Lodernde Träume
bitten, ihren letzten Satz zu wiederholen. Und so lehnte er sich an den Stamm des Nussbaums und schaute sie einfach nur an. Wenn sie seine Entschuldigung abgelehnt hatte, würde sie ja wohl noch irgendetwas sagen, oder? Zumindest würde sie ihn auffordern zu gehen. Das tat sie aber nicht; sie nahm einfach seine Gegenwart nicht zur Kenntnis.
Zum Teufel auch. Da hatte er also den Waffenstillstand, den er eigentlich gar nicht gewollt hatte - wenn er ihn denn überhaupt hatte! Und was sollte er jetzt mit dem Mädchen reden? Die Gespräche, die er mit jemandem ihrer Herkunft normalerweise führen könnte, würden albern aus dem Munde eines Pferdezüchters klingen. Dabei gefiel ihm diese Rolle inzwischen wider Erwarten gut. Sie gab ihm eine Freiheit im Reden, die er sonst nicht hatte. Welch ein seltenes Vergnügen, weder Zunge noch Temperament zügeln zu müssen!
»Ich werde nächste Woche auf einen Ball nach Hampshire gehen, einen Maskenball«, platzte sie plötzlich heraus.
Devlin zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Und warum erzählen Sie das gerade mir?«
Megan zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht, ich freue mich so darauf. Ich hatte einfach das Bedürfnis, es Ihnen zu erzählen.«
»Sie meinen, Sie wollten mich mal wieder mit der Nase darauf stoßen, dass ich zu solchen Festen nicht eingeladen werde.«
»Das vielleicht auch«, gab sie zu und blickte frech aus den Augenwinkeln zu ihm herüber. »Haben Sie auf diesem Gebiet etwa ein empfindliches Näschen?«
Devlin hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Nicht unbedingt, ich war nämlich auch schon auf dem einen oder anderen Ball.«
»Oh«, spottete sie, »vielleicht auf einem dieser öffentlichen Bälle in Covent Garden?«
»Wie haben Sie das nur erraten?« gab er trocken zur Antwort.
»Da tanzt man aber wohl kaum mit Herzögen oder Grafen, oder?«
»Ich werd's dir schon zeigen, freche Göre - 'tschuldigung, Miss Penworthy. Kommen Sie, regen Sie sich nicht auf. Ist mir nur so rausgerutscht.«
Sie gab keine Antwort, sondern widmete sich mit verstärktem Eifer der Pflege ihrer Stute. Devlin schmunzelte in sich hinein und beobachtete mit Vergnügen, wie sie sich bemühte, ihn wie Luft zu behandeln. Sie bürstete wie eine Wilde, sie war ganz aufgeregt, ihre Wangen röteten sich, ihre Augen glänzten. Er stellte sich vor, dass sie wohl genauso erregt aussehen würde, wenn ... doch eine deutliche Regung in seinen Lenden ließ ihn diesen Gedanken schnell zur Seite schieben.
»Was ist an dem Ball in Hampshire so außergewöhnlich?« nahm Devlin das Gespräch wieder auf. »Ich denke, dass die bevorstehende Ballsaison in London für Sie doch viel interessanter sein dürfte.«
Megan drehte sich zu ihm um. »Woher wissen Sie denn überhaupt, dass ich nach London gehen werde?«
»Macht das nicht jedes Mädchen Ihres Alters, wenn es auf der Suche nach einem passenden Ehemann ist?«
»Nein, nicht jedes. Ich werde, wenn in Hampshire alles gutgeht, nicht mehr auf die Feste in London gehen - oh, abgesehen von Tiffanys Hochzeit natürlich. Da muss ich unbedingt hin, aber...«
»Wenn was in Hampshire gutgeht?« fragte Devlin schroffer, als er wollte. »Erwarten Sie einen Heiratsantrag?«
»Du lieber Himmel, nein! Ich treffe ihn ja zum ersten Mal.
Meine Erwartungen sind zwar hoch, aber so hoch nun auch wieder nicht!«
»Mit anderen Worten, Sie haben sich schon jemanden ausgesucht, der aber von seinem Glück noch gar nichts weiß. Wer ist denn der arme Hund?«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie von meinem zukünftigen Gatten in einem etwas respektvolleren Ton reden würden!«
Devlin schnappte nach Luft: »Ist ja gut. Aber sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass Sie jemanden heiraten wollen, den Sie noch gar nicht kennen?«
»Genau so ist es«, erwiderte sie eigensinnig. »Und deshalb brauchen Sie, Mr. Jefferys, sich auch keine weiteren Gedanken mehr um mich zu machen. Mein Herz ist bereits vergeben.«
»Ach, verlieben wollen Sie sich auch noch in dieses Phantom. Wissen Sie denn schon, wie er aussieht?«
»Nun ja, nein, aber...«
»Aha. Sie sind also nur hinter einem verdammten Titel her, stimmt's?«
»Und wenn schon! Da bin ich ja wohl nicht die erste, die so etwas macht, oder?«
»Das ist schon richtig, aber Sie vergessen dabei, dass der adlige Herr aus dem Geschäft auch etwas herausschlagen will. Was haben Sie denn so anzubieten?«
Sein höhnischer Ton hatte sie beleidigt. Sie richtete sich auf und zischte: »Ich glaube, das war ein
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