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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Wulf strahlte. »Die Tochter des Hauses ist meine Zukünftige – sobald ich hier genügend Geld beiseitegelegt habe, werde ich heiraten. Dann werde ich Herbergswirt, und endlich wird es eine gute englische Herberge hier in Marseille geben! Darauf hat die Welt gewartet, das sag ich Euch! Schönes warmes Bier und gekochtes Rindfleisch, nicht das überwürzte gebratene Zeug mit dem schweren Wein dazu, das man hier allerorten bekommt.«
    »Wir sind Euch sehr dankbar«, sagte Edith.
    Wulf nickte. Dann zwinkerte er Johnny zu. »Und du, Johnny Greenleaf – komm nach dem Abendläuten hier vorbei. Ich lad dich auf einen Krug Bier ein, weil du mir so viel Glück gebracht hast.«
    »Äh …«, stotterte Johnny und schielte zu Edith.
    »Nur zu«, ermunterte sie ihn. Bei sich dachte sie: Und sei so schlau, Wulf ein wenig auszufragen! Wenn Brion tatsächlich etwas zugestoßen ist, kann es nicht schaden, so viel wie möglich von jemandem zu erfahren, der schon einige Zeit hier ist.
    Sie fröstelte bei dem Gedanken, dass sie nun auf sich allein gestellt waren.

5
    A m nächsten Morgen schlenderten sie am Kai entlang. Wulf hatte Johnny verraten, wie man Schiffe, die auf große Fahrt gingen, von den Küstenseglern unterscheiden konnte. Man musste auf Art und Menge der Vorräte, die eingeladen wurden, achten. Auch das Verhalten der Matrosen war ein Hinweis. Man musste beobachten, wie genau sie es mit der Reparatur der Schiffe nahmen. Und wem eine Fahrt übers weite Meer bevorstand, der nutzte nicht selten das Gebetsläuten der Kirchen dazu, bei der Arbeit innezuhalten und sein Ave Maria besonders inbrünstig zu beten. Die Seeleute riefen außerdem den heiligen Nikolaus an, ihren Schutzpatron.
    »Schön und gut«, quengelte Robert, der eifersüchtig war, dass Johnny im Hafengewimmel notgedrungen die Führung übernommen hatte. »Für mich ist trotzdem ein Schiff wie das andere.«
    »Das hier auch?«, fragte Johnny.
    Das Gefährt, das zwischen zwei großen Seglern lag, sah mehr wie eine Ansammlung von Treibholz aus als ein Schiff. Wahrscheinlich verhinderten nur die Taue, mit denen es am Ufer festgemacht war, dass es versank. Drei Männer hockten auf dem kleinen Kahn und flickten die Segel. Nur einer blickte kurz von seiner Arbeit auf.
    »Mit diesem Kahn würde ich mich nicht mal auf den Pickburn wagen«, meinte Robert naserümpfend.
    »Du bist ja auch schon mal in den Pickburn reingefallen«, sagte Johnny.
    Roberts Ohren wurden rot. »Du kannst dich ja reinsetzen in das Ding und ins Heilige Land damit schwimmen!«, versetzte er gereizt. »Wir fischen dich dann auf, wenn wir mit dem Schiff, das König Richard für uns bereitgestellt hat, hinterherkommen!«
    »Schsch!«, machte Edith verärgert. »Wenn du deine Zunge nicht im Zaum halten kannst, sagst du besser gar nichts."
    »Johnny ist schuld! Wenn er das mit dem Pickburn nicht gesagt hätte …«
    Der Matrose blickte erneut zu ihnen auf. Er schaute von Edith zu den beiden Jungen und zurück zu ihr. »Fuhre gefällig?«, fragte er lustlos auf Angelsächsisch.
    »Ihr seid Engländer?«, fragte Edith erstaunt.
    Der Mann auf dem Schiff machte eine müde Geste. »Jeder gute Seemann ist Angelsachse«, erklärte er.
    Edith musste gegen ihren Willen lächeln. »Erklärt das den Männern auf den Schiffen um Euch herum.«
    »Wie sollte ich? Die verstehen kein Angelsächsisch.«
    »Wir sind jedenfalls nicht interessiert«, sagte Robert von oben herab.
    »Es sieht bloß so aus, als würden damit nur die armen Ritter Christi fahren«, warb der Mann. »Woher aus England seid Ihr, edle Landsleute?«
    Edith ignorierte ihn. »Kommt, gehen wir weiter«, murmelte sie. »Sonst werden wir ihn nie los.«
    Zu ihrem Missvergnügen stand der Mann auf und balancierte geschickt über eines der Haltetaue ans Ufer, als sie weitergingen. Er eilte ihnen nach.
    »Wirklich«, sagte er, »die armen Ritter Christi würden mein Boot nicht verschmähen, und Ihr solltet’s auch nicht tun. Wo wollt Ihr hin? Ins Heilige Land?«
    »Nein«, sagte Edith.
    Der Kapitän des Wracks tanzte um sie herum wie ein nervöser Hirtenhund. »Er hier hat aber was gesagt von ›ins Heilige Land schwimmen‹.«
    Edith erdolchte Robert mit Blicken. »Nein«, sagte sie dann etwas barscher. »Er sagte was von ›mit eiliger Hand schwimmen‹.«
    »Ach was«, sagte der Kapitän.
    »Ja«, knurrte Edith. Ihre Augen schleuderten Blitze auf Robert.
    »Er hat auch was gesagt von ›König Richard‹.«
    »Das muss ein totales Missverständnis

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