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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wahrnahm. Er blickte nur immer stirnrunzelnd zu Amanda hin, Reva nahm sein Kinn in die Hand und drehte sein Gesicht zu sich, bis ihre Blicke sich kreuzten. »Was ist los mit Ihnen?« fragte sie. »Sind Sie in sie verliebt oder so was Ähnliches?«
    »Himmel, nein«, entrüstete sich Hank. »Ich bin nur zufällig mit dem Fluch eines sozialen Gewissens belastet. Ich kann einfach nicht untätig bleiben, wenn ich erlebe, wie jemand einen anderen unterjocht.«
    »Sie meinen damit Amanda? Ein schönes Joch, was sie da tragen muß: eine Menge Geld und ein großes Haus. Allein das Kleid, das sie anhat, würde schon hinreichen, daß eine Frau alle Probleme vergißt, die sie jemals gehabt hat.«
    »Wirklich? Gefällt Ihnen das Kleid? Amanda meinte, es würde eher zu einem Saloonmädchen passen.«
    »Sie hat Sie belogen. Glauben Sie mir - sie hat gelogen.« Diese Bemerkung schien Hank zu gefallen, und Reva lächelte, als er sie etwas fester an sich zog. Er war ein ausgezeichneter Tänzer, und sie liebte das Gefühl dieser vielen Muskeln unter ihren Händen und dieser Beine, die die ihren berührten. Wenn Amanda sich diesen Mann angeln wollte, würde sie um ihn kämpfen müssen.
    Amanda mußte ihr viertes Glas Champagner zur Hälfte austrinken, ehe diese Verkrampfung in ihrem Körper sich löste. Vielleicht war Verkrampfung nicht das richtige Wort, sondern Furcht traf wohl schon eher dieses Gefühl, das sie beherrschte. Dr. Montgomery hatte damit gedroht, Taylor alles zu erzählen, was sich seit seiner Ankunft in ihrem Haus zwischen ihnen abgespielt hatte, wenn Amanda nicht mit ihm zum Tanzen ginge. Amanda war mit der Alternative konfrontiert worden, Taylor hundertprozentig zu verlieren, falls Dr. Montgomery sich ihm offenbarte, oder ihn nur vielleicht zu verlieren, falls jemand zufällig in ihr Zimmer kam und feststellte, daß sie nicht zu Hause war. Und sie mochte gar nicht erst daran denken, was für eine Note sie morgen früh bei der Prüfung bekommen würde.
    Sie nahm wieder einen Schluck von ihrem Wein und begann, sich im Saal umzublicken. Er sah gar nicht so vulgär aus, wie sie zuerst gedacht hatte, und die Musik hörte sich auch viel hübscher an, als sie befürchtet hatte.
    »Amanda?«
    Sie blickte auf und sah, wie sich ein bestrickend schöner Mann über sie beugte. Nicht so schön wie Taylor natürlich, selbst nicht ganz so hübsch wie Dr. Montgomery, aber sehr gut aussehend mit dunkelbraunen Haaren, dunkelbraunen Augen und einer vollen Unterlippe unter einem üppigen Schnurrbart. Ihr Blick blieb an dieser Unterlippe haften, als er neben ihr Platz nahm.
    »Du bist es tatsächlich, Amanda. Es muß Jahre her sein, daß ich dich zuletzt gesehen habe. Erinnerst du dich noch an mich? Sam Ryan.«
    Sie blickte wieder in seine Augen. »Sam Ryan, der Liebling der ganzen Schule. Ich erinnere mich noch, wie wir Mädchen abwechselnd in Ohnmacht fielen, wenn du an uns vorbeigekommen bist.« Amanda war selbst schockiert, daß sie solche Dinge sagte; aber sie fühlte sich im Augenblick so gelöst, daß sie nicht über jedes Wort, das sie äußerte, vorher nachdenken wollte.
    Sam zog verlegen den Kopf ein. »Ich weiß davon nichts; aber du siehst großartig aus. Mir gefällt dein Kleid.«
    »Wirklich? Das habe ich schon seit einer Ewigkeit.« Er schien ihr bei jedem Schluck, den sie von diesem Zaubertrank nahm, besser auszusehen.
    »Würdest du gern mit mir tanzen?«
    »Ich fürchte, ich weiß nicht, wie das geht.«
    »Oh.« Er lächelte sie an und beugte sich vor. »Bist du allein hier? Ich meine, war der Bursche, mit dem du gekommen bist, mit dir oder Reva verabredet?«
    »Mit Reva!« Sie schrie das förmlich heraus. »Er hat nicht das geringste mit mir zu tun. Er war lediglich der Chauffeur. Er ist mit Reva hier und mit niemandem sonst. Jedenfalls nicht mit mir. Ich kenne ihn kaum. Ich will ihn auch gar nicht kennen.« Sie machte den Mund wieder zu.
    Sam betrachtete sie eine Weile. Sie war zu einer schönen Frau herangewachsen, mit Haaren, die weich ihr Gesicht umschmeichelten. Ihre schönen weißen Schultern schimmerten durch den transparenten Stoff ihrer Ärmel. »Es ist schrecklich laut hier drinnen, meinst du nicht auch? Warum gehen wir nicht woanders hin, besorgen uns etwas zu essen und reden von alten Zeiten?«
    »Etwas zu essen wäre herrlich«, schwärmte sie und dachte daran, daß sie seit dem katastrophalen Picknick mit diesem schrecklichen Mann keinen Bissen mehr zu sich genommen hatte. Als Amanda aufstehen wollte,

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