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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihr Gesicht in den Wind und bemühte sich, nicht in Tränen auszubrechen. Zum tausendsten Male wünschte sie sich, daß sie Dr. Montgomery niemals kennengelemt hätte. Wenn Taylor sie selten küßte, hätte sie das nicht gestört, weil sie nie etwas von Küssen gewußt hatte - oder von schnellen kleinen Autos, vom Tanzen oder schmackhaften Speisen, nur weil dieser Dr. Montgomery in ihr Haus gekommen ist. . . Und sie hätte auch ihre alte Bekanntschaft mit Sam oder Reva nicht erneuert, die sie den ganzen Abend über mit ihren Blicken durchbohrt hatte. Ihr Leben wäre nicht so aus den Fugen geraten, wenn sie diesen Dr. Montgomery nicht kennengelernt hätte.
    Und nun mußte sie ihr Leben wieder auf die Bahn zurückbringen, auf der es vorher verlaufen war. Sie mußte nach Hause, sich auf ihr Zimmer schleichen - etwas, was sie vor ihrer Bekanntschaft mit Dr. Montgomery nie zu tun brauchte - und sich ihrem Lehrbuch der Differentialrechnung widmen, damit sie morgen früh ihre Prüfung bestehen konnte.
    Hank hielt in einiger Entfernung vor dem Haus an, so daß niemand das Licht der Scheinwerfer sehen und den Lärm des Motors hören konnte. »Amanda«, sagte er und wandte sich ihr zu, »Sie können mir wirklich nicht die Schuld für das geben, was heute abend passiert ist.«
    »Natürlich nicht. Ich habe Sie inständig gebeten, mich zum Tanzen mitzunehmen, Ihnen sogar aufgetragen, mir dafür ein Kleid aus halb durchsichtigem Stoff zu kaufen. Und ich habe Ihnen gesagt, wie sehr ich Ihre kleinen Picknicks liebe und die anderen Zerstreuungen, die Sie für mich geplant haben. Warum sollte ich Ihnen daher die Schuld geben für die schrecklichen Dinge, die seit Ihrer Ankunft in meinem Haus geschehen sind? Mein Verlobter kann meinen Anblick kaum noch ertragen; ich werde von einem alten Freund attackiert. Aber ich bin überzeugt, daß das alles nur meine Schuld ist -nicht die Ihre.«
    Hank gab ihr keine Antwort, sondern half ihr nur aus dem Wagen und ging mit ihr zum Haus zurück. Er wußte, daß das, was er tat, richtig war; aber zuweilen weckte sie in ihm Zweifel an sich selbst. Vielleicht sollte er sie beim Wort nehmen und sie in Ruhe lassen.
    Vor der Tür ihres Schlafzimmers nahm er Amandas Hand und küßte deren Innenfläche. »Gute Nacht, Miß Caulden«, flüsterte er leise und ging dann in sein Zimmer, ehe sie etwas sagen konnte.
    Er schlief nicht gut in dieser Nacht, und immer wieder hallten ihre Worte, daß er kein Recht dazu habe, sich in ihr Leben einzumischen, in ihm nach. Sie hatte recht, wenn sie ihm vorwarf, all die schlimmen Dinge, die ihr passiert waren, gingen zu seinen Lasten. Heute abend wäre sie beinahe vergewaltigt worden, und falls dies gelungen wäre, hätte er das zu verantworten. Sie hatte seine Hilfe nicht verlangt - er hatte sie ihr aufgezwungen.
    Um drei Uhr morgens trat er auf den Balkon. In Amandas Zimmer brannte noch Licht, und er sah den Schatten ihres über den Schreibtisch gebeugten Körpers. Sie lernte zweifellos für ihre Prüfung und bemühte sich nach Kräften, dem Mann, den sie liebte, zu gefallen.
    Hank kehrte in sein Zimmer zurück und packte wieder einmal seine Sachen. Er war sich nicht sicher, was er Amanda zu beweisen versucht hatte; aber im Augenblick kam er sich wie ein totaler Versager vor. Die Missionare, die nach Hawaii gingen, glaubten im Recht zu sein; doch am Ende hatten sie nur Krankheiten und Verderben über die Hawaiianer gebracht - genauso, wie er Amanda zerstörte, die Frau, die er . . . Er blockte diesen Gedanken ab. Er wußte nicht, was er für Amanda empfand; aber es war ihm klar, daß er fast zu allem bereit war, nur damit er ihr nicht mehr weh tat. Vielleicht lag seinem ganzen Tun nur Selbstgefälligkeit zugrunde — der Ehrgeiz, Amanda diesem Taylor Driscoll möglicherweise ausspannen zu können. Und was wäre, wenn er gewinnen würde? Wäre sie dann eine zweite Blythe Woodley, die meinte, er sollte sie heiraten? Würde auch Amanda Tapetenmuster zerreißen und ihm die Fetzen an den Kopf werfen? Nein, es ging ihr dort besser, wo sie war- bei Taylor Driscoll -, und wenn sie jede Minute ihres Lebens verplant haben wollte, war das allein ihre Entscheidung.
    Er schrieb ein Billett für Mr. und Mrs. Caulden, in dem er sich für ihre Gastfreundschaft bedankte, obwohl er letztere nie gesehen hatte und ersteren kaum, und versuchte dann einen Brief an Amanda zu schreiben, brachte es aber nicht fertig. Was konnte er ihr sagen? »Verzeihen Sie mir, daß ich versucht habe, die

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