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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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stand, erregte natürlich auch die seine. Das rote Fackellicht blinkte auf dem Schmuck, der offen und stolz getragen wurde. Sein Besitzer hatte allen Grund zur Annahme, daß es nicht zwei davon gab, nicht zwei von genau dieser Größe und mit diesen Verzierungen.
    »Im Namen Gottes!« fluchte Einon ab Ithel laut und empört. »Was haben wir denn da für einen Dieb, der unter meinen Augen mein eigenes Gold trägt?«
    Das Schweigen brach so unheildrohend herein wie ein Donnerschlag, und alle Köpfe fuhren vom Prinzen und dem Bittsteller herum zu diesem lauten Ankläger. Einon umrundete mit einigen langen Schritten die Haupttafel und kam vom Podest so weit herunter, daß Griffri erschrocken zurückwich. Er drückte einen harten braunen Finger auf die Nadel, die im dunklen Mantel funkelte, und sagte zu Owain: »Mein Herr, dies - dies gehört mir! Es ist Gold aus meiner Erde, ich ließ es schürfen, ich ließ den Schmuck für mich anfertigen, und in diesem oder einem anderen Land gibt es kein ähnliches Stück.
    Als ich von dem Auftrag, der allen bekannt ist, aus Shrewsbury zurückkam, war es nicht mehr an meinem Kragen, und ich habe es seitdem nicht mehr gesehen. Ich dachte, es sei irgendwo auf die Straße gefallen und kümmerte mich nicht weiter darum.
    Gold ist nicht etwas, um das man klagen sollte! Nun sehe ich es wieder und wundere mich. Mein Herr, es liegt in Euren Händen.
    Fragt diesen Mann, wie er dazu kommt zu tragen, was mir gehört.«
    Die Hälfte der Menschen in der Halle war aufgesprungen, es gab drohendes Gemurmel, denn unabhängig von den Umständen war ein Diebstahl das schlimmste Verbrechen, das alle kannten, und der auf frischer Tat ertappte Dieb konnte auf der Stelle vom Bestohlenen getötet werden. Griffri stand wie betäubt da und starrte verwirrt drein. Anion stürzte mit ausgebreiteten Armen zwischen Einon und seinen Vater.
    »Mein Herr, mein Herr, ich schenkte es ihm, ich gab es meinem Vater. Ich habe es nicht gestohlen... ich nahm es als Blutpreis! Gebt meinem Vater keine Schuld, wenn die Schuld nur die meine ist.«
    Er schwitzte vor Angst, gewaltige Sturzbäche rannen ihm plötzlich über die Stirn und stauten sich in seinen dichten Augenbrauen. Wenn er auch ein wenig walisisch sprach, so half ihm das in dieser Notlage nicht, denn er hatte englisch gesprochen. Alle waren einen Augenblick überrascht. Owain gebot mit erhobener Hand der ganzen Halle Schweigen.
    »Setzt Euch alle und haltet den Mund. Dies ist meine Angelegenheit. Ich will es hier still haben, und dann soll Recht gesprochen werden.«
    Sie murmelten, aber sie gehorchten. Während des folgenden Schweigens erhob Bruder Cadfael sich unauffällig und umrundete den Tisch. So diskret seine Bewegungen auch waren, erregten sie doch die Aufmerksamkeit des Prinzen.
    »Mein Herr«, sagte Cadfael flehend, »ich bin aus Shrewsbury, ich bin mit diesem Anion ap Griffri hier bekannt. Er wurde in England erzogen, was nicht sein Fehler ist. Sollte er einen Übersetzer brauchen, dann kann ich diesen Dienst leisten, damit er von allen hier verstanden wird.«
    »Ein edles Angebot«, sagte Owain und musterte ihn nachdenklich. »Seid Ihr denn auch berechtigt, Bruder, für Shrewsbury zu sprechen? Denn es scheint, als reichte die Anklage in jene Stadt und bis zu der Angelegenheit, von der wir wissen, zurück. Und wenn dies so ist, sprecht Ihr dann für die Grafschaft und die Stadt oder nur für die Abtei?«
    »Hier und jetzt«, erwiderte Cadfael kühn, »will ich für beide eintreten. Und falls daran später ein Makel gefunden wird, dann soll er allein auf mich fallen.«
    »Ich vermute«, sagte Owain nachdenklich, »daß Ihr eben wegen dieser Angelegenheit hier seid.«
    »So ist es. Teilweise, weil ich nach eben diesem Schmuckstück suche. Denn es verschwand am Tage des Todes von Gilbert Prestcote aus dessen Kammer in unserer Krankenstation. Der Mantel, der dem Kranken als Schutz mit auf die Bahre gegeben worden war, wurde Einon ab Ithel ohne das Schmuckstück zurückgegeben. Erst als er abgereist war, erinnerten wir uns an die Brosche und suchten nach ihr. Und erst jetzt sehe ich sie wieder.«
    »Sie war in dem Zimmer, in dem ein Mann ermordet wurde?« fragte Einon. »Bruder, Ihr habt mehr als nur das Gold gefunden. Ihr mögt die anderen Verdächtigen heimschicken.«
    Anion stand furchtsam, aber aufrecht zwischen seinem Vater und den anklagenden Blicken einer ganzen Halle voller Menschen. Er war weiß wie Eis und sah aus, als hätte alles Blut seine Adern

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