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Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition)

Titel: Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Sachar
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Genie!«
    »Und f – a – t?«, fragte die Chefin.
    Zero dachte einen Moment lang nach.
    »Eff«, flüsterte Zero. »Eff – at. Fat«
    »Und was ist mit h – a – t?«
    Dass der Buchstabe h allein »eitsch« ausgesprochen wird, hatte Stanley ihm noch nicht beigebracht.
    Zero überlegte angestrengt, flüsterte leise »eitsch« vor sich hin und sagte dann: »Chat.«
    Alle Betreuer lachten.
    »Habe ich’s nicht gleich gesagt? Er ist ein Genie!«, sagte Mr. Pendanski. »Er ist so blöd, dass er nicht mal weiß, wie blöd er ist.«
    Stanley wusste nicht, warum Mr. Pendanski sich so auf Zero eingeschossen hatte. Wenn er nur mal nachgedacht hätte, wäre ihm doch klar geworden, dass es absolut logisch war, wenn Zero glaubte, dass der Buchstabe h wie »tsch« ausgesprochen wurde.
    »Okay, ich möchte nicht, dass in Zukunft noch irgendwer für einen anderen gräbt«, sagte die Chefin. »Und Leseunterricht gibt es auch nicht mehr!«
    »Ich grabe kein Loch mehr«, sagte Zero.
    »Gut«, antwortete die Chefin. Sie wandte sich an Stanley. »Du weißt doch, warum du Löcher gräbst, oder? Weil es gut ist für dich. Du lernst etwas dabei. Wenn Zero für dich gräbt, dann kannst du nichts lernen, stimmt’s?«
    »Vermutlich nicht«, murmelte Stanley, obwohl er wusste, dass er nicht nur deswegen graben musste, weil er etwas lernen sollte. Die Chefin suchte nach etwas. Etwas, das Kissin’ Kate Barlow gehörte.
    »Warum kann ich nicht selber mein Loch graben, aber trotzdem Zero das Lesen beibringen?«, fragte er. »Was wäre daran verkehrt?«
    »Das will ich dir sagen«, antwortete die Chefin. »Es führt nur zu Ärger. Zero hat Zickzack fast umgebracht.«
    »Er gerät unter Stress«, sagte Mr. Pendanski. »Ich weiß, dass du es gut meinst, Stanley, aber du musst den Tatsachen einfach ins Auge blicken. Zero ist zu blöd, um Lesen zu lernen. Deswegen kocht ihm das Blut über. Nicht wegen der Sonne.«
    »Ich grabe kein Loch mehr«, sagte Zero.
    Mr. Pendanski reichte ihm die Schaufel. »Hier, nimm, Zero. Das ist das Einzige, wofür du je taugen wirst.« Zero nahm die Schaufel.
    Er schwang sie wie einen Baseballschläger.
    Das Metallblatt landete in Mr. Pendanskis Gesicht. Die Knie sackten ihm weg. Bevor er noch am Boden lag, war er schon ohnmächtig.
    Alle Betreuer zogen ihre Pistolen.
    Zero hielt die Schaufel vor sich, als könnte er damit die Kugeln abwehren. »Ich hasse es, Löcher zu graben«, sagte er. Dann ging er langsam rückwärts.
    »Erschießt ihn nicht«, sagte die Chefin. »Weit kommt er sowieso nicht. Und eine Ermittlung ist das Letzte, was wir brauchen können.«
    Zero ging immer weiter rückwärts, vorbei an den vielen Löchern, die die Jungen gegraben hatten, und dann immer weiter auf den See hinaus.
    »Wenn er kein Wasser mehr hat, kommt er sowieso zurück«, sagte die Chefin.
    Stanley sah Zeros Wasserflasche neben dem Loch auf dem Boden liegen.
    Mehrere Betreuer hoben Mr. Pendanski auf und brachten ihn in den Wagen.
    Stanley suchte mit den Augen nach Zero, aber der war bereits im Dunst verschwunden.
    Die Chefin befahl den Betreuern, abwechselnd in den Duschen und im Aufenthaltsraum Wache zu halten, Tag und Nacht. Zero durfte kein Wasser trinken. Wenn er zurückkam, sollte er sofort zu ihr gebracht werden.
    Sie betrachtete ihre Fingernägel und sagte: »Es ist wohl wieder an der Zeit, dass ich meine Nägel frisch lackiere.«
    Bevor sie ging, sagte sie den verbliebenen Jungen noch, dass sie trotz allem von Gruppe D sieben Löcher erwarte.

31
    Wütend hieb Stanley seine Schaufel in die Erde. Er hatte auf alle eine Wut – auf Mr. Pendanski, die Chefin, Zickzack, X-Ray und seinen Ururgroßvater, diesen elenden Tunichtgut und Schweinedieb. Die allergrößte Wut aber hatte er auf sich selbst.
    Er wusste, dass er es Zero niemals hätte erlauben dürfen, für ihn einen Teil seines Lochs zu graben. Er hätte ihm trotzdem noch das Lesen beibringen können. Wenn Zero den ganzen Tag graben konnte und trotzdem noch die Kraft hatte, etwas zu lernen, dann hätte er auch genug Kraft haben müssen, den ganzen Tag zu graben und Zero trotzdem noch etwas beizubringen.
    Eigentlich, dachte er, sollte er Zero nachgehen.
    Aber er tat es nicht.
    Keiner von den anderen half ihm, Zeros Loch zu graben, und er erwartete es auch nicht von ihnen. Zero hatte ihm geholfen, sein Loch zu graben. Jetzt musste er eben das von Zero graben.
    Stanley blieb draußen auf dem See und grub während der heißesten Stunden des Tages weiter, lange nachdem

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