Lodernde Träume
verzogene Göre.«
»Aber das stimmt doch gar nicht. Du bist einfach nur manchmal ein wenig ungeduldig.«
Megan lächelte. »Ach Tiff, gib's doch auf. Wir wissen doch beide ganz genau, dass ich ein verdammt verzogenes Biest bin.«
»Na wenn schon!« entrüstete sich Tiffany. »Dann kriegt er eben manchmal nicht das, was er will. Das wird er doch wohl aushalten können, oder?«
Megan blieb stehen. Ihr war eine Idee gekommen. »Jetzt, wo du es sagst, Tiffany, fällt mir auf, dass er wirklich ganz genauso reagiert wie ich.«
»Na siehst du! Und das ist auch kein Wunder. So ein Herzog, der ist doch selber ungeheuer verzogen! Der hat doch bestimmt zehn Kindermädchen gehabt, die hinter ihm hergerannt sind, als er klein war. Und noch einen ganzen Troß von sonstigen Bediensteten, die ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben! Du dagegen hattest nur ein einziges Kindermädchen und einen Vater, der dich abgöttisch liebt. Wenn du mich fragst, dann ist dein lieber Herzog wahrscheinlich noch viel verzogener als du!«
»Da hast du völlig recht. Du, das muss ich ihm unbedingt mal unter die Nase reiben - das nächste Mal, wenn wir wieder streiten.«
Hewlett-Packard
42
Es war eine Traumhochzeit, genauso , wie sich Megan ihre eigene immer vorgestellt hatte. Gut, vielleicht wäre ihre nicht ganz so rauschend wie Tiffanys gewesen, vielleicht eher im kleinen Kreis, nur mit ihren Freunden und ihrer Familie in ihrer kleinen Pfarrkirche. Doch sie hatte sich diese Hochzeit selbst vermasselt, weil ihre innere Stimme und ihre verdammte Neugier sich gemeinsam gegen ihre Vernunft verbündet hatten.
Sie war traurig und niedergeschlagen, als sie wieder heimfuhren. Dabei hätte sie sich doch über das Glück ihrer Freundin freuen sollen! Auch Devlin war still; wahrscheinlich war auch er schlechter Stimmung, wenn auch aus anderen Gründen als Megan, und das allein schon reichte, um Megan trübsinnig werden zu lassen. Ja, er hätte eine genauso prächtige Hochzeit haben können, haben müssen. Stattdessen hatte er bei Nacht und Nebel mit ihr nach Schottland reisen müssen.
Ich sollte dich erschießen.
Mich oder ihn?
Dich! Du solltest endlich ein für allemal aus meinem Leben verschwinden. Ich will nie mehr etwas von dir hören.
Warum muss eigentlich immer jemand anderer schuld daran sein, dass du dich elend fühlst?
Es ist niemand anderer daran schuld, sondern einzig und allein du!
Mein Gott, langsam verlor sie tatsächlich den Bezug zur Realität! Ihre innere Stimme war doch kein anderer Mensch, sondern sie selbst! Aber es war so wie immer. Megan weigerte sich einfach, bei sich selbst die Schuld für ihr Elend zu suchen. Langsam war es wirklich an der Zeit, dass sie es lernte, die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
Am nächsten Tag kehrte Megan nach Sherring Cross zurück - allein, das heißt nicht ganz allein, denn sie wurde von fünf kräftigen Dienern sowie ihrer neuen Kammerzofe begleitet. Duchy war schon ein paar Tage früher heimgefahren. Das hektische Getriebe von London konnte sie in ihrem Alter nicht allzu lange ertragen, außerdem hatte sie noch eine Menge Dinge für den bevorstehenden Ball vorzubereiten.
Devlin hatte Megan eigentlich begleiten wollen. Doch im letzten Moment kam etwas dazwischen. Geschäfte, meinte er, die er noch unbedingt vor dem Ball erledigen wollte, damit er dann hinterher nach dem Fest noch ein paar Tage in Kent bleiben könnte.
Megan hatte leise Zweifel, ob das mit den Geschäften wirklich stimmte. »Geschäfte« waren immer eine beliebte Entschuldigung für ihn, wenn er ihr aus dem Weg gehen wollte. Seine trübsinnige Stimmung gestern nach der Hochzeit hatte ihn den ganzen Tag nicht verlassen; er war nicht einmal nachts zu ihr gekommen. Auch er hatte gesehen, wie glücklich Tiffany und Tyler gewesen waren, und womöglich hatte er daraufhin auch an seine eigene »halbherzige« Hochzeit gedacht und gemerkt, was ihm alles entgangen war.
Am Morgen des Tages, an dem der Ball stattfinden sollte, fegte ein eisiger Sturm über das Land, doch zum Glück klarte das Wetter wieder auf, bevor die ersten Gäste kamen. Megan hatte sich für diesen Tag auch eine Bekanntmachung ganz eigener Art, eine höchst private, vorgenommen. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob sie Devlin ihr Geständnis noch vor oder erst nach dem Ball ablegen sollte. Sie würde ihm damit in jedem Fall diesen Tag verderben - sofern er überhaupt vorhatte, auf dem Ball zu erscheinen.
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