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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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weißt du nicht«, antwortete Mr. Pendanski. »Ich habe nicht gesagt, dass es einfach sein wird. Nichts im Leben ist einfach. Aber das ist noch lange kein Grund aufzugeben. Du wirst dich wundern, wie viel man erreichen kann, wenn man es sich nur fest genug vornimmt. Ihr habt nur ein einziges Leben, also solltet ihr euch bemühen, das Beste daraus zu machen.«
    Stanley überlegte, was er wohl sagen würde, falls Mr. Pendanski ihn fragen sollte, was er aus seinem Leben machen wollte. Eigentlich hatte er immer vorgehabt, mal für das FBI zu arbeiten, aber dies hier schien nicht der geeignete Ort, um das zu erwähnen.
    »Bis jetzt habt ihr euch alle nach Kräften bemüht, euer Leben zu vermurksen«, sagte Mr. Pendanski. »Ich weiß, ihr findet euch cool.« Er sah Stanley an. »So, du bist also der Höhlenmensch, stimmt’s? Macht es dir Spaß, Löcher zu buddeln?«
    Stanley wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ich will dir mal was sagen, Höhlenmensch. Dass du hier bist, das verdankst du einem einzigen Menschen. Ohne diesen Menschen müsstest du hier nicht in der prallen Sonne Löcher graben. Weißt du, wer dieser Mensch ist?«
    »Mein Ururgroßvater, dieser elende Tunichtgut und Schweinedieb.«
    Die anderen Jungen grölten vor Lachen.
    Sogar Zero lächelte.
    Es war das erste Mal, dass Stanley Zero hatte lächeln sehen. Normalerweise sah er immer ärgerlich aus. Jetzt lächelte er so breit, dass sein Gesicht fast nicht breit genug war dafür. Es war wie das Grinsen eines Kürbiskopfes an Halloween.
    »Nein«, sagte Mr. Pendanski. »Du bist dieser Mensch, Stanley. Du bist der Grund, weswegen du hier bist. Du bist für dich selbst verantwortlich. Du hast dein Leben vermurkst, und es liegt an dir, es wieder in den Griff zu kriegen. Kein anderer kann das für dich tun – für keinen von euch.«
    Mr. Pendanski schaute von einem Jungen zum anderen. jeder von euch ist auf seine Weise etwas Besonderes«, sagte er. Jeder von euch hat etwas zu bieten. Überlegt euch, was ihr tun wollt, und dann tut es. Sogar du, Zero. Auch du bist nicht völlig wertlos.«
    Das Lächeln war aus Zeros Gesicht verschwunden. »Was willst du aus deinem Leben machen?«, fragte ihn Mr. Pendanski.
    Zeros Mund war fest verschlossen. Er starrte Mr. Pendanski an und seine dunklen Augen schienen immer größer zu werden.
    »Na, wie ist es, Zero?«, fragte Mr. Pendanski. »Was tust du gern?«
    »Ich grabe gern Löcher.«

13
    Viel zu bald war Stanley wieder draußen auf dem See und hieb seine Schaufel in den Boden. X-Ray hatte Recht gehabt: Das dritte Loch war das schwerste. Aber genauso war es mit dem vierten Loch. Und dem fünften. Und dem sechsten. Und dem ...
    Er rammte die Schaufel in die Erde.
    Nach einiger Zeit wusste er nicht mehr, welcher Wochentag eigentlich war und wie viele Löcher er schon gegraben hatte. Es kam ihm so vor, als wäre alles zusammen ein einziges, riesiges Loch, für das er anderthalb Jahre brauchen würde. Er nahm an, dass er mindestens fünf Pfund abgenommen hatte. In anderthalb Jahren würde er sicher in Topform sein. Oder tot.
    Er rammte die Schaufel in die Erde.
    Es konnte ja nicht immer so heiß bleiben wie jetzt, dachte er. Bestimmt würde es im Dezember kälter sein. Vielleicht würden sie dann frieren.
    Er rammte die Schaufel in die Erde.
    Seine Haut war dicker geworden. Es tat ihm schon nicht mehr so weh, die Schaufel zu halten.
    Während er aus seiner Flasche trank, schaute er zum Himmel hoch. Am Morgen hatte sich eine Wolke gezeigt. Es war das erste Mal, dass er eine Wolke gesehen hatte, seit er nach Camp Green Lake gekommen war. Den ganzen Tag lang hatten er und die anderen Jungen immer wieder nach ihr geschaut und gehofft, sie würde sich vor die Sonne schieben. Gelegentlich war sie sogar ganz nah daran gewesen, aber sie trieb wohl nur ein Spielchen mit ihnen.
    Mittlerweile reichte ihm sein Loch bis zur Taille. Wieder hieb er die Schaufel hinein. Als die Erde hinausflog und auf dem Haufen landete, kam es ihm vor, als habe er etwas glitzern sehen. Was immer es gewesen sein mochte, es war gleich wieder unter Erde verschwunden.
    Einen Moment lang starrte Stanley auf seinen Haufen. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt etwas gesehen hatte. Und selbst wenn da etwas war – was würde es ihm schon nützen? Er hatte ja versprochen, alles, was er fand, X-Ray zu geben. Da lohnte sich wohl kaum die Anstrengung, aus dem Loch zu klettern und nachzusehen.
    Er spähte hinauf zu der Wolke, die inzwischen so nah an der Sonne

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