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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Zeit hatte er geglaubt, dass Zero ihm über die Schulter guckte, um mitzulesen. »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie man das jemandem beibringt.«
    Nachdem er den ganzen Tag lang gegraben hatte, fehlte ihm wirklich die Kraft, Zero Lesen und Schreiben beizubringen. Er musste seine Kräfte für die Leute aufsparen, die zählten.
    »Schreiben musst du mir nicht unbedingt beibringen«, sagte Zero. »Bloß Lesen. Ich hab sowieso keinen, dem ich schreiben könnte.«
    »Tut mir Leid«, wiederholte Stanley.
    Seine Muskeln und Hände waren nicht das Einzige an ihm, das in den letzten Wochen härter geworden war. Auch sein Herz hatte sich verhärtet.
    Er schrieb den Brief fertig. Er hatte kaum noch genug Spucke im Mund, um den Umschlag zuzukleben und die Briefmarke anzufeuchten. Es kam ihm so vor, als könnte er trinken, so viel er wollte – Durst hatte er trotzdem immer.

19
    Nachts weckte ihn ein eigenartiges Geräusch. Erst dachte er, dass es vielleicht irgendein Tier gewesen sein könnte, und der Gedanke machte ihm Angst. Aber als er dann richtig aufwachte, merkte er, dass das Geräusch aus dem Bett nebenan kam.
    Torpedo weinte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, flüsterte Stanley.
    Torpedos Kopf fuhr herum. Er schniefte und hielt die Luft an. »Ja, ich hab nur ... es ist alles okay«, flüsterte er und schniefte wieder.
    Am Morgen fragte Stanley Torpedo, ob es ihm wieder besser gehe.
    »Wofür hältst du dich eigentlich, für meine Mutter oder was?«, fuhr Torpedo ihn an.
    Stanley zuckte mit den Schultern.
    »Ich hab ’ne Allergie, kapiert?«, sagte Torpedo. »Kapiert«, sagte Stanley.
    »Wenn du noch einmal die Klappe aufmachst, hau ich dir eine rein.«
    Stanley sprach selten. Aus Angst, etwas Falsches zu sagen, redete er mit keinem der Jungen mehr als das Nötigste. Auch wenn sie ihm einen Spitznamen gegeben hatten und alles, konnte er doch nicht vergessen, dass sie gefährlich waren. Es hatte schließlich seinen Grund, dass sie hier waren. Wie Mr. Sir sagen würde – das hier war kein Feriencamp für Pfadfinderinnen.
    Stanley war dankbar, dass es keine Rassenprobleme gab. X-Ray, Deo und Zero waren schwarz, er selbst, Torpedo und Zickzack waren weiß. Magnet war hispanischer Abstammung. Auf dem See hatten sie alle dieselbe rötlich braune Farbe – die Farbe des Bodens.
    Er schaute von seinem Loch auf und sah, dass sich der Wasserwagen näherte. Seine Flasche war noch etwa zu einem Viertel voll. Er trank sie schnell leer, bevor er sich auf seinen Platz in der Schlange stellte, hinter Magnet und vor Zero. Die Luft war schwer von der Hitze, dem Staub und den Abgasen.
    Mr. Sir füllte ihnen die Flaschen.
    Der Wagen entfernte sich wieder. Stanley war bereits wieder in seinem Loch und hatte nach der Schaufel gegriffen, als er Magnet rufen hörte. »Will jemand Sonnenblumenkerne?«
    Magnet stand neben seinem Loch und hielt einen Sack mit Kernen in der Hand. Er kippte sich eine Hand voll in den Mund, kaute und schluckte sie dann hinunter, mit Schale und allem.
    »Hier, ich«, brüllte X-Ray.
    Der Sack sah etwa halb voll aus. Magnet rollte das obere Stück auf und warf X-Ray den Sack zu.
    »Wie bist du daran gekommen, ohne dass Mr. Sir dich gesehen hat?«, fragte Deo.
    »Ich kann nicht anders«, sagte Magnet. Er reckte beide Hände in die Luft, wackelte mit den Fingern und lachte. »Meine Finger sind nun mal wie kleine Magnete.«
    Der Sack wanderte weiter von X-Ray zu Deo und dann zu Torpedo.
    »Toll, mal was zu essen, das nicht aus der Büchse kommt«, meinte Deo.
    Torpedo warf Zickzack den Sack zu.
    Stanley wusste, dass er als Nächster an der Reihe sein würde. Er wollte den Sack gar nicht. Im selben Moment, als Magnet gerufen hatte: »Will jemand Sonnenblumenkerne?«, war ihm klar gewesen, dass es Ärger geben würde. Mr. Sir würde mit Sicherheit zurückkommen. Außerdem würde er von den gesalzenen Schalen nur Durst kriegen.
    »Aufgepasst, Höhlenmensch, hier kommen sie«, sagte Zickzack. »Per Luftpost, Spezialzustellung …«
    Ob die Kerne schon aus dem Sack fielen, bevor der überhaupt bei Stanley angekommen war, oder erst nachdem er den Sack fallen gelassen hatte, konnte er hinterher nicht mehr sagen. Ihm war es so vorgekommen, als hätte Zickzack den Sack vor dem Werfen oben nicht zusammengerollt und dass er ihn deswegen nicht auffangen konnte. Aber es war alles so furchtbar schnell gegangen. Gerade flog der Sack noch durch die Luft und im nächsten Moment lag er schon in Stanleys Loch und alle Kerne

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