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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Kuß auf den Mund, dachte sie bei sich. Mehr braucht es nicht. Einen Moment lang hing sie dem Gedanken nach, mit welcher Glut sie wohl den Kuß des Mannes erwidern würde, den sie liebte, wenn sie schon auf Dr. Montgomerys Küsse so leidenschaftlich reagiert hatte. Schon der Gedanke daran rief eine Gänsehaut auf ihren Armen hervor.
    Als sie angezogen war, unternahm sie einen ungeplanten Ausflug ins Badezimmer und ging dann nach unten, um Taylor zu suchen. Das Dienstmädchen sagte ihr, er befände sich in der Bibliothek. Amanda verharrte noch einmal vor der Tür und hohe tief Luft. Sie tat das alles nur für die Ranch, erinnerte sie sich, und klopfte an.
    Bei Taylors »Herein« zitterte ihre Hand auf der Klinke, als sie die Tür öffnete.
    Taylor blickte vom Schreibtisch auf, offenbar überrascht, sie hier zu sehen, und musterte sie dann kalt. »Ich glaube nicht, daß dies das Kleid ist, das ich für dich ausgesucht habe.«
    »Es hat einen Unfall gegeben«, antwortete sie zungenfertig, als wäre sie daran gewöhnt zu lügen. »Im Museum fiel ein Kind mit einem Stück Torte gegen mich. Mit einer Schokoladentorte.«
    »Abscheulich«, entrüstete er sich. »Die Kinder haben heutzutage kein Benehmen mehr.«
    Amanda holte tief Luft: »Unsere Kinder werden nicht so ungezogen sein.«
    Diese Worte schienen ihn zu schockieren, und Amanda empfand eine kleine Genugtuung darüber, daß sie so viel Wirkung bei ihm erzielte. »Warum studierst du nicht?« fragte er leise.
    »Ich wollte mit dir reden«, antwortete sie und kam ein paar Schritte näher an den Schreibtisch heran. »Ich dachte . . .« Sie zögerte. »Ich dachte, vielleicht könnten wir über unsere Heiratspläne sprechen.«
    Taylor brauchte eine Weile, um sich von diesen Worten zu erholen. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. Amanda sollte jetzt nicht hier in der Bibliothek sein; sie sollte nicht dieses Kleid tragen; und ganz gewiß sollte sie nicht mit ihm über die Hochzeit sprechen . . . und über Kinder! Er mußte dem Einhalt gebieten. Wenn sie damit anfing, zu gehen, wohin sie wollte und wann sie wollte, wo würde sie da als nächstes landen - in einem Wirtshaus? Er stand auf.
    »Amanda, du hast jetzt'. . .«
    »Ich würde mich gern mit dir über unsere Hochzeit unterhalten«, unterbrach ihn Amanda rasch und versteckte ihre bebenden Hände auf dem Rücken.
    Taylor kam um den Schreibtisch herum und blickte auf sie herunter. »Wir werden über unsere Hochzeit sprechen, wenn ich das sage.«
    Zum allerersten Mal empfand Amanda so etwas wie Ärger über Taylor. Daran war dieser unselige Dr. Montgomery schuld, dachte sie bei sich. Er verdrehte ihre Gedanken und säte Zweifel, wo vorher absolute Klarheit geherrscht hatte. »Ich bin zweiundzwanzig. Ich bin eine Frau , kein kleines Mädchen«, sagte sie mit der Stimme einer Zehnjährigen.
    »Du benimmst dich nicht wie eine verantwortungsbewußte Erwachsene«, tadelte er mit vorgerecktem Kinn. »Du führst dich wie ein forderndes, nörgelndes, herrschsüchtiges Weib auf. Du beträgst dich keineswegs wie eine Frau, die sich irgendein Mann als Gattin wünschen würde.«
    Amanda erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter - daß Taylor nur Rücksicht auf sie nahm und er ein normaler, gesunder Mann war. Und sie erinnerte sich zugleich an ihre Wette. Rasch, ehe sie wieder der Mut verließ, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und preßte ihre Lippen auf Taylors Mund.
    Nichts passierte. Vielleicht hatten Dr. Montgomerys barbarische Sitten ihr Wahrnehmungsvermögen verdorben; doch jedesmal, wenn sie noch gut einen Meter von ihm entfernt war, hatte sie bereits seine Hände auf ihrem Körper. Aber Taylor reagierte nicht, bewegte sich nicht, beugte nicht einmal einen Millimeter den Nacken. Sie öffnete ein wenig die Lippen; aber es passierte dennoch nichts.
    Sie öffnete die Augen, blickte ihn an und bemerkte, daß er sie wütend anstarrte. Sie löste sich von ihm. Er war kirschrot im Gesicht, eine Ader pochte auf seiner Stirn, und Amanda beschlich die Angst. Sie erinnerte sich an Dr. Montgomerys Worte: >Schlägt er Sie?< Sie stand wie gelähmt da und sah zu ihm hoch.
    Taylor brauchte eine Weile, um sich so weit zu erholen, daß er sprechen konnte. Er war in der Tat entsetzt. Die Frau, die er so sorgfältig erzogen hatte, verwandelte sich - genauso wie seine Mutter - in eine Hure. Waren denn alle Frauen gleich? Waren Frauen nur an dieser einen Sache interessiert?
    »Bist du jetzt fertig?« fragte Taylor schließlich, und seine Stimme war

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