Lodernde Träume
Antwort, drehte sich wieder um und kümmerte sich noch ausgiebiger um Sir Ambrose. Er lachte leise, als er sah, wie sie errötete.
»Es tut mir leid, dass ich Sie stören musste , aber Sie können jetzt wieder zu Bett gehen.«
Die förmliche Art ärgerte ihn. »Das sollten Sie selber tun! Ich meine - in ihr eigenes Bett gehen. Es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund, derart früh auszureiten.«
»Ich glaube, es geht Sie doch wohl überhaupt nichts an, zu welcher Tageszeit ich ausreite, Mr. Jefferys«, zischte sie.
»Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn Sie mich deshalb aus dem Schlaf reißen!« Dann seufzte er. »Also gut, wenn es denn sein muss , dann werde ich Sie eben begleiten.«
Sie schaute ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Und weshalb, wenn ich fragen darf?«
»Hier treibt ein Räuber sein Unwesen, oder wissen Sie das noch nicht?«
»Ich habe kein Geld dabei!«
Er grinste über ihre Naivität. »Meinen Sie nicht, dass er Ihnen vielleicht etwas anderes rauben könnte? Ich wüsste schon, was.«
Wie sie seine schlüpfrigen Anspielungen hasste !
»Es ist zwar noch etwas früh, aber bis ich losreite, ist die Sonne schon aufgegangen.«
»Gerade eben, vielleicht.«
Sie überhörte seine Antwort und fuhr fort: »Wenn ich wieder einen meiner mitternächtlichen Ausritte machen wollte, könnte ich Ihre Bedenken...«
»Sie reiten um Mitternacht aus?« rief er ungläubig. »Großer Gott, haben Sie denn total den Verstand verloren? Sie riskieren Kopf und Kragen - und Ihre verdammte Unschuld.«
Megan war fest entschlossen, jetzt nicht die Beherrschung zu verlieren, und erwiderte deshalb betont gelassen: »Dies ist eine ausgesprochen friedliche Gegend.«
»Ja, das kann man wohl sagen«, seufzte er gequält.
»Und eine absolut sichere Gegend dazu. Zumindest war sie das, bevor dieser Räuber hier auftauchte. Aber seitdem bin ich auch nicht mehr um diese Zeit ausgeritten, denn ich bin durchaus nicht so dumm, wie Sie annehmen. Aber warum erzähle ich Ihnen das alles eigentlich. Sie sind doch nicht mein Kindermädchen, Mr. Jefferys.«
»Dafür danke ich Gott.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. Bei diesem Kerl musste man ja einfach die Beherrschung verlieren. »Wenn ich's mir recht überlege«, erwiderte sie argwöhnisch, »könnten Sie eigentlich gut der Räuber sein. Er ist zur gleichen Zeit hier aufgetaucht wie Sie.«
»Auf diese Beschuldigung habe ich schon lange gewartet.«
»Ja, und?«
»Und was?« Plötzlich musste er lachen. »Soll ich es etwa abstreiten?«
»Wenn Sie unschuldig sind, natürlich.«
»Wenn ich schuldig wäre, würde ich es doch genauso abstreiten, also was soll das Ganze. Oder erwarten Sie ein Geständnis?«
Er hatte offenbar Spaß an diesem Wortgeplänkel, und das brachte sie immer mehr in Rage.
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie sich wieder zurückziehen würden, Mr. Jefferys, aber da Sie das offensichtlich nicht vorhaben, werde ich es tun, und zwar auf meinem Pferd. Und ich habe dabei nicht das geringste Bedürfnis, von Ihnen begleitet zu werden, da ich keine Lust habe, mir weiterhin von Ihnen meine Laune verderben zu lassen. Ich brauche kein Kindermädchen!«
»Ist das Ihr letztes Wort?«
»Jawohl!«
»Tja, dann muss ich wohl andere Saiten aufziehen«, sagte er in unerbittlichem Ton. »Ich kann da leider keine Rücksicht auf Sie nehmen. Eine verzogene Göre wie Sie braucht einfach jemanden, der auf sie aufpaßt. Warten Sie also hier, Megan, bis ich mit Caesar zurückkomme. Andernfalls reite ich Ihnen hinterher, und was ich dann mit Ihnen mache, wenn ich Sie eingeholt habe, wird Ihnen mit Sicherheit nicht gefallen. Das verspreche ich Ihnen!«
Bei seinen letzten Worten hatte er einen kurzen, aber unzweideutigen Blick auf ihren Po geworfen, so dass sie sofort wusste , was er meinte. Das letzte Mal, als er ihr das gleiche angedroht hatte, hatte sie Angst bekommen. Doch diesmal ließ sie sich nicht von ihm einschüchtern. Nein, jetzt entbrannte ihr Zorn erst richtig. Sie war derartig wütend, dass sie kein Wort herausbrachte.
Er bluffte, das war klar. Er war schließlich Bediensteter ihres Vaters, selbst wenn er sich ganz und gar nicht so benahm. Er sollte es wagen, Hand an die Tochter seines Dienstherrn zu legen! Er sollte es nur versuchen! Sie würde ihn auf der Stelle einsperren lassen. Eine tolle Idee, schoss es ihr durch den Kopf.
Voller Wut schnallte sie Sir Ambrose schnell den Sattel um und stieg auf, nahm dann die Zügel und ritt aus dem Stall.
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