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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kaufhold
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Hectors Gesicht verdichten die Atmosphäre, und mit einem Mal ist da ein angenehmes Prickeln auf meiner Kopfhaut.
    Hector trägt wie heute Morgen am Flughafen einen schwarzen Anzug, dazu ein weißes Hemd ohne Krawatte. Der Anzug sieht aus, als sei er für ihn maßgeschneidert worden, und besitzt in seiner Perfektion genau die richtige Spur von Lässigkeit. Sein Hemd ist ein bisschen zu weit geöffnet, sodass ich den Ansatz schwarzer Haare auf einer gebräunten Brust erahnen kann, was in diesem unwirklichen Ambiente seltsam verrucht wirkt. Er ist Anfang vierzig, schätze ich.
    »Anna, schön Sie zu sehen.« Er rückt mir einen Barhocker zurecht und wartet, bis ich Platz genommen habe, bevor er sich auch wieder setzt. »Was möchten Sie trinken ? Es gibt hier eine wunderbare Auswahl an schottischen Whiskys. Ich bin bei einem achtzehnjährigen Glenlivet hängen geblieben. Süße Eichenholz- und Ingwernote. Trinken Sie einen mit ?« Er fährt sich durchs Haar, das ihm in dunklen Wellen in die Stirn fällt.
    »Gerne.« Für mich schmecken Whiskys zwar alle recht ähnlich, gleichermaßen nach Rauch und Torf, aber ich lasse mich gerne von einem Kenner überzeugen.
    Hector schwenkt sein Glas langsam im Kreis, die bernsteinfarbene Flüssigkeit setzt sich leuchtend in Bewegung. Er hält seine Nase über die Glasöffnung, schließt die Augen, nippt, wartet einen Moment und schluckt. Ich tue es ihm gleich: Schwenken, Riechen, außerplanmäßiges Husten, Augen schließen, nippen, warten, Abgang, noch mal husten.
    Ingwer ?
    Ich blicke Hector an und lächle. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Für meinen Auftritt am Flughafen und im Flieger. Ich war wirklich nicht mehr zurechnungsfähig. Mir war unglaublich heiß in meiner Montur, aber ich wollte das Gewicht meines Handgepäcks möglichst gering halten. Danke übrigens für Ihre Hilfe mit der Augencreme.« Mir wird schon wieder warm. »Und außerdem hatte ich einen akuten Anfall von Höhenangst. Also nicht Flugangst, Fliegen macht mir nichts. Also, jedenfalls nicht so viel. Ich sollte eigentlich heute an einer Bergtour teilnehmen – ich bin Journalistin –, aber ich konnte nicht. Allein der Gedanke an diesen Berg … schrecklich. Und dann haben Sie angerufen, und das war meine einzige Chance, nicht da hoch zu müssen. Na ja, das war vielleicht etwas überraschend für Sie. Also, danke, dass Sie sich gemeldet haben. Und Entschuldigung.« Ich atme tief durch.
    Hector lächelt. »Auch wenn ich nicht alles hundertprozentig verstanden habe: Entschuldigung angenommen. Slàinte mhath – prost.« Er hebt sein Glas. »Und jetzt erklären Sie mir noch mal genau, was Sie auf dem Berg wollten.«
    Ich erzähle ihm von meiner Arbeit, der Wanderung, von Herrn Dahl und Frau Hagebuttdorn, über die ich jetzt zum Glück lachen kann, und vom Reisen überhaupt. Und wie sehr ich das liebe. Und das Schreiben darüber. Ich komme regelrecht ins Schwärmen. Hector hört aufmerksam zu. Nach zwei weiteren Whiskys beende ich meinen Monolog mit einem rauchigen: »Und Sie ?«
    Hectors Stimme klingt ebenfalls rauchig und passt gut zum langsamen Jazz, den der Pianist jetzt angeschlagen hat. »Ich bin Immobilienmakler in dritter Generation in Hamburg. Unsere Firma handelt vorrangig mit Geschäftsimmobilien für mittlere und Großunternehmen, deutschlandweit, teils auch im angrenzenden Ausland. Heute Abend wollte ich mich eigentlich mit dem Vorstand eines Energiekonzerns treffen, der in ein neues Geschäftsfeld investieren will und dafür eine Produktionsstätte sucht. Bedauerlicherweise hat er heute Nachmittag einen Schlaganfall erlitten – insofern passte die Nachfrage ›tot ?‹, als ich dich vorhin auf dem Handy angerufen habe, ziemlich gut.« Er trinkt einen Schluck, behält ihn lange im Mund.
    »Oh Gott, das tut mir leid.«
    »Ich kannte ihn gar nicht persönlich. Oder: kenne, je nachdem. Auf jeden Fall treffe ich mich morgen Vormittag mit seinem Prokuristen. – Entschuldigung, ich glaube, ich habe Sie gerade eben aus Versehen geduzt.«
    »Kein Problem. Ich wäre eh dafür, dass wir uns duzen. Unsere Vornamen kennen wir ja schon.« Ich grinse.
    »Schön.« Auch Hectors Mundwinkel umspielt ein kleines Lächeln. Dann fragt er: »Möchtest du tanzen ?«
    Tanzen ? Jetzt ? Ich drücke meinen Rücken durch, weil mir plötzlich bewusst wird, dass ich auf dem Hocker eine möglicherweise etwas zu entspannte Position eingenommen habe. Mein Kleid ist hinten weit ausgeschnitten, und ich trage einen BH , der

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