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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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erzählen?«
    »Ist es das, oder haben Sie Angst, mit mir darüber zu sprechen? Verraten Sie mir, was für eine schreckliche Sache Ihre Mutter verbrochen hat, damit ich sie ebenfalls hassen kann. Ich verabscheue Unterdrückung und Tyrannen, die jenen weh tun, die schwächer sind als sie selbst. Verraten Sie mir, was für eine schreckliche Sache Ihre Mutter Ihnen angetan hat, daß sie zwar unter dem gleichen Dach leben, sich aber nie sehen.«
    »Sie hat mir überhaupt nichts getan«, brach es fast unfreiwillig aus Amanda heraus. »Sie hat in ihrem ganzen Leben niemandem etwas zuleide getan; aber sie hat. . . hat. . . getanzt !« Sie funkelte Dr. Montgomery trotzig an. Nun wußte er es.
    »Oh«, machte er nach einer langen Pause. »Professionell? Mit oder ohne Kleider?«
    Amanda konnte ihn nur mit offenem Mund anstarren. Sie hatte ihm dieses tiefe, dunkle Geheimnis offenbart - ein Geheimnis, das nach Taylors Worten ihr Blut verunreinigt und Amanda nichtswürdig gemacht hatte, und doch hatte Dr. Montgomery diesem Umstand nicht die geringste Beachtung geschenkt. Wie beschränkt dieser Mann doch war! »Mit ihren Kleidern, natürlich«, fauchte sie. »Begreifen Sie das denn nicht? Sie war bei der Bühne gewesen!«
    »War sie denn einigermaßen gut gewesen auf der Bühne?«
    Amanda machte ein Geräusch, das teils Ärger, teils Trauer verriet, stand auf und ging auf den Wagen zu. Der Mann besaß die Empfindsamkeit eines Basaltfelsens!
    Er ergriff ihren Arm und schwenkte sie zu sich herum. »Nein, ich begreife das nicht. Vielleicht können Sie es mir erklären. Alles, was ich bisher hörte, war, daß Ihre Mutter Sie liebte und Sie Ihre Mutter liebten, bis jemand zu Ihnen sagte, sie wäre bei der Bühne gewesen, dann haßten Sie Ihre Mutter plötzlich.«
    »Ich hasse sie nicht, ich . . .« Sie löste mit einem Ruck ihren Arm aus seinem Griff. Er verwirrte sie so sehr! Er zwang sie, Dinge in Frage zu stellen, von denen sie wußte, daß sie richtig waren.
    Hank bemerkte den Schmerz und die quälenden Zweifel in ihren Augen und sagte behutsam: »Sie haben vorhin so gut wie nichts zu sich genommen. Warum kommen Sie nicht hierher, essen und erklären mir die Sache mit Ihrer Mutter? Ich kann ein guter Zuhörer sein, und zuweilen hilft es einem, wenn man über solche Dinge spricht.«
    Gehorsam folgte ihm Amanda zu dem ausgebreiteten Tuch und den Speisen. Plötzlich wollte sie ihm ihre Situation erklären. Er verurteilte sie ständig; aber wenn er die ganze Geschichte erfuhr, verstand er sie vielleicht - und wenn er sie verstand, würde er vielleicht auch damit aufhören, sie mit seinen hinterlistigen Andeutungen zu reizen.
    Er goß ihr ein Glas von der noch immer kalten Limonade ein, füllte für sie einen Teller mit Salaten und Fleisch und reichte ihn ihr dann zu. »Essen und erzählen Sie«, forderte er sie auf.
    »Meine Mutter war gut zu mir, als ich noch ein Kind war«, begann sie mit vollem Mund; »aber ich wußte nicht, daß sie nur so viel Zeit mit mir verbrachte, weil die andern Frauen in Kingman mit ihr nichts zu tun haben wollten.«
    »Weil sie als Tänzerin auf der Bühne aufgetreten war?«
    »Ja. Sie müssen wissen, daß mein Vater keine Ahnung von ihrer Vergangenheit hatte, als er sie heiratete. Meine Mutter stammt aus einer ausgezeichneten Familie. Ihre Vorfahren sind mit der Mayflower nach Amerika gekommen, und er hatte ihr vertraut, als man sie ihm vorstellte.«
    »Sie meinen wohl damit, daß Ihr Vater glaubte, sie sei rein und unschuldig und wäre im Haus ihrer Eltern versteckt worden, bis er sie kennenlernte?«
    Amanda runzelte die Stirn. »So etwas Ähnliches, ja. Später, als sie bereits verheiratet waren, erkannte jemand Mutter wieder. Das war ein Mann, der sich Dreistigkeiten mit ihr erlaubt hatte, glaube ich - ein Mann, den sie abgewiesen hatte. Er erzählte jedem in Kingman von ihr.« Amanda blickte zur Seite. »Er hatte auch ein Foto von Mutter in . . . in einem engen Trikot.« Das letzte Wort flüsterte sie förmlich.
    »Was geschah dann?« fragte Hank. »Sie wurde von der ganzen Stadt geächtet?«
    »Ja«, sagte Amanda leise und blickte auf ihren Teller hinunter. »Als ich in die dritte Klasse ging, sagte ein Mädchen zu mir, ich bildete mir wohl ein, etwas Besseres zu sein, weil meine Mutter auf der Mayflower nach Amerika gekommen sei, doch dabei wäre sie doch nur eine billige Tänzerin.«
    Hank begann nun eine Menge zu begreifen. »Wer hat den Leuten von Kingman über die Herkunft Ihrer Mutter

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