Lodernde Träume
wollte sie es sich auch nicht nehmen lassen, ihr Pferd wie jeden Tag ausgiebig zu pflegen. So schickte sie zum ersten Mal einen Bediensteten ihres Vaters in den Stall, um Striegel, Bürste und alles weitere, was sie benötigte, zu holen Megan band Sir Ambrose vor dem Haus im Schatten eines Nussbaumes an und machte sich an die Arbeit.
Es dauerte keine zehn Minuten, da tauchte Devlin Jefferys auf. »Sind Sie sich eigentlich im klaren, was Sie hier machen?« fragte er ohne große Umschweife.
Megan wunderte sich selbst, dass ihre gute Stimmung durch sein Auftauchen in keiner Weise getrübt wurde. Seine Laune dagegen schien durch ihre Anwesenheit deutlich gedämpft, oder hatte er vielleicht schon den ganzen Tag lang vor sich hin gebrütet? Im Moment sah er auf jeden Fall etwas verwirrt aus, was Megan mit Genugtuung zur Kenntnis nahm, und so konnte sie sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
»Na, was meinen denn Sie, Mr. Jefferys? Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich, was ich hier mache, oder?«
Ihr gönnerhafter Tonfall ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. »Diese Arbeit kann doch wohl Timmy erledigen.«
»Natürlich könnte Timmy das, aber mir macht die Pflege meines Pferdes einfach Spaß. Das sagte ich Ihnen doch heute Morgen bereits.«
»Warum machen Sie es aber dann nicht dort, wo es sich gehört, statt hier so ein Theater zu veranstalten?«
»Theater? Ich sehe gar kein Publikum! Nun übertreiben Sie mal nicht. Und warum ich mein Pferd nicht im Stall striegele, dürfte Ihnen ebenfalls klar sein. Ich wollte einfach Ihre unangenehme Gesellschaft vermeiden. Deshalb frage ich mich, was Sie hier zu suchen haben und meine Absicht zunichtemachen .«
Er sah sie einem Moment lang verdutzt an, dann steckte er beide Hände in die Hosentaschen und murmelte: »Wenn das so ist. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn ich im Stall meine Ruhe habe.«
Dies war eine infame Lüge, hatte doch Devlin sich den gesamten Nachmittag zu Tode gelangweilt und nur auf Megans Rückkehr gewartet. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm so deutlich aus dem Wege gehen würde. Er hatte vielmehr auf ihre Verbissenheit und Kampfeslust gesetzt - schließlich war sie rothaarig! Darauf hatte er sich schon gefreut. Und jetzt? »Ich glaube, es ist Zeit für eine Entschuldigung meinerseits«, sagte er mit kaum hörbarer Stimme. Der Satz ging ihm verdammt schwer über die Lippen.
»Eine? Unzählige!«
Verdammt noch mal, wenn man ihr den kleinen Finger gibt, nimmt sie sofort die ganze Hand, schoss es ihm durch den Kopf.
»Okay, meinethalben auch mehrere.«
Megan hatte Mühe, sich ihr Erstaunen über seinen Sinneswandel nicht anmerken zu lassen. Er meinte seine Entschuldigung gewiss nicht ernst, das wusste sie, es klang eher so, als hätte er sie sich mühsam abgerungen, weil sie das kleinere Übel für ihn war. Aber was war dann das größere Übel?
Doch für den Eall, dass er tatsächlich sein Verhalten bedauern würde, sagte sie: »Ich bin nicht sicher, ob eine einfache Entschuldigung ausreicht für das, was Sie...« Sie zögerte einen Moment und sah mit Befriedigung, wie sein Körper sich anspannte und sich seine schwarzen Brauen zusammenzogen. Diese Runde geht an mich, Mr. Jefferys, dachte sie selbstzufrieden, ehe sie mit ihrem strahlendsten Lächeln fortfuhr: »Auf der anderen Seite bin ich aber heute derart guter Laune, dass ich keinerlei Groll mehr gegen Sie hege. Ich nehme Ihre Entschuldigung an - auch mehrfach!«
Devlin nahm ihre Worte kaum wahr. Er war vielmehr völlig damit beschäftigt, sich von dem umwerfenden Eindruck ihres Lächelns zu erholen. Wieso konnten zwei Grübchen einem Mann wie ihm alle Waffen aus der Hand schlagen? Er fühlte sich gänzlich durcheinander, die Gedanken schössen ihm wirr durch den Kopf, er brachte kein Wort hervor. Es hatte ihn einfach total umgehauen.
Das Mädchen müsste wenigstens Sommersprossen haben, dachte er hilflos. Zum Teufel, warum hat sie keine. Irgendwas musste doch an ihr zu finden sein, was die Wirkung dieses umwerfenden Lächelns etwas abschwächte. Bei diesem Lächeln musste man als Mann doch einfach seine Arme um sie legen und sie für den Rest seines Lebens beschützen!
Dann kam er wieder zur Besinnung. Sie schaute ihn erwartungsvoll an, woraufhin er nur unbestimmt nickte. Er ärgerte sich, dass er so in Gedanken gewesen war, dass er gar nicht mitbekommen hatte, ob sie nun seine Entschuldigung angenommen hatte oder nicht. Doch er hatte keine Lust, sie zu
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