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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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er kleine, feine Weingüter kennt und beim besten Winzer der Gegend sein Olivenöl kauft. Er ist sicherlich Teil der Geschäftsführung eines mittelgroßen Unternehmens und hat sich über die Jahre immer mehr aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, sodass er am frühen Abend mit einem Glas Weißwein in der Novembersonne sitzen und seine Seele baumeln lassen kann. Das Einzige, was ihm zu seinem Glück noch fehlt, da war ich mir in dem Augenblick ganz sicher, ist eine Frau an seiner Seite. Vielleicht ist er schon einmal verheiratet gewesen, doch seine Liebste starb im zarten Alter von einunddreißig an einem Gehirntumor. Er hat Jahre gebraucht, um über diesen Verlust hinwegzukommen, Jahre der Einsamkeit. Nun ist er wieder offen für eine neue Liebe, die bereit ist, mit ihm eine Familie zu gründen.
    Mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Gedankenverloren nippte ich an meinem Cappuccino, der inzwischen kalt geworden war, und dachte nach. Vielleicht gab es doch noch ein Mittelding zwischen dem Mann mit Fahrradhelm und Poloshirt und dem wilden Cowboy, der, aus welchem Grund auch immer, keine Kinder wollte. Vielleicht saß er einen Tisch weiter und wartete nur darauf, dass ich in sein Leben trat.
    Ach was ! Manchmal musste ich über mich selbst den Kopf schütteln. Ich wollte David, natürlich, und wie ich ihn wollte, mein Herz sprang mir fast aus der Brust, wenn ich so an ihn dachte. Doch da war dieses kleine Aber, das sich immer häufiger in meine Gedanken schlich, denn ich wünschte mir eben auch Kinder, eine Krönung unserer Liebe. Davids und meiner Liebe. Ich wollte ja nicht mit irgendwem Kinder, sondern mit jemandem, den ich liebte, und ich liebte nun mal David. Und der trug keinen Anzug und nippte nicht an einem Glas Wein in der Abendsonne, um gleich in seine sanierte Hundertfünzigquadratmeter-Altbauwohnung zurückzukehren und sein Ciabatta in hochwertiges Olivenöl aus der Toskana zu tunken. Aber – da war es wieder, das Aber – was, wenn David für immer bei seiner Entscheidung gegen Kinder bliebe ? Was, wenn ich das nicht aushielte und immer trauriger würde und immer mehr die Zeit im Blick hätte, die ja jetzt schon in doppeltem Tempo abzulaufen schien ? Ich trank meinen kalten Kaffee aus und sprang auf. Jetzt oder nie !
    Schnurstracks lief ich auf den Mann am Nachbartisch zu. Ich weiß nicht, woher ich in diesem Moment das unerschütterliche Vertrauen nahm, dass mir schon etwas einfiele, wenn ich erst einmal vor ihm stand.
    Ich stand vor ihm, und es kam – nichts. Mein Mund klappte auf und lautlos wieder zu.
    »Ja ?«, sagte er, weil es offensichtlich war, dass ich etwas von ihm wollte. Immerhin hatte ich kurz Anlauf genommen und vor seinem Tisch eine Vollbremsung im Kies hingelegt. Er schob seine Sonnenbrille ins Haar und sah freundlich zu mir auf.
    »Äh, ja, also, ich wollte sagen, äh, fragen …« Ich wand mich unter seinem Blick und hätte am liebsten kehrtgemacht und wäre davongerannt.
    Noch immer sah er mich erwartungsvoll an. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich überhaupt von ihm wollte. Was könnte das auch bitte sein ? Vielleicht: Haben Sie einen guten Tipp für Olivenöl aus der Toskana ? Gerade als ich meinen Mund wieder öffnen wollte, in der absurden Hoffnung, dass etwas Sinnigeres herauskäme als: Sind Sie über den Tod Ihrer großen Liebe schon hinweg ?, stürmte ein kleines Mädchen im dunkelblauen Dufflecoat mit olivfarbenem Teint und einem langen geflochtenen Pferdeschwanz an mir vorbei und flog dem Mann in die Arme.
    »Papa !«, rief sie.
    Der Mann lachte und hatte mich im selben Moment vergessen. Es folgten zwei weitere Mädchen, alle dieselben vollen schwarzen Haare, das älteste mindestens schon fünfzehn und bestimmt einen Kopf größer als ich. Er umarmte sie nacheinander, küsste sie auf die Stirn und ging dann einer Frau entgegen, die groß und schlank und mit langen schwarzen Haaren hinter den Mädchen aufgetaucht war.
    Ich räusperte mich, denn zwischenzeitlich war Otto auf den Plan getreten und verbot mir, den Schwanz einzuziehen und unauffällig das Weite zu suchen.
    »Entschuldigung«, sagte ich laut.
    Mann und Frau sahen mich irritiert an.
    »Ich hab hier etwas unter Ihrem Tisch verloren.«
    Ich bückte mich, wohl wissend, dass mein herausgestrecktes Hinterteil in größtmöglicher Diskrepanz zur Eleganz der gertenschlanken Ehefrau stand. Doch da musste ich durch. Blöderweise konnte ich unter dem Tisch partout nichts finden, nicht einmal ein

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