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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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der Linken und sein Schwert in der Rechten. Die Klinge pfiff durch die Luft. Richard entging dem Streich, indem er sich zur Seite warf. Guy ließ sich nicht täuschen und setzte nach, aber Richard hatte genau das vorausgesehen und entkam dem zweiten Streich. Einen Augenblick lang starrten die beiden Männer einander an, beide schwer atmend vor Anstrengung und Hitze und weil sie den Tod nahe wussten. Von der umkämpften Burg her ertönten wie fernes Meeresrauschen Kampfgebrüll, Hornsignale und Trommeln.
    »Gib mir ein Schwert!«, brüllte Richard.
    »Nimm dir seins!« Guy deutete auf Johnny, der sich aufgesetzt hatte und wieder umgefallen war und mit schielenden Augen versuchte, ein Krummschwert aus dem Gürtel zu ziehen. Richard bückte sich. Guy griff ihn sofort an, noch bevor er eine Chance hatte, das Schwert an sich zu nehmen. Richard entkam im letzten Moment, stolperte aber über Edith, die sich gerade aus der Gefahrenzone rollen wollte, und stürzte. Als er sich herumgeworfen hatte, war es zu spät.
    Guy hob sein Schwert über den Kopf und schlug zu.
    Ediths Arme vibrierten bis zur Schulter. Fassungslos blickte sie daran entlang. In beiden Händen hielt sie das Schwert, das sie Johnny irgendwie entrissen haben musste, schützend über Richard. Sie hatte Guys Streich damit abgeblockt. Es war wie vor Westminster Hall nach der Krönung Richards, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Die Sarazenenklinge war zerbrochen, aber Richard war nicht getroffen worden. Noch während sie versuchte sich daran zu erinnern, wann und wie sie das Schwert an sich genommen und in die Höhe gehalten hatte, wurden ihre Hände taub. Das zerbrochene Schwert entglitt ihr.
    Guy schrie ungläubig auf, dann holte er erneut aus – und zielte diesmal auf Edith.
    Richard warf sich schützend über sie, und in dem einen, einzigen Augenblick, bevor Guys Schwert herabfuhr, erkannte sie in seinen Augen, dass er sie ebenso liebte wie sie ihn.
    Dann … der dumpfe Aufprall von Stahl, der durch einen Kettenpanzer, durch Fleisch und Knochen dringt. Und dann hörte Edith in ihren Gedanken die Stimme Bridas: Ich habe den jungen König Richard erschlagen zu Euren Füßen liegen sehen, Mylady. Und Ihr seid es, um derentwillen er stirbt!

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    V erflucht«, sagte Guy de Gisbourne erstaunt.
    Edith starrte in Richards Augen. Der König blickte unverwandt zurück. Dann war der Moment der Verzauberung auch schon vorüber, und Richard packte sie und rollte sich mit ihr aus der Reichweite von Guys Schwert. Doch anstatt den beiden nachzusetzen, ließ der Normanne Schwert und Schild sinken und blieb mit hängenden Schultern stehen. Vor ihm hatten sich zwei Sarazenen mit drohend erhobenen Schwertern aufgebaut. Der Sergeant stand hinter ihm, eine Hand auf Guys Schulter. Die anderen Reiter hatten einen Kreis um sie gebildet. Johnny Greenleaf saß abseits auf dem Boden und befühlte sein Kinn. Er machte den Eindruck, als sei er noch nicht wieder ganz in der Wirklichkeit angekommen.
    König Richard rappelte sich hoch und zog Edith mit. Sie wäre gleich wieder zu Boden gesunken, wenn er sie nicht gehalten hätte.
    »Richard«, wisperte sie. Mit flatternden, tauben Händen strich sie über seine Rüstung. »Wo hat er …«
    »Ich bin unverletzt«, sagte der König.
    Sie blickten zu Guy hinüber. Der Sergeant der Sarazenen zog gerade den Arm mit einem Ruck zurück, in seiner Hand lag ein langes, gekrümmtes Sarazenenschwert. Von der Klinge tropfte es dunkel auf den Sand.
    Guy fluchte erneut. Er hob den Kopf und stierte Edith an. Seine Knie knickten ein, sein Oberkörper drehte sich, dann fiel er zu Boden. Sein Blick ging durch Edith hindurch. Was immer Sire Guy de Gisbourne jetzt sah, es war jener Ort, den kein Lebender je erblickt.
    Edith erschauerte. König Richards Schild lag über Sire Guys Brust und in der Faust hielt er immer noch das Schwert des Königs.
    Edith lehnte sich an Richard.
    Der Tote zu Euren Füßen, der um Euretwillen stirbt, trägt die Kleidung eines Ritters, Mylady. Aber er ist kein einfacher Ritter, flüsterte die Stimme Bridas.
    Edith begann haltlos zu zittern.
    Bridas Stimme wisperte in ihrem Herzen:  … die Waffen, die er trägt, sind die eines Königs …
    »Es ist vorüber«, murmelte sie tonlos.
    Richard drückte sie an sich. »Ja, es ist vorüber.« Seine Worte heilten ihr Herz und brachen es zugleich.
    Als Richard, Edith im Arm, an dem Sergeanten vorbeischritt, trat dieser beiseite und nickte dem König zu. Richard nickte ebenfalls. Kein

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