Loderne Glut
in seinen Ohren zu vernehmen und wußte, daß sich nun weitere Bausteine seines Lebens lösten und auf ihn herunterprasselten. Er wünschte, er hätte den Namen Montgomery nie gehört. Und wenn er daran dachte, daß er selbst es gewesen war, der den Vorschlag gemacht hatte, ihn auf die Caulden-Ranch einzuladen! »Aber Feldarbeiter«, entrüstete sich Taylor. »Eine Frau mit Amandas Sensibilität kann sich unmöglich mit solchen Leuten abgeben.«
»Ich fange an zu begreifen, daß meine Tochter mehr von mir in sich hat, als ich ahnte. Sie wird alles, was der Professor macht, aufmerksam verfolgen und uns dann Bericht erstatten. Wir werden den Gewerkschaftsleuten immer zwei Schritte voraus sein. Ich werde meinen Hopfen in die Scheuer bringen und keine Probleme mit der Gewerkschaft haben. Amanda muß gleich morgen früh in die Stadt fahren und sich diesen Job besorgen.« Harker gab Taylor keine Gelegenheit zu einer Antwort und wandte sich von ihm ab. »Sie wird morgen früh mit mir frühstücken. Ich möchte, daß sie morgen bei Kräften ist.« Damit verließ er den Raum.
Taylor setzte sich und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
Amanda war noch nie so nervös gewesen in ihrem Leben wie in diesem Moment. Nach einem leisen Schluckauf -eine Folge des gewaltigen Frühstücks, das sie auf Drängen ihres Vaters hatte einnehmen müssen - blickte sie aus dem Wagenfenster. Sie hatte Taylor seit gestern morgen nicht mehr gesehen und wußte genau, was das zu bedeuten hatte: Er war über ihre Handlungsweise zutiefst schockiert. Sie hätte ihm gern gesagt, daß das, was sie jetzt tat, nur zu ihrer beider Wohl geschah; aber er hatte ihr den ganzen Tag hindurch keine Chance für eine Erklärung gegeben.
Ihr Vater schien ihren Plan jedoch sehr wohlwollend aufgenommen zu haben. Denn er hatte sie beim Frühstück ständig angelächelt und sie ermuntert, noch einen Nachschlag zu nehmen. Vielleicht hatte ihm ihre Mutter erklärt, was sie eigentlich erreichen wollte.
»Wir sind da, Miß«, verkündete der Chauffeur.
Amanda blickte aus dem Wagenfenster und sah die lange Schlange von Leuten, die vor »Kingman Arms« warteten. Sie hatte noch nie zuvor mit dem Chauffeur gesprochen -außer, wenn sie irgendwelche Anweisungen geben mußte. Taylor hatte gesagt, daß man sich mit Bediensteten nicht unterhielt, und wenn doch, dann besprach man nur das Notwendigste. Aber nun erschien er ihr fast wie ein Freund. »Worauf warten denn alle diese Leute dort?« fragte sie.
»Fünf Dollar pro Tag ist eine Menge Geld, und sehr viele Leute sprechen mehr als nur eine Sprache.«
Amanda war überrascht, daß er genau zu wissen schien, weshalb sie hier war.
»Soll ich Sie an die Spitze der Warteschlange setzen, Miß? Ich könnte hineingehen und Dr. Montgomery sagen, saß Sie den Job haben möchten. Ich bin sicher, er wird ihn Ihnen geben.«
Amanda war sich dessen nicht ganz so sicher. Er hatte bereits einige schreckliche Dinge über ihren Snobismus und ihr Geld gesagt. »Nein, vielen Dank, ich werde mich hinten anstellen wie die anderen.« Sie schnitt dabei eine Grimasse, denn die meisten, die in der Schlange warteten, sahen aus, als hätten sie in ihrem Leben noch nie ein Bad gesehen. Ein Mann mit einer Zahnlücke im Oberkiefer grinste und zwinkerte ihr zu.
»Ich werde im Wagen auf Sie warten, Miß, und aufpassen, daß Ihnen kein Leid geschieht.«
»Ich danke Ihnen vielmals, äh . . .«
»James, Miß.«
»Vielen Dank, James.« Sie wartete, daß der Chauffeur um den Wagen herumkam und ihr den Schlag öffnete. Dann stieg sie aus und stellte sich hinten in der Schlange an.
Die Leute waren nicht sehr freundlich zu ihr und sagten ein paar häßliche Dinge über ihr Kleid, das Auto, das sie hergebracht hatte, und ob sie den Job nötig hatte oder nicht.
»Die Lady hat sich zu uns herabgelassen«, spottete eine viel zu stark geschminkte junge Frau hinter Amanda. »Glaubst du, daß dir dein Seidenkleid den Job verschafft, Süße?«
Amanda schwieg. Was hatte sie nur auf die Idee gebracht, daß sie sich um diesen Job bewerben wollte?
»Vielleicht ist es der hübsche College-Professor, den sie haben möchte«, mutmaßte eine andere Frau und grinste anzüglich.
Amanda drehte sich um und sah die Frau an. »Wie viele Sprachen sprechen Sie?« fragte sie kühl.
»Das geht Sie nichts an«, zischte die Frau mit der dicken Puderschicht auf dem Gesicht.
»Ich spreche vier Sprachen und kann noch drei weitere lesen und schreiben«, erklärte Amanda laut, daß
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