Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
zu ihrer eigenen Überraschung.
    »Nein, auch nicht verlobt oder verliebt.«
    »Ah, also wissen Sie gar nicht, was es bedeutet, jemanden zu lieben!«
    »Da Sie das ebenfalls nicht wissen, sind wir uns in diesem Punkt wohl gleich.«
    »Taylor und ich sind . . .«, begann sie. »Ach - es hat doch keinen Sinn. Sie haben sich ihre Meinung gebildet, und nichts, was ich sage, wird Sie davon abbringen. Könnten wir nicht von etwas anderem sprechen?«
    »Damit meinen Sie wohl eine Ihrer >Konversationen<, nicht wahr? Eine Debatte über irgendeine auswärtige Politik oder über eine Liste von Ursachen, weshalb der Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten stattgefunden hat, wie?«
    »Das ist ein ausgezeichnetes Thema. Sie wissen natürlich, daß die Sklaverei nur eine von zahlreichen Gründen gewesen ist. Als Professor der Wirtschaftswissenschaft. . .«
    »Still — oder ich werde Sie wieder küssen.«
    Amanda hätte bei diesen Worten fast gelächelt; aber sie beherrschte sich. »Wissen Sie ein wenig über Botanik Bescheid?«
    »Wissen Sie etwas über Ihre Mutter?« gab er zurück.
    Amanda wollte wieder von ihm wegrücken; aber er hielt sie mit beiden Händen fest, so daß sie sich nicht zu bewegen vermochte. »Ich glaube, das ist eine sehr persönliche Sache, Dr. Montgomery.«
    »Könnte ich Sie mit einem Limonen-Schmalzkringel bestechen?« fragte er, während er fortfuhr ihr Haar zu kämmen.
    Da mußte sie, ob sie wollte oder nicht, ein wenig lächeln. Im Augenblick schien ihr jeder Gedanke an Taylor abhanden gekommen zu sein. Während sie hier im Gras saß, mit einem Männerhemd bekleidet, die Hände eines Mannes in ihren Haaren, schienen Taylor und ihr Vater in weite Ferne entrückt zu sein. »Meine Mutter pflegte mir meine Haare zu bürsten und mit mir zusammen Limonen-Schmalzkringel zu essen«, gestand Amanda mit weicher Stimme. Sie hatte in den letzten beiden Jahren kaum noch an ihre Mutter gedacht.
    »Und warum hat das aufgehört?« Hank fuhr fort, ihre Haare zu streicheln, mit dem Kamm hindurchzufahren, sie um seinen nackten Unterarm zu wickeln. Er wollte sie nur noch berühren. Er wollte die Arme um sie legen, ihren Nacken küssen, ihr das Hemd von den Schultern streifen und . . .
    »Weil man mir sagte . . .«, antwortete sie, »ich meine, weil ich die Wahrheit über meine Mutter herausfand. Sie hatte keinen guten Einfluß auf mich.«
    Hank konnte den nachdenklichen Ton aus ihrer Stimme heraushören. Also hatte Taylor sie ihrer Mutter entfremdet, die ihre Haare kämmte und ihr etwas Schmackhaftes zu essen gab. »Ich hatte mal so einen Vetter - einen, der ebenfalls einen schlechten Einfluß auf mich ausübte, meine ich. Er gab mir Whisky und Zigaretten, nahm mich mit in ein . . . nun ... in ein Haus mit lockeren Damen, brachte mir viele gemeine Flüche bei und stiftete mich dazu an, viel zu schnell zu fahren. Wenn etwas schlecht für meine Gesundheit war oder mich sogar umbringen konnte - der olle Charlie brachte es mir bei. Es ist ein Wunder, daß ich überhaupt sechzehn Jahre alt geworden bin. Ich schätze, Ihre Mutter war genauso wie mein Vetter, wie? Sie hat mit Ihnen Whisky getrunken, ja? Hat sie Sie auch mit Drogen bekanntgemacht? Ist sie mit Ihnen in eine Opiumhöhle gegangen? Hat sie sich mit fremden Männern herumgetrieben? Hat sie es vor Ihren Augen mit denen getrieben? Oder . . .«
    »Hören Sie auf!« rief Amanda zornig. »Meine Mutter hat nie etwas Derartiges in ihrem Leben getan. Sie war wunderbar zu mir. Sie pflegte alle meine Kleider selbst zu nähen -hübsche Kleider mit bestickten Krägelchen —, und sie kaufte mir wunderbar glänzende Schuhe dazu, und jeden Samstag nahm sie mich mit nach Kingman und kaufte mir dort Eiscreme und . . .« Sie hielt abrupt inne, weil sie Schmerzen empfand. Noch mehr Schmerzen, die mir Dr. Montgomery zufügt, dachte sie bei sich.
    »Ich verstehe«, erwiderte er mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Das hört sich ja wirklich nach einem schrecklichen Einfluß an.«
    Sie drehte sich von ihm weg und riß sich dann von ihm los. »Sie haben ja keine Ahnung. Sie urteilen — und verurteilen etwas, von dem Sie absolut nichts wissen.«
    »Dann erklären Sie es mir, Amanda«, bat er, indem er sie zum ersten Mal beim Vornamen nannte.
    Sie legte die Hände an die Schläfen. »Sie verwirren mich. Warum sollte ich Ihnen etwas erklären? Ich kenne Sie nicht. Sie sind ein Fremder. Sie werden in ein paar Tagen wieder fort sein; warum soll ich Ihnen also etwas über meine Familie

Weitere Kostenlose Bücher