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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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es Stoff zum Grübeln, meint Ihr nicht auch? Wenn so etwas ein Bedrohter von einem anderen Bedrohten sagt, das ist schon sehr edelmütig.«

9. Kapitel
    Owain Gwynedd schickte seine Antwort auf die Ereignisse in Shrewsbury am Tage nach Anions Flucht durch den Mund des jungen John Marchmain, der beim Gefangenenaustausch als Geisel in Wales zurückgeblieben war. Die sechs Waliser, die ihn auf dem Heimweg begleiteten, kamen nur bis zu den Stadttoren mit, wo sie salutierten und sich sofort wieder zurückzogen.
    John, der Sohn der jüngeren Schwester von Hughs Mutter, ein hochaufgeschossener neunzehnjähriger Junge, ritt unter der Würde der Botschaft, die ihm anvertraut war, steif in die Burg ein und wandte sich förmlich an Hugh.
    »Owain Gwynedd bittet mich zu sagen, daß durch einen derart herbeigeführten Tod seine Ehre auf dem Spiel steht. Er befiehlt seinen Männern, sich in Geduld zu üben und nach Kräften zu helfen, bis die Wahrheit gefunden und der Mörder entdeckt ist und sie für die Heimkehr freigegeben werden. Er schickt mich als durch das Schicksal befreit zurück. Er sagt, er hat keinen Gefangenen mehr gegen Elis ap Cynan auszutauschen und will keinen Finger rühren, ihn zu befreien, bis sowohl der Schuldige als auch die Unschuldigen entdeckt sind.«
    Hugh, der ihn von Kindheit an kannte, hob beeindruckt die Augenbrauen unter dem dunklen Haar, pfiff leise und lachte.
    »Du kannst wieder herunterkommen, du fliegst zu hoch für mich.«
    »Ich spreche für einen hochfliegenden Falken«, entgegnete John, indem er laut schnaufte, das Gesicht zu einem Grinsen verzog und sich gegen die Wand des Wachzimmers zurücklehnte. »Nun, du hast ihn verstanden.
    Genauso hochgestochen klang es auch. Aber es gibt noch mehr zu berichten. Was weißt du Neues aus dem Süden? Ich glaube, Owain hat seine Augen und Ohren überall an der Grenze, weiter jedenfalls, als dein Einfluß reicht. Er sagt, die Kaiserin wird wahrscheinlich siegen und zur Königin gekrönt werden, denn Bischof Henry empfing sie in der Kathedrale von Winchester, wo Krone und Kronschatz bewacht werden, und der Erzbischof von Canterbury windet sich und vertröstet sie - er kann sie nicht anerkennen, ehe er nicht mit dem König gesprochen hat. Und, bei Gott, das hat er inzwischen getan, denn er war in Bristol und nahm ein Gefolge von Bischöfen mit sich und es wurde ihm auch erlaubt, mit dem Gefangenen Stephen zu sprechen.«
    »Und was sagt König Stephen?« fragte Hugh.
    »Er erklärte ihnen in seiner großartigen Redeweise, daß sie auf ihr Gewissen hören und natürlich das tun müßten, was ihnen als das Beste erschiene. Owain sagte, das würden sie tun, nämlich was ihnen für ihre eigene Haut am besten erscheint! Sie werden die Köpfe neigen und zum Sieger halten.
    Aber da gibt es noch etwas Wichtiges, das Owain bedacht hat.
    Ranulf von Chester ist genau im Bilde und weiß inzwischen, daß Gilbert Prestcote tot ist, so daß er unsere Grafschaft in tiefer Verwirrung glaubt. Die Folge davon ist, daß er nach Süden, gen Shropshire und weiter nach Wales vordringt, daß er Männer in seine vorgeschobenen Garnisonen schickt und sich in kleinen Etappen vortastet.«
    »Und was erbittet Owain von uns?« fragte Hugh, der sofort erkannte, daß noch eine Bitte folgen würde.
    »Er sagt, wenn du mit einer ansehnlichen Streitmacht nach Norden ziehst, dich an der Grenze von Cheshire zeigst und Oswestry und Whitchurch und alle anderen Festungen da oben verstärkst, dann hilfst du dir selbst und auch ihm, denn er will gegen den gemeinsamen Feind das gleiche tun. Und er läßt ausrichten, daß er in zwei Tagen bei Sonnenuntergang nach Rhyd-y-Croesau bei Oswestry zur Grenze kommen will, wenn du bereit bist, ihn dort zu Verhandlungen zu treffen.«
    »Und wie ich entschlossen bin!« sagte Hugh energisch und erhob sich, um seinen vor Eifer glühenden Vetter zu umarmen und ihn weiter über das bevorstehende Treffen mit Owain zu befragen; er würde der Herausforderung mit der stärksten Kraft begegnen, die er in seiner belagerten Grafschaft nur aufbieten konnte.
    Daß Owain ihnen nur zweieinhalb Tage gegeben hatte, um die Männer auszuheben, die Stadt und die Burg mit einer dezimierten Garnison zu besetzen und die Streitmacht in den Norden der Grafschaft zu verlegen, war eher ein Beweis für die Leichtigkeit und Raschheit, mit welcher Owain sich in einem eigenen Gebirgsland bewegen konnte, als ein Anzeichen für die Dringlichkeit der ganzen Sache. Hugh verbrachte den Rest des

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