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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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tot.“
    Schweiß perlte auf Weidrichs Gesicht. „Aber..
    „Nix aber! Nur so, wie ich sagen!“
    „Die... die Schüler tun mir leid.“
    „Schülern nix geschehen. Alle bleiben
gesund. Nur ein bißchen gefangen. Großes Abenteuer für Schüler. Viel erzählen
danach.“
    Weidrich seufzte. „Es wird niemand zu
Schaden kommen?“
    „Niemand.“

    Zögernd griff Weidrich nach dem Kuvert.
Soviel Geld! Nein, diesmal durfte er nicht auf sein Gewissen hören. Diese
Chance kam nie wieder.
    Enrico beobachtete ihn, brach dann noch
ein Stück von der Torte ab.
    „Du wissen, was du zu tun, Weidrich.
Morgen früh — wenn alle Schüler im Bus, du alle Namen auf Zettel schreiben.
Jungs nicht so wichtig, aber Mädchen wichtig. Sehr wichtig! Alle Namen du
aufschreiben. Bei Palotschi-Straße du halten, aussteigen und in Torweg laufen.
Du Stelle kennen. Gluschke dort warten. Du ihm Zettel geben und weiterfahren.“
    „Ja, ich weiß. Da fällt mir ein: Als
Gaby mir vorhin die Torte brachte, sagte sie, daß sie morgen ihre Freundin
mitbringt. Eine gewisse Alice. Den Nachnamen weiß ich nicht.“
    Enrico leckte sich die Finger ab. Sie
waren mit Schokolade verschmiert.
    „Du unbedingt aufschreiben, ob Alice
dabei! Nicht vergessen. Name Alice genügen. Capisce?“
    Weidrich nickte.

8. Wozu den Zettel mit Namen?
     
    Kommissar Glockner lächelte. Er saß
hinter seinem Schreibtisch und betrachtete Alice’ Zeichnung, nachdem er die
Knickstellen mit der Handkante geglättet hatte.
    „TKKG ist der Polizei also wieder mal
eine Nasenlänge voraus. Das Blatt lasse ich gleich vervielfältigen. Damit
können wir was anfangen. Leo heißt er? Vermutlich Leopold. Mir ist keiner
bekannt.“
    „Seit unserem Abenteuer unter den
Pennern“, sagte Tim, „haben wir einen heißen Draht in dieses Milieu.
Würgegriff-Paula ( s . a. Band 50: Sklaven für Wutawia ), unsere
Kontaktperson, hängt hoffentlich noch irgendwo rum: unter den Brücken, in einer
Tonne oder einem abbruchreifen Altbau, der leersteht. Vielleicht kennt Paula
den Typ.“
    Glockner sah seine jungen Freunde an. „Von
den Nachforschungen werde ich euch sicherlich nicht abhalten können.“
    „Ich wünsche mir“, stieß Klößchen
hervor, „daß wir diesen Leo finden und ich ihm den Bordcase meiner Mutter aus
den gierigen Händen reiße. Dazu kriegt er noch eine Ohrfeige, daß ihm die Zähne
klappern. Am besten von Tim. Das ist dann das richtige Kaliber.“
    „Bringt euch nicht in Gefahr“, warnte
Gabys Vater.
    Dann klingelte sein Telefon, und er
mußte zum Polizeipräsidenten, weil dort die Alarmglocken läuteten: Angeblich — das
hatte er per Fernschreiben von seinen italienischen Kollegen aus Neapel
erfahren — sei ein gefährlicher Ganove hier, Enrico mit Vornamen — mehr wußte
man nicht. Wie ein umlaufendes Gerücht in Neapels Unterwelt verbreite, plane
der Verbrecher einen gigantischen Coup: eine Entführung mit Lösegelderpressung.
    Der Polizeipräsident hielt das zwar für
ausgemachten Unsinn, mußte aber — um nicht pflichtvergessen dazustehen — seine
zuständigen Mitarbeiter mit dem warnenden Hinweis bekannt machen.
    Für die TKKG-Bande hatte Glockner also
keine Zeit mehr. Deshalb verzogen sie sich, und Oskar trottete mit.
     
    *
     
    Ritschi Gernreich, der blondierte
Ganove, fuhr drei Stationen mit der U-Bahn, sockte noch zehn Minuten und hatte
dann sein Ziel erreicht.
    Ein Bretterzaun — so alt, daß er
bereits faulte — umschloß das Grundstück. Über dem Tor hing ein Schild:
Fuhrunternehmen Knut Winzig.
    Ritschi öffnete das Tor. Es lief auf
Rollen, und Rost überzog alle Metallteile. Das Quietschen war weithin zu hören.
Als Ritschi den Flof überquerte, wurde die Tür des flachen Gebäudes geöffnet.
Es stand im Hintergrund, war häßlich und enthielt außer Winzigs Wohnung auch
das ehemalige Büro.
    Knut Winzig trat vor die Tür.
    Als Fuhrunternehmer hatte er vor einem
Jahr Pleite gemacht. Es war aufgefallen, daß seine drei Lkw regelmäßig
überfallen und ausgeraubt wurden — wenn sie sich mit wertvoller Fracht auf
Fahrt befanden: nach Jugoslawien, Österreich oder Italien.
    Man munkelte, Winzig stecke mit den
Räubern unter einer Decke. Das war richtig. Aber nachweisen konnte man ihm
nichts. Dennoch blieben die Aufträge aus. Sein Fuhrunternehmen brach zusammen,
er verkaufte die Lastwagen — und lebte seitdem üppig und in Freuden, denn seine
Anteile an der Beute hatten ihm ein Vermögen eingebracht. Zur Ruhe setzte er
sich trotzdem nicht. Hier

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