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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Moment, bevor er begriff, dass Zero ihn nach Clyde Livingstons Schuhen fragte.
    »Stimmt«, sagte er. Er überlegte, woher Zero das wohl wissen konnte. Brand X war eine beliebte Turnschuhmarke. Vielleicht hatte Clyde Livingston ja Werbung dafür gemacht.
    Zero starrte ihn einen Moment lang an, genauso eindringlich, wie er vorher den Brief angestarrt hatte.
    Stanley bohrte einen Finger in ein Loch in dem Plastiksofa und zog etwas von der Füllung heraus, ohne zu merken, was er tat.
    »Auf, Höhlenmensch, es gibt Essen«, sagte Deo.
    »Kommst du, Höhlenmensch?«, sagte Torpedo.
    Stanley blickte sich um und sah, dass Deo und Torpedo ihn meinten. »Äh, klar«, sagte er. Er legte den Deckel auf die Schachtel mit dem Briefpapier, stand auf und folgte den anderen Jungen hinaus zu den Tischen.
    Der Haufen war gar nicht der Höhlenmensch. Er selber war es.
    Er hob die linke Schulter und ließ sie wieder sinken. Immer noch besser als Kotztüte.

10
    Stanley hatte keine Mühe einzuschlafen, aber der Morgen kam viel zu schnell. Jeder Muskel und jedes Gelenk taten ihm weh, als er versuchte, aus dem Bett zu steigen. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein Körper tat ihm mehr weh als am Tag zuvor. Es waren nicht nur die Arme und der Rücken – auch seine Beine, seine Knöchel, die Taille schmerzten. Das Einzige, was ihn aus dem Bett trieb, war die Gewissheit, dass jede Sekunde, die er vergeudete, ihn dem Sonnenaufgang eine Sekunde näher brachte. Er hasste die Sonne.
    Beim Frühstück schaffte er es kaum, den Löffel zu heben, und kurz darauf war er wieder draußen auf dem See und hielt statt des Löffels die Schaufel in der Hand. Er fand einen Riss im Boden und begann sein zweites Loch.
    Er trat auf das Schaufelblatt und drückte mit der Kuppe seines Daumens auf den Schaft. Das tat weniger weh, als wenn er versuchte, den Schaft mit den Fingern zu halten, die voller Blasen waren.
    Dieses Mal passte er beim Graben gut auf, dass er die Erde weit genug von seinem Loch entfernt ablud. Die unmittelbare Umgebung des Lochs würde er später noch brauchen, wenn das Loch tiefer war.
    Er wusste allerdings nicht, ob er je so weit kommen würde. X-Ray hatte Recht gehabt. Das zweite Loch war am schwersten. Da war schon fast ein Wunder nötig.
    Solange die Sonne noch nicht aufgegangen war, konnte er die Mütze nehmen, um seine Hände zu schützen. Wenn die Sonne erst einmal da war, würde er die Mütze wieder aufsetzen müssen. Am ersten Tag hatte er sich Stirn und Nacken bös verbrannt.
    Er versuchte, immer nur an den nächsten Spatenstich zu denken und nicht an die furchtbare Arbeit, die vor ihm lag. Nach einer Stunde oder so hatte er den Eindruck, dass seine schmerzenden Muskeln langsam ein bisschen lockerer wurden.
    Er stöhnte, als er sich bemühte, die Schaufel in die Erde zu rammen. Seine Kappe rutschte ihm weg und die Schaufel fiel zu Boden.
    Er ließ sie liegen.
    Er trank einen Schluck aus seiner Flasche. Vermutlich würde der Wasserwagen bald kommen, aber vorsichtshalber trank er die Flasche nicht ganz leer, für den Fall, dass er sich irrte. Das hatte er schon gelernt, den letzten Tropfen so lange aufzusparen, bis er den Lastwagen sah.
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber die ersten Strahlen zeigten sich bereits am Horizont und erleuchteten den Himmel.
    Er bückte sich, um seine Mütze aufzuheben. Gleich daneben sah er auf einmal einen großen, flachen Stein. Während er die Mütze aufsetzte, schaute er weiter auf den Stein hinunter.
    Er hob ihn auf. Es kam ihm so vor, als sähe er die Umrisse eines versteinerten Fisches.
    Er rieb etwas von der Erde ab und die Linien des Fisches wurden deutlicher. Die Sonne lugte über den Horizont, und er konnte sogar winzige Linien erkennen, wo einmal die Knochen des Fisches gewesen waren.
    Er betrachtete das öde Land ringsumher. Sicher, jeder sprach von diesem Gebiet als dem See, aber es war trotzdem kaum vorstellbar, dass diese Wüste einmal voller Wasser gewesen sein sollte.
    Dann fiel ihm ein, was Mr. Sir und Mr. Pendanski gesagt hatten: Wenn er irgendetwas Interessantes ausgrub, sollte er es einem von beiden sagen. Falls es dem Boss gefiel, würde er den Rest des Tages frei bekommen.
    Wieder schaute er seinen Fisch an. Das war das Wunder, er hatte es gefunden.
    Er grub weiter, wenn auch sehr langsam, während er auf den Wasserwagen wartete. Er wollte vermeiden, dass die anderen auf seinen Fund aufmerksam wurden, weil er Angst hatte, einer der anderen Jungen könnte ihm

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