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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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her, was er hätte anders machen können, aber es fiel ihm nichts ein. Da war er einmal in diesem Leben, in dem er schon so viel Pech gehabt hatte, im richtigen Moment am richtigen Ort, und es hatte ihm trotzdem nichts genützt.
    »Hast du’s?«, fragte er X-Ray am nächsten Morgen beim Frühstück.
    X-Ray sah ihn aus noch halb geschlossenen Augen durch die verschmierten Brillengläser hindurch an. »Ich hab keine Ahnung, was du meinst«, knurrte er.
    »Du weißt doch ...«, sagte Stanley.
    »Nein, ich weiß gar nichts!«, blaffte X-Ray ihn an. »Und jetzt lass mich in Ruhe, verstanden? Ich will nicht mit dir reden.«
    Stanley sagte kein Wort mehr.
    Mr. Sir ging mit den Jungen hinaus auf den See. Den ganzen Weg über kaute er Sonnenblumenkerne und spuckte die Schalen in die Gegend. Mit dem Stiefelabsatz markierte er die Stellen, an denen die Jungen graben sollten.
    Stanley stampfte mit dem Fuß auf die Kante seines Schaufelblatts, um die harte, trockene Erde aufzubrechen. Es ging ihm nicht in den Kopf, wieso X-Ray ihn so angeblafft hatte. Wenn er gar nicht vorhatte, das Röhrchen vorzuzeigen, wozu hatte Stanley es ihm dann gegeben? Wollte X-Ray es einfach behalten? Das Röhrchen war zwar goldfarben, aber Stanley bezweifelte, dass es aus echtem Gold war.
    Kurz nach Sonnenaufgang kam der Wasserwagen. Stanley trank die letzten Tropfen und stieg aus seinem Loch. Um diese Tageszeit konnte er manchmal auf der anderen Seite des Sees in weiter Ferne Hügel oder Berge erkennen. Sie waren nur für kurze Zeit sichtbar und verschwanden dann bald hinter einem Nebel aus Staub und Hitze.
    Der Wagen hielt und die Staubwolke zog vorbei. X-Ray nahm seinen Platz ganz vorn in der Reihe ein. Mr. Pendanski füllte ihm die Flasche. »Danke, Mom«, sagte X-Ray. Das Röhrchen erwähnte er nicht.
    Mr. Pendanski füllte sämtliche Flaschen und stieg dann wieder ins Führerhaus seines Pick-ups. Er musste auch der Gruppe E noch Wasser bringen. Stanley konnte sie in etwa zweihundert Yards Entfernung graben sehen.
    »Mr. Pendanski!«, brüllte X-Ray aus seinem Loch. »Halt! Mr. Pendanski! Warten Sie! Ich glaube, ich hab was gefunden!«
    Die anderen Jungen kamen alle hinter Mr. Pendanski her, als er zu X-Rays Loch hinüberging. Aus einem Häufchen Erde am Rand von X-Rays Schaufel sah Stanley das Goldröhrchen herausragen.
    Mr. Pendanski betrachtete es von allen Seiten. Besonders den flachen Boden sah er lange an. »Ich glaube, das wird dem Boss gefallen.«
    »Bekommt X-Ray jetzt den Tag frei?«, wollte Torpedo wissen.
    »Grabt einfach weiter, bis irgendjemand euch etwas anderes sagt«, antwortete Mr. Pendanski. Dann lächelte er. »Aber wenn ich du wäre, Rex, dann würde ich mich nicht mehr allzu sehr ins Zeug legen.«
    Stanley sah der Staubwolke hinterher, die sich langsam über den See hinüber entfernte, dorthin, wo zwischen den Bäumen die Hütte stand.
    Die Jungen aus Gruppe E mussten eben warten.
    Es dauerte nicht lange, bis der Pick-up zurückkam. Mr. Pendanski kletterte aus dem Führerhaus. Auf der Beifahrerseite stieg eine große Frau mit roten Haaren aus. Da Stanley unten in seiner Grube stand, schien sie ihm noch größer, als sie eigentlich war. Sie trug einen schwarzen Cowboyhut und schwarze Cowboystiefel, die mit türkisen Steinen besetzt waren. Die Ärmel ihrer Hemdbluse waren aufgerollt, und Stanley sah, dass ihre Arme, ebenso wie ihr Gesicht, voller Sommersprossen waren. Sie ging direkt auf X-Ray zu.
    »War das hier, wo du es gefunden hast?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Gut gemacht. Dafür bekommst du eine Belohnung.« Sie wandte sich an Mr. Pendanski. »Fahren Sie X-Ray zurück zum Camp. Lassen Sie ihn doppelt so lang duschen wie sonst und geben Sie ihm saubere Sachen zum Anziehen. Aber zuerst möchte ich, dass Sie sämtliche Wasserflaschen füllen.«
    »Ich habe sie eben erst gefüllt«, sagte Mr. Pendanski. Die Frau sah ihn streng an. »Pardon?« Ihre Stimme war sanft.
    »Ich hatte sie eben gefüllt, als Rex ...«
    »Pardon«, sagte die Frau wieder, »hatte ich Sie gefragt, wann Sie die Flaschen zuletzt gefüllt haben?«
    »Nein, ich meinte nur ...«
    »Pardon?«
    Mr. Pendanski verstummte. Die Frau winkte ihn mit dem Zeigefinger zu sich. »Es ist heiß und wird eher noch heißer werden«, sagte sie. »Diese Jungs hier haben schwer gearbeitet. Glauben Sie nicht, dass es möglich sein könnte, dass sie vielleicht etwas getrunken haben, seit Sie ihnen zuletzt die Flaschen gefüllt haben?«
    Mr. Pendanski schwieg.
    Die Frau wandte sich

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