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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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auch noch bis morgen warten.«
    Mr. Sir fuhr sie zu ihrer Hütte zurück.
    »Ich frag mich nur, woher sie alle unsere Namen kennt«, meinte Stanley, als sie zum Camp zurückliefen.
    »Sie beobachtet uns die ganze Zeit«, sagte Zickzack. »Sie hat überall versteckte Mikrofone und Kameras eingebaut. In den Zelten, im Aufenthaltsraum und in den Duschen.«
    »In den Duschen auch?«, fragte Stanley. Er fragte sich, ob Zickzack nicht schon an Verfolgungswahn litt.
    »Die Kameras sind winzig«, erklärte Deo. »Nicht größer als der Nagel von deinem kleinen Zeh!«
    Stanley bezweifelte das. Er konnte sich nicht vorstellen, dass man so kleine Kameras herstellen konnte. Mikrofone vielleicht.
    Jetzt wurde ihm auch klar, warum X-Ray morgens beim Frühstück nicht mit ihm über das Goldröhrchen reden wollte. Er hatte Angst gehabt, dass die Chefin sie belauschte.
    Eines war jedenfalls sicher: Sie gruben diese Löcher nicht bloß, um ihren Charakter zu festigen. Sie suchten eindeutig nach etwas.
    Aber wonach auch immer sie suchten, sie suchten am falschen Ort.
    Stanley blickte über den See hinaus, dorthin, wo er gestern gegraben hatte, als er das Goldröhrchen gefunden hatte. Er grub die Stelle tief in sein Gedächtnis ein.

16
    Als Stanley den Aufenthaltsraum betrat, schallte ihm vom anderen Ende X-Rays Stimme entgegen.
    »Das hab ich doch gleich gesagt«, sagte X-Ray. »Stimmt’s oder hab ich Recht?«
    Die übrigen Gestalten im Raum waren kaum mehr als schlaffe Säcke aus Haut und Knochen, die über ramponierten Stühlen und Sofas hingen. X-Ray dagegen war quietschvergnügt; er lachte und gestikulierte mit den Armen beim Sprechen. »Holla, Höhlenmensch, komm her, alter Junge!«, brüllte er zur Tür herüber.
    Stanley durchquerte den Raum.
    »He, rück mal ein Stück, Torpedo«, sagte X-Ray. »Mach Platz für den Höhlenmensch!«
    Stanley ließ sich aufs Sofa fallen.
    In der Dusche hatte er sich nach einer versteckten Kamera umgesehen. Er hatte aber nichts gesehen – die Chefin hoffentlich auch nicht.
    »Was ist eigentlich los, Jungs?«, fragte X-Ray. »Seid ihr müde oder was?« Er lachte.
    »Komm schon, mach halblang, bitte«, stöhnte Zickzack. »Ich will was im Fernsehen sehen.«
    Stanley warf einen unsicheren Blick auf Zickzack, der wie gebannt auf den zertrümmerten Bildschirm des Fernsehers starrte.
    Am nächsten Morgen begrüßte die Chefin die Jungen beim Frühstück und ging mit ihnen zu den Löchern hinüber. Vier sollten graben, drei kümmerten sich um die Schubkarren. ‚Schön, dass du da bist, X-Ray«, sagte sie. »Heute brauchen wir deine scharfen Augen.«
    Stanley verbrachte mehr Zeit mit der Schubkarre als mit Graben, weil er so langsam grub. Er fuhr die Erde weg, die nicht mehr gebraucht wurde, und kippte sie in Löcher, die sie früher mal ausgehoben hatten. Er achtete allerdings gut darauf, nichts in das Loch zu kippen, in dem das Goldröhrchen tatsächlich aufgetaucht war.
    Er sah es immer noch vor sich. Es kam ihm irgendwie bekannt vor, aber es fiel ihm einfach nicht ein, wieso. Vielleicht war es ja die Kappe eines vornehmen Goldfüllers gewesen. K B könnten die Initialen eines berühmten Schriftstellers gewesen sein. Aber die einzigen berühmten Schriftsteller, die ihm einfielen, waren Charles Dickens, William Shakespeare und Mark Twain. Außerdem sah das Röhrchen auch nicht ganz wie eine Füllerkappe aus.
    Um die Frühstückspause herum wurde die Chefin langsam ungeduldig. Sie drängte sie, schneller zu essen, damit sie wieder zurück an die Arbeit konnten.
    »Wenn Sie es nicht schaffen, die Jungen dazu zu kriegen, schneller zu arbeiten«, erklärte sie Mr. Sir, »dann müssen Sie eben selbst runtersteigen und mitgraben.«
    Danach arbeiteten sie alle schneller, vor allem, wenn Mr. Sir ihnen auf die Finger sah. Stanley rannte fast, wenn er die Schubkarre schob. Mr. Sir erinnerte sie immer wieder daran, dass sie hier nicht bei den Pfadfinderinnen seien.
    Sie hörten erst auf zu graben, als die anderen Gruppen schon alle zurückgegangen waren.
    Später, als Stanley sich auf einen Sessel gefläzt hatte, dem größtenteils die Polsterfüllung fehlte, überlegte er, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, der Chefin zu sagen, wo das Röhrchen tatsächlich aufgetaucht war, ohne dass er damit sich selbst oder X-Ray in Schwierigkeiten brachte. Es fiel ihm aber nichts ein. Er dachte sogar daran, sich nachts hinauszuschleichen und selbst an dem Loch weiterzugraben. Aber auch noch nachts zu graben, nachdem er

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