Loderne Glut
kalt genug, um seinen Atem in Frost zu verwandeln. »Oder verlangst du vielleicht noch mehr? Sollen wir uns hier auf dem Teppich paaren? Ist es das, wonach es dich gelüstet?«
»Nein«, flüsterte sie. »Ich . . .«
»Habe» ich dich falsch eingeschätzt, Amanda? All diese Jahre über dachte ich, daß du anders wärst - eine Frau, die der Liebe würdig ist; eine Frau, die höhere Ziele im Leben verfolgt als nur die Fortpflanzung und nun stelle ich fest, daß du gar nicht anders bist. Sag mir - hast du mich die ganze Zeit über belogen? Hattest du gar kein echtes Interesse am Lernen?«
»Natürlich hatte ich das«, protestierte sie und fühlte sich nun wirklich wie eine Dirne. »Ich hatte nicht vor . . .«
»Was hattest du nicht vor?« schnaubte er. »Dich wie eine Frau aus der Gosse zu benehmen? Was für eine Art von Frau wirft sich denn einem Mann an den Hals, wie?«
»Aber wir sind doch verlobt«, entgegnete sie im flehenden Ton. »Sollten Verlobte nicht Gefühle füreinander zeigen?«
»Habe ich dir nicht meine Zuneigung bewiesen? Meinst du etwa, daß das Planen und die Vorbereitungen deiner Studien; die Zeit, die wir miteinander verbringen, keine Beweise meiner Zuneigung sind?«
»Natürlich sind sie das«, murmelte sie. Sie war sich noch nie im Leben so verworfen vorgekommen wie jetzt. Wie hatte sie sich nur so vulgär benehmen können? »Es tut mir sehr leid. Es wird nicht mehr Vorkommen. Ich bitte um Entschuldigung.«
»Es fällt mir schwer, an deine Reue zu glauben. Vielleicht bin ich nicht der richtige Mann für dich. Vielleicht sollte ich die Ranch verlassen und . . .«
Amandas Kopf fuhr hoch. Er begehrte die Ranch nicht mehr als sie. Sie hätte fast gelächelt. »Nein, bitte, verlasse sie nicht. Ich werde dir keinen Kummer mehr machen. Ich werde mich nie mehr so ... so unverschämt zu dir benehmen. Bitte, verzeih mir. Ich werde jetzt hinaufgehen und die ganze Nacht - ohne Dinner - studieren. Und morgen werde ich dafür sorgen, daß du stolz auf mich bist.«
»Das wird schwierig sein.«
»Ich werde dafür sorgen; du wirst schon sehen«, versprach Amanda und wich zur Tür zurück. »So etwas wird nicht wieder passieren. Ich schwöre es.« Sie schob sich durch die Tür auf den Flur und lief die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
In der Bibliothek ließ Taylor sich schwer auf seinen Sessel fallen und bemerkte voller Entsetzen, daß er zitterte. Er hätte um ein Haar alles verloren: die Ranch, Amanda, die gesicherte Zukunft - alles. Doch was ihn außerdem noch beunruhigte, war, daß der Kuß von Amanda ihn nicht im geringsten erregt hatte.
Er erhob sich wieder vom Sessel. Das war absolut normal. Er sollte in ihr nichts anderes als eine Schülerin sehen, bis sie verheiratet waren. Dennoch - dieser Auftritt hatte ihn erschüttert. Dem Verlust der Ranch so nahezukommen und mit ansehen zu müssen, daß Amanda, die einzige Frau, der er jemals sein Vertrauen geschenkt hatte, sich benahm wie eine Frau von der Straße, hatte in ihm ein Gefühl hinterlassen, als würde ihm das Fundament unter den Füßen weggezogen.
Zum ersten Mal in seinem Leben vergriff er sich an J. Harkers Whiskykaraffe, goß zwei Fingerbreit Bourbon in ein Glas und kippte das Zeug hinunter. Er war sicher, daß seine Kehle in Flammen stand, und als die heiße Flüssigkeit seinen Magen erreichte, schoß ihm das Wasser in die Augen. Aber er fühlte sich schon besser, als er an den Schreibtisch zu seinen Kontobüchern zurückkehrte. Was war nur in Amanda gefahren? Vielleicht hatte sie zuviel freie Zeit. Vielleicht waren die Lektionen, die er ihr verordnete, nicht schwierig genug und forderten ihren aktiven Geist nicht genügend heraus. Er würde ihren Studienplan straffen und ihr etwas geben, was ihren Verstand gründlich beschäftigte.
Amanda versuchte, ihre Haltung zu bewahren, aber es gelang ihr nicht. Sobald sie sich in ihrem Zimmer befand, warf sie sich auf ihr Bett und weinte, als wäre ihr Leben zu Ende. Sie hätte es beinahe so weit gebracht, daß Taylor sie verließ.
Sie schlug mit den Fäusten in ihr Kissen und trommelte mit den Füßen auf die Tagesdecke. Sie haßte, haßte, haßte Dr. Montgomery. Er ruinierte ihr ganzes Leben. Warum ging er nicht dorthin zurück, wo er hergekommen war? Warum konnte er sie nicht in Ruhe lassen?
Sie weinte fast eine halbe Stunde, bis es an ihre Tür klopfte und sie Mrs. Gunston öffnen ging. Amanda wendete ihr Gesicht ab, damit die Frau nicht sah, daß sie geweint hatte.
»Das schickt er
Weitere Kostenlose Bücher