Loderne Glut
hoffe nicht«, sagte er aufrichtig.
»Aber ich hatte da meine Bedenken, da das, was wir taten, ja eigentlich der Fortpflanzung dient.«
»Amanda«, rief er erbost - sie sprach mit ihm wie mit einer Freundin — »ich weiß in dieser Angelegenheit nicht so genau Bescheid. Ich bin zwar mit vielen Frauen ins Bett gegangen — ich meine, mit einigen Frauen hier und da -, aber ich glaube nicht, daß eine von ihnen ein Kind von mir bekam. Tatsächlich bin ich mir sicher, daß sie in diesem Fall zu mir gekommen wären und mir davon erzählt hätten. Und der Liebesakt dient der Fortpflanzung, richtig; aber er sorgt auch für das Wohlbefinden der Beteiligten. Haben Sie das, was gestern nacht geschah, etwa nicht genossen?«
Amanda konnte ihn nicht anschauen. Genossen? Sie wäre gestern nacht vor Wonne fast gestorben! Und heute morgen hätte sie ihn und Reva mit einem Revolver erschießen können, als sie die beiden sich küssen sah. »Ja, das habe ich«, flüsterte sie. »Aber ich dachte, eine . . . Paarung sei mit Empfängnis gleichzusetzen. Verheiratete Paare . . .« Ihre Stimme verebbte, als hätte sie keine Ahnung, was verheiratete Paare alles miteinander trieben.
»Verheiratete Paare«, sagte Hank ruhig, »lieben sich oft. Gesetzt den Fall, zum Beispiel, Sie und ich wären verheiratet, dann würde ich Sie jede Nacht lieben und morgens, ehe ich in die Universität zur Vorlesung führe, und vermutlich käme ich sogar zum Lunch nach Hause. Sie könnten ja dann logischerweise unmöglich von jeder Paarung ein Kind bekommen.«
»Ich verstehe«, seufzte Amanda. Sie bemühte sich, dieses Gespräch auf einer intellektuellen Basis zu führen; aber ihre Haut fing nun an so sonderbar zu kribbeln. Zum Lunch? Bei Tageslicht? Sie fragte sich, wie er wohl am Tage ohne Kleider aussehen mochte. Sie wußte zwar, wie er sich anfühlte; aber nackt hatte sie ihn noch nicht gesehen. Ob wohl seine Schultern so breit waren, wie sie ihr gestern anmuteten? Waren seine Schenkel so . .. Sie räusperte sich. »Ich wußte das nicht. Vielen Dank für Ihre Aufklärung.«
»Keine Ursache<, antwortete er munter. »Ich stehe in dieser Hinsicht immer zu Ihrer Verfügung. Theoretisch und praktisch - wie Sie es brauchen.«
»Sehr — äh — liebenswürdig von Ihnen.« Amanda lächelte schwach und blickte auf die leeren Teller. Sie brauchte ihm ja nur zu sagen, daß ihr das Mittagessen nicht zusagte, und schon würde er sie mit seinem gelben Wagen in ein Lokal bringen und seine Hände würden . . .
»Sind Sie so weit, daß wir wieder an die Arbeit gehen können?«
»Ja«, antwortete sie, schluckte und wollte sich von der Bank erheben.
Hank legte ihr die Hand auf den Arm. »Sie wollten mir noch sagen, was zwischen Ihnen und Taylor an dem Tag passiert ist, an dem Sie die Wette verloren haben. Was taten Sie, daß er Sie widerwärtig fand und Sie mit diesen Differentialrechnungen bestrafte?«
»Ich möchte lieber nicht darüber reden«, antwortete sie.
»Vielleicht könnte ich Ihnen helfen, damit das nicht noch einmal passiert; aber das ist mir nicht möglich, wenn Sie mir nicht erzählen, was schiefging.«
Sie erinnerte sich nur ungern an jenen Nachmittag. »Ich küßte ihn. Er stand vor mir, und ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küßte ihn.«
»Einfach so?«
Sie wußte nicht, was er meinte. »Was sollte ich denn anderes machen? Wir hatten diese schreckliche Wette abgeschlossen, und ich glaubte, ich täte es für die Ranch, weil Sie sagten, Sie würden das Haus verlassen, wenn ich Taylor dazu bringen könnte, etwas Leidenschaft zu zeigen. Also küßte ich ihn. Wie sollte ich es anders anstellen? Wenn ich Sie küsse, dann . . .« Sie hielt inne. »Sie wissen schon, was ich meine.«
»Ich verstehe vollkommen. Sie verhielten sich wie ein Schulmädchen, und er hat Sie zweifellos wie eines behandelt.«
»Schulmädchen küssen ihre Lehrer nicht. Aber vielleicht verfahren Ihre Studentinnen mit Ihnen anders.«
»Niemals. Wenn mich jedoch eine von ihnen küssen sollte, würde ich sie nicht anders behandeln, wie Taylor das mit Ihnen tat.«
»Oh«, machte sie in der Erkenntnis, daß alle Schmerzen der letzten Tage offenbar allein ihr Verschulden waren. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was Sie meinen.«
»Kommen Sie - wir wollen in die Zentrale zurückgehen. Vielleicht können wir uns dort ein paar Minuten Zeit nehmen, damit ich Ihnen zeigen kann, wie man einen Mann verführt. Das richtige Verfahren, wohlgemerkt.«
Sie zögerte.
»Ich
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