Loderne Glut
Hälfte von dem ist, was Taylor als Mann darstellt. Nach einer Reihe von Partys, Tänzen und sonstigen Zerstreuungen, denen ihr jungen Leute von heute so nachgeht, wirst du wieder hier sein - hungrig nach Taylor und der Lebensweise, die du stets so geliebt hast.«
Alles, was sich Amanda wünschte, war, daß diese Verwirrung in ihrem Kopf aufhörte. Sie wollte nicht länger auf einen leeren Stuhl starren und sich Dr. Montgomery herbeisehnen. Sie wollte nicht länger Taylor mit einem anderen Mann vergleichen und erleben, daß Taylor dabei schlecht abschnitt.
»Dr. Montgomery ist ein frivoler Mensch«, sagte Amanda. »Er geht lieber ins Kino, wenn er eine Vorlesung besuchen soll, und ein Picknick gefällt ihm besser als ein Museum.«
»Das hört sich ja schrecklich an«, behauptete Grace mit leuchtenden Augen. Nun wußte sie ganz sicher, daß sie sich ihre Chance, in den Himmel zu kommen, verscherzt hatte.
»Aber wie soll ich ihn denn Wiedersehen? Muß ich ihn zum Dinner einladen? Ich glaube nicht, daß Taylor das gefallen würde.«
Und Taylor mußte stets zufriedengestellt werden, dachte Grace, wie ein gieriger Gott der Antike. Sie breitete die Zeitung wieder aus. »Ich habe zufällig diese Anzeige in der heutigen Ausgabe entdeckt.« Sie reichte Amanda das Blatt und deutete auf die Stelle, die sie meinte:
Übersetzer gesucht. Muß so viele Sprachen sprechen und/oder schreiben können wie möglich. Wird als Hilfe für die eintreffenden Hopfenpflücker gebraucht. Fünf Dollar pro Tag. Bewerber mögen sich bei Dr. Henry R. Montgomery im Kingman Arms melden.
»Wie viele Sprachen sprichst du eigentlich, Liebes?« fragte Grace.
»Vier«, antwortete Amanda, »und drei weitere beherrsche ich zumindest in schriftlicher Form. Mutter, glaubst du, ich sollte mich um einen Job bewerben? Ich fürchte, daß Taylor dies nicht befürworten . . .«
»Aber du tust das doch für Taylor. Sobald du ein bißchen Zeit mit diesem Abschaum verbracht hast und feststellst, was für ein nutzloses Dasein die anderen Menschen in der Welt führen, dann, glaub mir, wirst du schleunigst zu deinem erhaben-heiteren Leben mit Taylor zurückkehren. Du wirst froh sein, deinen Tag wieder nach einem Stundenplan einteilen und sinnvoll verbringen zu dürfen. Und dann wirst du auch sicher sein in deiner Liebe zu Taylor. Du bist dann dieses Gefühl der Ruhelosigkeit los. Du wirst eine bessere Frau und Mutter sein, wenn du bereit bist, seßhaft zu werden.«
Amanda wollte ihrer Mutter glauben, weil die Idee, einen Job anzunehmen, sie reizte. Und was ihre Mutter sonst noch gesagt hatte, leuchtete ihr auch ein. Sie wäre ein besserer Mensch, wenn sie sich Dr. Montgomery erst einmal aus dem Kopf geschlagen hatte. Im Augenblick war es so, daß sie von Stunde zu Stunde weniger Geduld hatte mit Taylor.
Sie seufzte. »Ich glaube nicht, daß Vater oder Taylor mir das erlauben werden.«
Grace ballte die Hände zu Fäusten. Vor Jahren hatte sie gegen Taylor verloren, hatte diesem Streber ihren Mann und ihre Tochter opfern müssen, aber sie wollte nicht zum zweitenmal als Verliererin dastehen. Diesmal würde sie Taylor bis aufs Blut bekämpfen. Amanda fing an, ihre Liebe zu ihr wiederzuentdecken, begann, Taylors Herrschaft über ihren Geist und Willen abzuschütteln, und Grace würde nicht zulassen, daß diese Verwandlung gestoppt wurde. Ich danke dir, Dr. Montgomery, dachte sie - ich danke dir, daß du den Bann, der über unserem Hause lag, gebrochen hast. »Ich werde das schon mit deinem Vater regeln«, versprach sie, »und dein Vater wird dann in deinem Sinn mit Taylor verhandeln.«
»Bist du sicher?« flüsterte Amanda ehrfürchtig.
Grace beugte sich vor und ergriff die Hand ihrer Tochter. »Ganz sicher, mein Kind.«
»Ein Job?« rief Taylor fassungslos. »Amanda soll außer Haus arbeiten ? Als Übersetzerin für diese . . . diese . . .?« Seine Oberlippe kräuselte sich verächtlich.
J. Harker kaute auf seiner Zigarre. Vor nicht mal einer Stunde war Grace zu ihm gekommen und hatte mit ihm über die Möglichkeit gesprochen, daß Amanda bei diesem Dr. Montgomery arbeiten könne. Grace hatte so gut ausgesehen und so gut gerochen, frisch aus der Badewanne, und während sie vor ihm saß, war ihr der Saum ihres Kleides immer wieder über ihre Beine hochgekrochen. »Wenn der Professor nicht hier wohnen will, wo wir ihn im Auge behalten können, dann muß Amanda ihn außerhalb beobachten, indem sie diese Stellung annimmt.«
Taylor schien ein Knattern und Poltern
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