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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mußte; matt, weil sie so viele Mahlzeiten versäumt hatte und seine vielen sarkastischen Bemerkungen nicht mehr ertragen konnte. »Ich tue alles, was in meinen Kräften steht, um Ihnen den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu machen, Dr. Montgomery. Es tut mir leid, wenn mir das nicht gelingt.« Sie hielt ihre Schultern sehr gerade, wie Taylor ihr das — mit Hilfe eines Stahlkorsetts - beigebracht hatte.
    Hank ließ sich von diesen Worten erweichen. Vielleicht konnte sie nichts dafür, daß sie so ein kaltes kleines, affektiertes Ding war - er war ja auch nicht dafür verantwortlich, daß er dies alles nicht war. Es war nicht gerecht, ihr zu zürnen, weil sie nicht so war, wie er sie haben wollte. Also was kümmerte es ihn, wenn sie so steif ging wie ein Schürhaken mit zwei Beinen, ihre Haare so straff nach hinten gekämmt hatte, daß sie die Augen in die Höhe zogen, nur von Tatsachen sprach, so angezogen war, als wäre sie ihre eigene Mutter, keinen Funken Humor, Wärme und Leidenschaft besaß? Es ging ihn nichts an.
    »Ich entschuldige mich, Miß Caulden. Ich bin rüde zu Ihnen gewesen. Aber seit ich das Haus meiner Mutter verließ, habe ich mir nicht mehr vorschreiben lassen, wie ich meine Zeit zu verbringen habe, und ich fürchte, ich bin zu alt dazu, mich jetzt wieder daran zu gewöhnen. Hören Sie - da drüben spielen ein paar Kinder. Können wir uns nicht eine Weile still hinsetzen und den Duft der Rosen genießen?«
    »Rosen?« erwiderte sie. »Im Schulhof gibt es keine Rosen.«
    Er stöhnte, nahm sie am Ellenbogen und führte sie auf den eingezäunten Schulhof zu. Der Unterricht war bereits zu Ende, und da waren drei kleine Kinder, die sich auf der Seil-und Wippschaukel vergnügten, und eine hübsche junge Mutter, die ihnen zusah. Hank ließ Amanda in der Nähe einer Bank unter einer mächtigen Eiche zurück und ging auf die Gruppe zu. Er hatte das dringende Bedürfnis, ein fröhliches Gesicht zu sehen.
    »Hallo«, grüßte er, und die junge Mutter drehte sich um. Sie war wirklich hübsch, und sie lächelte ihn an. Es schien schon eine Ewigkeit her zu sein, seit eine Frau ihn angelächelt hatte.
    »Hallo«, antwortete sie.
    »Ich bin . . .«
    »Nein, sagen Sie es mir nicht.« Sie blickte an ihm vorbei auf Amanda, die steif und mit geraden Schultern auf der Bank saß. »Sie müssen der Gast der Cauldens sein. Irgendein Lehrer, richtig?«
    »Gut getroffen«, antwortete er und streckte ihr die Hand entgegen, die sie ergriff und schüttelte. »Hank Montgomery.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Kinder. »Eine vergnügte, gut aussehende Bande. Lebt der Vater noch?«
    Sie lachte. »Vor einer Stunde war er noch am Leben.«
    »Mein Pech«, erwiderte Hank mit einem Seufzen.
    Sie ging zu der Schaukel, auf der ihr kleines Mädchen saß, und Hank folgte ihr. »Wie sieht es dort oben aus?« fragte sie leise, mit dem Kopf zu Amanda hinweisend. »Behandeln die Cauldens Sie auch gut? Sind sie hier, um Amanda zu unterrichten?«
    »Die Behandlung ist in Ordnung, und Amanda scheint mich zu unterrichten.« Er schwieg einen Moment. »Sie kennen sie?«
    »Ich kannte sie. Wir gingen zusammen in die Grundschule; aber ihr Vater hat sie aus der Schule genommen, als sie anfing, Gefallen an Jungen zu finden, verstehen Sie?«
    Hank konnte sich nicht vorstellen, daß jemand Amanda gefallen könne; aber er nickte nur. »Er hat wohl einen Hauslehrer für sie engagiert?«
    »Diesen Driscoll. Ich habe ihn nur ein paarmal gesehen. Er kommt nie nach Kingman; aber er ist einige Male im Auto an mir vorbeigefahren. Er ist nicht mein Typ«, sagte sie und lächelte Hank noch herzlicher zu.
    Meiner auch nicht, dachte Hank. Also würde Amanda ihren Hauslehrer heiraten. Das ergab einen Sinn, da ihr kleiner Verstand ja nichts anderes war als ein Tatsachenkatalog.
    Die junge Frau wollte ihm gerade noch etwas anvertrauen, als das kleine Mädchen von der Schaukel fiel, zu schreien begann und die Mutter es aufhob. Das Kind schien sich nicht ernsthaft weh getan, sondern nur erschreckt zu haben, denn es schielte neugierig um seine Mutter herum auf Hank.
    Hank streckte die Arme aus, und das Mädchen lief zu ihm.
    »Flirten, wie?« meinte die Mutter lachend.
    Hank hob das Mädchen hoch, und sie musterten sich. Er mochte Kinder und hoffte, eines Tages auch eine Schar von eigenen Sprößlingen zu haben.
    »Vermissen Sie Ihre Kinder?« fragte die Mutter, die wohl ein bißchen bei ihm auf den Busch klopfen wollte.
    »Keine Kinder; keine

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