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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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guten Kunden tu ich alles. Schließlich will ich, dass er ein guter Kunde bleibt.«
    »Und wenn uns niemand Geld leiht?«
    »Wenn ich es einfädele, klappt es! Die einzige Alternative wäre, dass Ihr, Euer Bruder und der überaus edle Sir Loxley hier«, Johnny rollte bei dieser spöttischen Bemerkung mit den Augen, »ins Heilige Land aufbrecht und Euren Vater eigenhändig befreit. Aber meine Devise ist immer: Warum das Schwert in die Hand nehmen, wenn Geld genauso gut zum Ziel führt?«
    »Welchen Schritt sollen wir als Nächstes tun?«, fragte Edith.
    »Wenn wir davon ausgehen, dass König Richard Eure Anwesenheit an dieser Tafel wahrscheinlich schon längst wieder vergessen hat: Verschwindet, bevor Lady Diane und Lord Victor Euch hier entdecken. Ihr seid ja wohl kaum mit ihrer Erlaubnis hier.«
    »Wir sind heimlich aufgebrochen, weil wir den König bitten wollten …«
    »Vergesst den König! Die Einzigen, die Euch und Eurem Vater helfen können, sind Oswald Armorer und seine jüdischen Freunde, glaubt mir, Mylady!«
    »Wir wissen gar nicht, wo wir bleiben …«, begann Robert.
    Edith unterbrach ihn. »Wir suchen uns eine Unterkunft.« Oswald nickte anerkennend.
    Hier ist ein Mann, der sehen will, dass der andere sich selbst hilft, statt ihn jammern hören , dachte Edith. »Den Rest überlassen wir Euch. Abgemacht?«
    »Ich würde in die Hand spucken und sie Euch reichen, damit Ihr einschlagen könntet. Aber das würde einer Lady wie Euch wohl kaum geziemen.«
    »Jetzt ist ein günstiger Augenblick, um sich rarzumachen«, mischte sich Sir Penda ein.
    Das ließen sich Edith, Robert und Johnny nicht zweimal sagen. Gerade war ein Gedränge um den Eingang der Halle herum entstanden, Herren und Damen waren herbeigeeilt. Die drei drängelten sich zwischen den Gästen hindurch. Edith spähte dabei suchend umher, konnte aber weder ihre Mutter noch Victor entdecken.
    Endlich schafften sie es durch die Menschentraube hinaus ins Freie.
    London lag, eingerahmt von Festungsbauten und Feldern und Wiesen, vor ihnen. Mehrere schwarze Rauchsäulen standen über der Stadt, eine Glocke bimmelte hektisch, und ein Raunen, das zunächst wie das Rauschen eines fernen Meeres klang, in Wahrheit aber das Gegröle Hunderter hasserfüllter Kehlen war, drang herüber. Edith fühlte, wie ihr die Knie weich wurden, noch bevor sie die Rufe der herbeieilenden Männer und Frauen verstand; sie drehte sich um, als ob sie bei Robert oder Johnny die Bestätigung ihrer Angst finden wollte.
    Stattdessen traf ihr Blick eine Frau, die sich soeben durch die Menge schob. Sie wollte wohl ebenfalls nachsehen, was hier vorging. Die Augen der Frau weiteten sich im Schock des Erkennens. Sie war Ediths Mutter.
    Und da kamen auch die Rufer heran und riefen keuchend aufs Neue ihre Botschaft: »Sie bringen die Juden um und zünden ihre Häuser an!«

22
    K önig Richard saß in sich zusammengesunken auf seinem Thron. So hatte er sich seine Krönungsfeier nicht vorgestellt. Die Ausschreitungen in London hatten viele Juden das Leben gekostet. Die Soldaten, die er in die Stadt geschickt hatte, waren zu spät gekommen. Er, Richard I., König von England, hatte nicht viel mehr tun können, als einige wenige Familien zu retten, die in ihren Häusern von einer feindseligen Menge belagert wurden. Jenen, die sich in den Schutz des »Turms« geflüchtet hatten, hatte er Geleitschutz nach Hause geben lassen. Den Angehörigen der Ermordeten hatte er mit Geldspenden geholfen. Einige Soldaten waren von den Aufrührern angegriffen worden. Oft hatten sie die Mörder nicht verhaften können, weil sie stattdessen gemeinsam mit den Nachbarn die Feuer in den angezündeten jüdischen Häusern hatten bekämpfen müssen, damit der Brand sich nicht auf ganz London ausweitete. Richard hatte gehört, dass auch Jakob von Orléans unter den Toten war. Und das war umso tragischer, als der Gelehrte sich einst vor Verfolgung aus Frankreich nach England geflüchtet hatte.
    Die wenigen Totschläger, die Richards Soldaten ergriffen hatten, saßen nun im Gefängnis. Richard wusste, dass er nur die Dummen, die Betrunkenen und die Mitläufer erwischt hatte – die Anstifter waren ihm durch die Lappen gegangen. Nun saß er hier und unterzeichnete Dokumente, anstatt das zu tun, wonach es ihn am meisten verlangte: das Schwert zu ziehen und die Aufrührer, die Brandstifter, die Hetzprediger und die Mörder eigenhändig …
    Er holte tief Luft. Er war der König. Er machte das Gesetz, aber er war es

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