Loderne Glut
eines Eingeweihten besaß; aber er kämpfte, als ginge es um sein Leben. Taylor gewann bei den Spielen, in denen man einen Trick anwenden mußte, doch Hank schlug ihn haushoch an den Ständen, bei denen Kraft gefragt war. Er haute den Lukas, daß es bei jedem Schlag klingelte, und schob erst das eine Stofftier Reva in die Arme, ehe er nochmals zuschlug und den nächsten Hauptpreis Amanda anbot, die ihn jedoch ablehnte.
So gegen neun Uhr abends waren beide Frauen derart befrachtet mit Puppen, Stofftieren, Zinntellern, häßlichen kleinen Tassen und Untertassen und »Überraschungs«-Paketen, daß sie kaum noch darüber hinwegsehen konnten. Doch die beiden Männer liefen ihnen noch immer voraus wie zwei Löwen auf der Pirsch.
Als sie alle Buden abgeklappert hatten, wandten sie sich zu und funkelten sich an.
»Dürfen wir diese Sachen vielleicht zurück zum Wagen bringen?« fragte Amanda. »Und wenn es dir nichts ausmacht, Taylor, würde ich nun gern nach Hause fahren. Ich merke, daß ich schreckliche Kopfschmerzen bekomme.«
Reva stand ebenfalls da, die Arme voll beladen mit Preisen, und blickte von einem Mann zum anderen. Sie glaubte nicht, daß Amanda wirklich begriffen hatte, was vor sich ging, aber sie selbst hatte es verstanden. Sie war davon überzeugt, daß Taylor die Preise für sie gewonnen hatte — nicht für Amanda. Sie hatte bemerkt, daß Taylor jedesmal in ihre Richtung schielte, wen ihm eine Trophäe überreicht wurde. Er hatte die Geschenke zwar jedesmal Amanda in die Arme geschoben; doch sein Blick war dabei stets auf sie gerichtet gewesen.
Möglich, daß ich in ihn verliebt bin, dachte Reva voller Entsetzen. Er war der absolut falsche Mann für sie - er besaß keinen Penny-, und sie glaubte, daß es ihm niemals einfallen würde, so jemanden wie sie zu heiraten, aber in diesem Moment wollte sie den Jahrmarkt verlassen und mit ihm allein sein. Mach das nicht, ermahnte sie sich. Er braucht das Geld genauso nötig wie du, und er wird sich verkaufen, indem er Amanda heiratet, um die Caulden-Ranch in seinen Besitz zu bekommen. Aber ehe er Amanda heiratete, wollte sie ihn wenigstens einmal für sich haben.
Reva sank in die Knie, als hätte sie plötzlich Schmerzen bekommen, und ließ dabei fast alle Pakete auf den Boden fallen.
»Was hast du denn?« fragte Amanda und versuchte, einen Arm frei zu bekommen, um Reva zu helfen.
Taylor kam ihr zuvor und stützte Reva unter beiden Achseln.
»Nur ein verdorbener Magen. Ich denke, ich gehe jetzt nach Hause.«
»Dann komm«, forderte Hank sie widerstrebend auf.
Reva stöhnte und hielt sich den Bauch. »Diese Fahrt in deinem kleinen Wagen - ich hoffe doch, daß mir davon nicht noch übler wird.« Sie sah zu Taylor hin und bemerkte das Interesse in seinen Augen.
»Ich werde Sie heimbringen«, bot sich Taylor an. »Sie können sich hinten im Fond auf der Bank ausstrecken.«
»Aber ich möchte nicht allen den Spaß verderben.« Ihr Blick kreuzte sich mit dem von Taylor, und sie spürte, daß er die eigentliche Bedeutung ihrer Worte verstand.
Taylor streckte sich, und als er jetzt Amanda ansah, war er wieder der Lehrer. »Amanda, ich werde Miß Eiler nach Hause begleiten, aber es ist nicht nötig, daß du deswegen auch sofort aufbrichst. Du kannst hierbleiben, und ich bin sicher, daß Dr. Montgomery dich mit seinem Wagen nach Hause bringen wird.« Er wartete nicht erst die Antwort von einem der beiden ab. »Moment, Miß Eiler, ich trage diese Sachen für Sie. Gute Nacht, Amanda, und bleibe nicht zu lange weg.« Er ging mit Reva an seiner Seite davon.
Amanda knirschte mit den Zähnen. »Ich hätte ihr damals beide Augen blau schlagen sollen«, brummte sie wütend.
Hank lachte laut. »Was ist los ? Hat Ihnen etwa jemand den Freund weggenommen?«
»Würden Sie etwas dagegen haben, mich sofort nach Hause zu bringen?«
»Wie wäre es vorher noch mit einer Fahrt in der Geisterbahn?«
»Lieber ginge ich durch eine Grube mit lebendigen Giftschlangen, statt mit Ihnen Geisterbahn zu fahren«, entgegnete sie und wandte sich ab, um zu gehen.
Er faßte nach ihrem Arm. »Was haben Sie eigentlich? Es sieht mir so aus, als würde uns beiden hier eine großartige Gelegenheit geboten. Reva ist mit Ihrem eisigen Freund auf und davon - was sie eigentlich von ihm will, ist mir schleierhaft -, und wir sind nun allein. Wollen wir uns nicht ein stilles Plätzchen suchen?«
»Nicht mit Ihnen!«
Er wirbelte sie herum, daß zwei Stofftiere und ein Zinnteller durch die Gegend
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