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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Dass Eure Mutter, Lady Diane, einen neuen Ehemann sucht und dass dieser nicht lange nach der Nachricht vom Schiffsunglück auf Kyme auftauchte?«
    »Woher wisst Ihr das alles?«, hauchte Edith.
    »Nun, erstens verkaufe ich meine Waffen nicht nur an christliche, sondern auch an sarazenische Kunden. Deswegen weiß ich ziemlich gut, was im Heiligen Land vor sich geht. Zweitens habe ich Euren Vater und seine Reisegenossen ausgerüstet. Und ich wusste, was sein Auftrag war – früher als er selbst.« Oswald zwinkerte Edith vertraulich zu. »Und drittens«, seufzte er, »sind Lady de Kyme und Victor d’Aspel vor wenigen Augenblicken hier eingetroffen.«

21
    R obert sprang auf und ballte die Fäuste. Edith wurde ganz übel bei der Vorstellung, dass ihre Mutter den Vater seelenruhig seinem Schicksal in den Händen eines Verbrechers überließ. Sie wollte tausend Fragen stellen, aber als sie den Mund auftat, kam nur eine einzige heraus: »Spielt es eine Rolle, woher das Lösegeld kommt?«
    Oswald lächelte anerkennend. »Das ist die einzig vernünftige Frage, die es in Eurer Situation zu stellen gibt, Mylady«, sagte er.
    »Die haben Vater einfach im Stich gelassen …!«, rief Robert mit hochrotem Kopf und versuchte sich dabei dem Griff des Waffenschmieds zu entwinden, der ihn auf die Bank zurückzog. Mehrere Köpfe wandten sich ihnen zu. Oswald gab Sir Penda ein kaum merkliches Zeichen, dass er die Tischnachbarn ablenken sollte.
    »Kein Problem, Paps«, sagte Sir Penda schulterzuckend und begann, eine vollkommen zusammenhanglose Geschichte zu erzählen, bis sich alle genervt abwandten.
    Johnny deutete auf den Ritter. »Was? Er ist …«
    »Mein Schwiegersohn«, erwiderte Oswald fröhlich. »Wenn man nur Töchter hat, ist man froh, wenn man wenigstens für eine von ihnen einen tüchtigen Ehegatten gewinnt.«
    Sir Penda zuckte erneut die Achseln. Das schien seine bevorzugte Gefühlsäußerung zu sein. Aber wenn man ein armer Ritter war, der die Tochter eines Handwerkers zur Frau genommen hatte, weil man den adligen Vätern zu unbedeutend war, und sich damit die Verachtung der besseren Herren eingehandelt hatte, war es vermutlich die einzig angebrachte Reaktion.
    »Hört zu«, sagte Oswald. »Raynald de Chatillon hält Euren Vater noch immer gefangen. Sonst wäre er inzwischen wieder zu Hause.«
    »Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit«, brummte Sir Penda.
    »Und die wäre?« Ediths Herz zog sich zusammen.
    Oswald Armorer warf seinem Schwiegersohn einen verärgerten Blick zu.
    Sir Penda verzog keine Miene. »Als Wilfrids Tochter muss Lady Edith alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Schließlich hat sie am Ende zu entscheiden, was getan werden muss.«
    »Ich bin derjenige, der hier die Entscheidungen trifft!«, warf Robert wütend ein, aber niemand schenkte ihm besondere Beachtung.
    »Ihr meint«, vollendete Edith Pendas Gedanken, »dass Raynald unseren Vater umgebracht hat, weil er es satthatte, noch länger auf das Lösegeld zu warten.«
    »Raynald würde so was nie tun!«, rief Johnny, wurde aber wie Robert von den Anwesenden komplett ignoriert.
    Oswald seufzte. »Möglich, aber unwahrscheinlich. Raynald ist im Besitz der Burg Kerak. Sie steht beinahe uneinnehmbar auf einem Felsplateau. Ein Gefangener kann von dort unmöglich fliehen. Und rein kaufmännisch betrachtet: Der Letzte der großen angelsächsischen Lords ist eine so fette Beute, dass es sich für Raynald sehr wohl lohnt, noch ein Weilchen auf das Lösegeld zu warten.«
    »Außer er erkennt, dass die Familie des großen Lords nie etwas zahlen wird!« Edith spie die Worte hervor.
    »Ja, aber Nachrichten reisen langsam. Bis ihm klar wird, dass nichts kommt, vergeht leicht noch ein Jahr. Bis dahin wird er seine Geisel wie ein rohes Ei behandeln, und wenn die Verhandlungen begonnen haben, erst recht.«
    »Welche Verhandlungen?«
    »Na, Eure Verhandlungen! Ihr müsst wie üblich versuchen den Preis zu drücken! Ihr werdet Euren Vater doch freikaufen, hoffe ich.«
    »Dann müssten wir den geforderten Preis schon auf null drücken, damit wir ihn zahlen könnten«, sagte Edith niedergeschlagen.
    »Ich kann für Euch einen Kredit bei einem der jüdischen Bankiers hier in London besorgen«, sagte Oswald; und bevor Edith etwas einwenden konnte, fügte er hinzu: »Ich wäre bereit, für Euch zu bürgen. Bei Euch, Mylady, muss ich keine Bedenken haben, dass Ihr Euren Weg in der Welt macht.«
    »Das würdet Ihr tun?«
    Oswald grinste spitzbübisch. »Für einen

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