Lodernde Träume
gekommen, dass Devlin aus schlichter Eifersucht sich so unhöflich benommen hatte. Seit sie die Treppe heruntergekommen war, war sie die ganze Zeit von einer Schar von Verehrern umschwärmt, doch sie war an männliche Bewunderung so gewöhnt, dass ihr an der Situation nichts Besonderes aufgefallen war. Es waren nun einmal sehr viele Männer zu Gast, und da war es für sie ganz normal, dass sie versuchten, ihre Bekanntschaft zu machen.
Auch die Tatsache, dass Devlin das Wort »Frau« so hervorgehoben hatte, hatte sie nicht auf die Idee gebracht, dass er womöglich eifersüchtig sein könnte. Sie hatte sich als Megan St. James vorgestellt, und es war ja nicht ihre Schuld, dass die meisten gedacht hatten, sie wäre eine Verwandte des Herzogs und nicht seine Frau. Und um ehrlich zu sein, hatte sie sich darüber auch gar keine Gedanken gemacht.
Devlin war wirklich sehr unhöflich gewesen, und sie wollte herausfinden, warum. Deshalb sagte sie zu ihm, während sie sich im Walzertakt drehten: »Wenn du immer noch wütend bist, dass du letzte Nacht in einem Stall schlafen musste st, dann wäre ich dir sehr dankbar, wenn du deinen Ärger nicht an mir auslassen würdest.«
»Sehr witzig.«
Megan traute ihren Ohren nicht. Das war ja auf einmal ganz der alte Devlin! Ohne es zu merken, musste sie lächeln.
Dann fragte sie ihn: »Hat dich die letzte Nacht an deine Stippvisite in der Welt der Stallknechte erinnert?«
Jetzt, wo er sie in den Armen hielt, schwand dieses quälende Gefühl der Eifersucht schnell, und ihr strahlendes Lächeln tat ein übriges dazu, vielleicht sogar ihr leiser spöttischer Unterton. Und so nahm er die Erklärung, die sie ihm in den Mund legte, dankbar an, denn er hatte sich - was er allerdings jetzt erst merkte - ja wirklich sehr unhöflich benommen.
»Ja, auf dem Heuhaufen war es wirklich nicht sehr bequem.«
»Auf einem Heuhaufen?« fragte sie entsetzt. »Das wusste ich nicht...« Sie hielt inne, um nicht allzu mitfühlend zu wirken, denn sie war mit ihrer Strafpredigt noch nicht am Ende. »Aber das ändert nichts daran, dass ich nicht schuld daran bin, oder?«
»Ja, das stimmt. Ich muss mich entschuldigen.«
»Ja, das muss t du wirklich. Aber wenn wir schon bei der Beschwerdeliste sind...«
»Das sind wir aber nicht!« versuchte er sie zu unterbrechen.
»Doch, das sind wir sehr wohl!« beharrte Megan. »Du hast mich vier Tage lang nicht gesehen und hältst es nicht einmal für nötig, mich zu begrüßen, wenn du zurückkommst - also so geht man wirklich nicht mit seiner Ehefrau um, Devlin!«
»Wenn du wüsste st, wie normalerweise Männer mit ihren Ehefrauen umgehen, würdest du dich über so etwas nicht beklagen. Außerdem hat mir Duchy gesagt, dass du dich hingelegt hättest.«
»Hab ich aber gar nicht, dazu war ich nämlich viel zu nervös! Und du hättest ja wenigstens einmal nachschauen können.«
Sie hielt die ganze Zeit den Blick gesenkt, und so beugte sich Devlin nun zur Seite, um zu sehen, ob sie wirklich genauso beleidigt dreinschaute wie ihre Stimme klang, doch sie drehte ihren Kopf weg. Wenn sie wüsste , wie sehr er sich nach ihr gesehnt hatte! Er hatte bestimmt ein halbes Dutzend Mal versucht, zu ihrer Suite durchzudringen. Doch seit er das Haus betreten hatte, waren von allen Seiten Gäste auf ihn zugestürmt, und er hatte es einfach nicht geschafft, sich loszueisen. Er hatte zum Großteil auch nur deshalb so eifersüchtig reagiert, weil er keine einzige Chance gehabt hatte, sie zu sehen, bevor der Ball offiziell eröffnet wurde.
»Hast du mich wirklich so vermisst , Megan?« fragte er vorsichtig. Er wusste nicht, ob das der Grund für ihr Maulen war.
»Ja!«
»Hättest du dann etwas dagegen, wenn wir uns für einen Augenblick verziehen würden? Dann könnte ich dich begrüßen, wie es sich gehört, und Wiedergutmachung leisten.«
»Hm. Wenn ich deinen Vorschlag bedenke, muss ich sagen, dass ich ganz und gar nichts dagegen hätte.«
Er ließ ihr keine Zeit, es sich anders zu überlegen, nahm sie fest bei der Hand und zog sie so ungestüm von der Tanzfläche, dass sie ihm kaum hinterherkam. Doch er achtete gar nicht darauf, so eilig hatte er es. Irgendwo in diesen Menschenmassen musste doch ein ungestörtes Plätzchen zu finden sein. Duchy, die zusammen mit Frederick Richardson genau neben der Tür stand, die Devlin mit Megan im Schlepptau zügig ansteuerte, wusste sofort, was los war.
»Großer Gott, jetzt macht er tatsächlich noch einen Skandal zum Schluss !« rief
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