Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)
im Dreck.
»Oh, Mann!«, sagte Magnet.
»Tut mir Leid«, sagte Stanley und fing an, die Sonnenblumenkerne zurück in den Sack zu schieben.
»Ich will doch keinen Dreck fressen«, sagte X-Ray. Stanley wusste nicht, was er tun sollte.
»Der Wagen kommt«, brüllte Zickzack.
Stanley sah auf zu der sich nähernden Staubwolke, dann wieder nach unten auf die verstreuten Kerne. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort.
Sonst noch was?
Er hieb die Schaufel in die Erde und versuchte, die Kerne unterzugraben.
Was er hätte tun sollen, aber das wurde ihm erst später klar, war, Erde von seinen Haufen zu nehmen und zurück ins Loch zu kippen. Aber die Vorstellung, Erde in sein Loch zu schaufeln, war wohl einfach zu viel verlangt.
»Hallo, Mr. Sir«, sagte X-Ray. »Schon zurück?« »Kommt mir so vor, als ob Sie eben erst dagewesen wären«, sagte Deo.
»Wie die Zeit verfliegt, wenn man sich gut amüsiert«, sagte Magnet.
Stanley grub weiter in seinem Loch.
»Na, wie ist die Stimmung bei meinen Pfadfinderinnen?«, fragte Mr. Sir, während er von einem Loch zum anderen schritt. Er trat gegen einen von Magnets Erdhaufen und kam dann zu Stanley herüber.
Stanley sah zwei Kerne unten am Boden herausragen, und als er versuchte, Erde darüber zu schieben, wurde ein Stück von dem Sack sichtbar.
»Nun, Höhlenmensch, was gibt’s?«, sagte Mr. Sir, als er über ihm stand. »Du siehst aus, als ob du was gefunden hättest.«
Stanley wusste nicht, was er machen sollte.
»Grab es aus«, sagte Mr. Sir. »Wir bringen es dem Boss. Vielleicht bekommst du ja den Rest des Tages frei.« »Ach, das ist nichts«, brummte Stanley.
»Das lass mich mal entscheiden«, sagte Mr. Sir.
Stanley langte nach unten und hob den leeren Sack auf. Er wollte ihn Mr. Sir reichen, aber der nahm ihn nicht.
Jetzt sag mir mal bitte, Höhlenmensch«, fing Mr. Sir an, »wie kommt der Sack von meinen Sonnenblumenkernen in dein Loch?«
»Ich hab ihn von Ihrem Wagen gestohlen.« «Tatsächlich?«
»Ja, Mr. Sir.«
»Und die Sonnenblumenkerne – was ist damit?« »Die hab ich gegessen.«
»Alleine!«
Mr. Sir.«
»He, Höhlenmensch«, rief Deo. ,,Wieso hast du uns keine abgegeben?«
»Das ist ja ein starkes Stück, Mann«, sagte X-Ray. »Und ich dachte, wir wären Freunde«, sagte Magnet. Mr. Sir blickte die Jungen der Reihe nach an und sah dann wieder auf Stanley. »Wir werden sehen, was der
Boss dazu zu sagen hat. Los, gehen wir!«
Stanley kletterte aus seinem Loch und folgte Mr. Sir zum Wagen. Den leeren Sack hielt er noch immer in der Hand.
Es tat gut, im Wagen zu sitzen, aus der direkten Sonne raus zu sein. Stanley war überrascht, dass ihm in diesem Moment überhaupt irgendwas gut tun konnte, aber es war so. Es tat gut, sich zur Abwechslung mal auf einen bequemen Sitz zu setzen, und als der Wagen über den holprigen Boden ratterte, war er in der Lage, den frischen Wind zu genießen, der ihm durch das geöffnete Fenster in sein heißes, verschwitztes Gesicht blies.
20
Es tat auch gut, im Schatten der zwei Eichen zu gehen. Stanley fragte sich, ob sich so ein zum Tode Verurteilter auf dem Weg zum elektrischen Stuhl fühlte, wenn er sich noch ein letztes Mal an den schönen Dingen des Lebens erfreute.
Um zur Tür der Hütte zu gelangen, mussten sie erst um etliche Löcher herumgehen. Stanley wunderte sich, dass es um die Hütte herum so viele davon gab. Er hätte gedacht, dass es der Chefin nicht gefallen würde, dass die Camp-Insassen so nah bei ihrem Haus gruben, aber einige der Löcher reichten bis unmittelbar an die Hütte heran. Sie lagen hier auch dichter beieinander und hatten unterschiedliche Formen und Größen.
Mr. Sir klopfte an die Tür. Stanley hielt noch immer den leeren Sack in der Hand.
»Ja bitte?«, sagte die Chefin, als sie die Tür öffnete.
»Es hat da ein kleines Problem gegeben draußen auf dem See«, sagte Mr. Sir. »Der Höhlenmensch wird Ihnen die Einzelheiten berichten.«
Die Chefin starrte Mr. Sir einen Moment lang an, bevor sie ihren Blick zu Stanley hinüberwandern ließ.
Er fühlte jetzt nur noch Angst.
»Dann kommt besser herein«, sagte die Chefin. »Sonst zieht die ganze Kälte noch raus.«
In der Hütte gab es eine Klimaanlage. Der Fernseher funktionierte. Die Chefin nahm die Fernbedienung und schaltete das Gerät ab.
Dann setzte sie sich in einen mit Segeltuch bespannten Sessel. Sie war barfuß und trug Shorts. Ihre Beine waren ebenso mit Sommersprossen übersät wie ihr Gesicht und die
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