«
S.P. stieß einen langen Seufzer aus und stützte dann seinen Kopf an Somers Brust, der daraufhin weiterhin ziemlich grässliche Liebkosungen in sein Ohr flüsterte, während er zugleich Graham wütende Blicke zuwarf.
»Äh … dann will ich Euch zwei mal allein lassen.« Graham zog sich eilig zurück. Also wirklich, er hatte sich doch bloß ein Pferd geliehen!
Der Weg nach Eden House war nicht besonders weit. Graham nahm einige Abkürzungen durch die Gassen, um schneller voranzukommen. Er pfiff vergnügt vor sich hin und dachte darüber nach, Sophie an diesem Abend in eine weitere riesige Kupferwanne zu versenken, nachdem die einfache Trauungszeremonie überstanden war. Dieses Mal würde er sie selbst füttern!
Als er Schritte hinter sich hörte, nahm er davon nicht weiter Notiz, so abgelenkt war er von seinen Gedanken an Seife, Wasser und lange, elegante Beine …
Mit einem Mal wurde ihm klar, dass die Schritte auf ihn zurannten! Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um den Arm heben und einen Schlag abwehren zu können.
»Was zum Teufel?« Ohne nachzudenken, schlug er mit der Faust wild in Richtung des Kopfes seines Angreifers. Der Kerl ließ die Latte fallen, die er eben noch geschwungen hatte — mein Gott, da steckten Nägel drin! — und hielt sich die Nase.
»Verdammt noch mal!«
Da erst erkannte Graham, dass der Mann eine Kappe tief in die Stirn gezogen hatte und ein schwarzes Tuch die untere Hälfte seines Gesichts verbarg. Von seinem Gesicht war nur ein Paar wütender, vor Schmerz irrer Augen zu sehen.
Das war gar nicht gut. Graham schaute sich rasch um. Sie befanden sich in einer Gasse, weit hinter einigen großen Stadthäusern. Die Grundstücke waren weitläufig, und die Bewohner und ihre Dienstboten würden wahrscheinlich nicht auf Schreie aus der Gasse reagieren.
Er sollte rennen. Aber natürlich würde der Kerl ihn verfolgen. Er sah zäh genug aus.
Graham tanzte auf den Fußballen, bereit loszuschlagen, sobald sich die beste Gelegenheit bot. Zur Hölle mit den Exzessen seines Vaters! Falls seine Hochzeit durch diese verdammten Gläubiger beeinträchtigt wurde, dann wäre Graham aus Rache bereit, den alten Herzog in einem rosafarbenen Seidenkleid bestatten zu lassen.
»Sag deinem verdammten Auftraggeber, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher