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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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schon den ganzen Tag gegraben hatte, war nun wirklich das Letzte, was er wollte. Abgesehen davon waren die Schaufeln nachts weggeschlossen, vermutlich deswegen, damit sie nicht als Waffen benutzt werden konnten.
    Mr. Pendanski betrat den Aufenthaltsraum. »Stanley«, rief er, während er auf ihn zukam.
    »Der heißt Höhlenmensch«, sagte X-Ray.
    »Stanley«, sagte Mr. Pendanski.
    »Ich heiße Höhlenmensch«, sagte Stanley.
    »Also, ich habe hier einen Brief für jemanden namens Stanley Yelnats«, sagte Mr. Pendanski. Er drehte den Umschlag, den er in der Hand hielt, um. »Von einem Höhlenmenschen steht hier nirgends was.«
    »Öh – danke«, sagte Stanley und nahm den Brief. Er war von seiner Mutter.
    »Von wem ist der?«, fragte Torpedo. »Von deiner Mutter ?«
    Stanley steckte den Brief in die große Tasche an seinem Hosenbein.
    »Willst du ihn uns nicht vorlesen?«, fragte Deo.
    »Lasst ihn in Ruhe, Jungs«, sagte X-Ray. »Wenn der Höhlenmensch uns den Brief nicht vorlesen will, dann muss er’s auch nicht. Wahrscheinlich ist er von seiner Braut.«
    Stanley musste grinsen.
    Er las den Brief später, als die anderen schon zum Essen gegangen waren.
     
 
    Lieber Stanley,
    wir haben uns so gefreut, von dir zu hören. Als dein Brief kam, bin ich mir vorgekommen wie eine von den Müttern, die es sich leisten können, ihre Kinder im Sommer ins Feriencamp zu schicken. Ich weiß, es ist nicht dasselbe, aber ich bin sehr stolz auf dich, dass du dich bemühst, aus einer schwierigen Lage das Beste zu machen. Wer weiß – vielleicht ist das alles doch noch zu irgendetwas gut.
    Dein Vater glaubt, dass sein Turnschuhprojekt kurz vor dem großen Durchbruch steht. Hoffentlich hat er Recht. Der Vermieter hat uns schon damit gedroht, uns rauszuschmeißen, weil es so stinkt.
    Ich muss immer an die kleine alte Dame aus dem Kinderlied denken – die, die in einem Schuh lebte. Es muss doch furchtbar gestunken haben bei ihr!
      Alles Liebe von uns beiden
    »Was gibt’s denn zu lachen?«, wollte Zero wissen. Stanley fuhr zusammen. Er hatte geglaubt, Zero sei mit den anderen zum Essen gegangen.
    »Nichts. Meine Mutter hat nur was Lustiges geschrieben.«
    »Was denn?«, fragte Zero.
    »Nichts.«
    »’tschuldigung.«
    »Na ja, mein Vater ist dabei, eine Methode zu entwickeln, wie man alte Turnschuhe wieder verwenden kann. Er kocht sie immer auf und deswegen stinkt es bei uns in der Wohnung ziemlich übel. Egal, jedenfalls hat meine Mutter geschrieben, dass ihr die kleine alte Dame so Leid tut, die in einem Schuh lebte, du weißt schon, weil es da ja ziemlich gestunken haben muss.« Zero starrte ihn verständnislos an.
    »Die aus dem Kinderlied, weißt du nicht mehr?« Zero schwieg.
    »Du kennst doch das Kinderlied von der alten Dame, die in einem Schuh lebte?«
    »Nein.«
    Stanley staunte.
    »Wie geht das?«, wollte Zero wissen.
    »Hast du denn früher nie Sesamstraße geguckt?«, fragte Stanley.
    Wieder starrte ihn Zero nur verständnislos an.
    Stanley machte sich auf den Weg zum Essen. Er wäre sich reichlich blöd vorgekommen, wenn er hier in Camp Green Lake angefangen hätte, ein Kinderlied vorzusingen.

17
    Die nächsten anderthalb Wochen gruben die Jungen immer weiter an der Stelle, wo X-Ray angeblich das Goldröhrchen gefunden hatte, und dann auch in der näheren Umgebung. Sie erweiterten X-Rays Loch und auch die Löcher, die Deo und Torpedo gegraben hatten, bis die drei Löcher am vierten Tag ein einziges großes bildeten.
    Von Tag zu Tag wurde die Chefin ungeduldiger. Sie erschien morgens immer später und ging am Nachmittag immer früher. Währenddessen gruben die Jungen immer länger.
    »Dieses Loch ist nicht größer als gestern, als ich hier weggegangen bin!«, sagte sie eines Morgens, als sie lange nach Sonnenaufgang ankam. »Was habt ihr eigentlich da unten gemacht?«
    »Nichts«, sagte Torpedo.
    Das war eindeutig die falsche Antwort gewesen.
    Im selben Augenblick kehrte Deo von einer Pinkelpause zurück.
    »Wie schön, dass du uns auch beehrst«, sagte die Chefin. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich musste ... öh ... ich musste nur mal – Sie wissen schon.»
    Die Chefin stieß mit ihrer Heugabel nach Deo und schubste ihn rückwärts in das große Loch. Die Spitzen der Heugabel hinterließen drei Löcher vorn in seinem Hemd sowie drei winzige Blutflecken.
    »Sie geben diesen Jungen zu viel Wasser«, sagte die Chefin zu Mr. Pendanski.
    Bis zum späten Nachmittag gruben sie weiter, noch lange, nachdem die anderen

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